Zwei Spiele, zwei Siege: Der EHC wieder auf Erfolgskurs

Glücksfall Bradley

„Eine völlig andere Mannschaft wie noch unter Bernie Englbrecht“, so EHC-Präsident Bochanski. Foto: hh-muc

„Eine völlig andere Mannschaft wie noch unter Bernie Englbrecht“, so EHC-Präsident Bochanski. Foto: hh-muc

„Doug Bradley ist ein absoluter Glücksfall für den EHC“. So zitiert die Münchner Abendzeitung Vereinspräsidenten Jürgen Bochanski in der Ausgabe vom Montag. Bochanskis Freude über die Neuverpflichtung könnte vermutlich kaum größer sein, denn endlich kann er wieder positive Nachrichten vermelden. Objektiv betrachtet allerdings lässt sich Bradleys Leistung noch gar nicht genau definieren: Erst seit wenigen Wochen in Amt und Würden lassen sich noch kaum Aussagen über ein verändertes taktisches Konzept oder den Erfolg seiner Trainingsmethoden treffen.

Doch das ist für den EHC und dessen Fans zweitrangig, denn die Wahrheit liegt, wie immer, auf dem Eis: Und da präsentiert sich „eine völlig andere Mannschaft wie noch unter Bernie Englbrecht“, wie Bochanski befindet. Bradley hat es demnach geschafft, die bösen Geister auszutreiben und den Spielern das dringend nötige Selbstbewusstsein wieder zu geben. Besonders deutlich ist das an Florian Kettemer und Jade Galbraith zu beobachten. Während Kettemer wie befreit aufspielt, ist es vor allem Galbraith, der unter Bradley genau das abruft, was von ihm verlangt wird: Spielwitz, gelegentlicher Wahnsinn und Torgefahr. „Vielleicht sind es nicht die besten Spieler der Welt, aber sie sind intelligent und benötigen lediglich ein bisschen Struktur“, beschreibt Bradley. Eine 180-Grad-Wende, vergleicht man seine Statements mit denen Bernie Englbrechts – und eine deutliche Parallele zu Pat Cortina, der ähnlich stolz von „seinen Jungs“ sprach. Unter Cortina gewann der EHC einst dreizehn Spiele in Folge, Bradley hat zumindest eine Zwei-Spiele-Serie vorzuweisen: Am Freitag gewann der EHC auswärts in Regensburg mit 1:4, am Sonntag machte man das Sechs-Punkte-Wochenende mit einem hart umkämpften 3:1 gegen Landsberg komplett. Beide Spiele waren keine Ausgeburt an Eishockey-Eleganz, doch wer siegt, muss keine kritischen Fragen fürchten. Zufrieden ist Doug Bradley – eine erneute Parallele zu Pat Cortina – auch nach diesen hervorragenden Ergebnissen nicht. „Der Sieg am Sonntag war hart erkämpft und es war sicher kein schönes Spiel. Aber wir haben dennoch verdient gewonnen.“ Es war ein kampfbetontes Spiel, manch einer sprach sogar von einer Schlacht, was höchstens auf die zahlreichen Strafen und die diversen Faustkämpfe bezogen werden dürfte. Zeitweise glich die Besetzung der Strafbank der Mannstärke der Auswechselbank. Den knapp 1.900 Fans im gut besuchten Oberwiesenfeld aber gefiel es. Den Trainern allerdings weniger: „Es hätte nicht so viel Hass geben müssen, wenn der Referee ein bisschen flexibler mit seinen Strafen umgegangen wäre“, meint Bradley. Dass sich seine Spieler zu Privatduellen hinreißen ließen, nimmt der Ex-Barons-Coach, als Spieler selbst kein Kind von Traurigkeit, gelassen. „Das kommt vor, wenn so viel Emotionen dabei sind. Natürlich müssen manche noch ein bisschen cooler werden, aber das kommt noch.“ Momentan rangiert der EHC München auf Tabellenplatz neun. Das klingt schlechter, als es ist: denn nur sechs Punkte trennen die Münchner von Tabellenplatz zwei. Mit der Leistung der vergangenen Woche und der neuen Einstellung der Kufencracks ist Platz neun vermutlich ohnehin nur eine Momentaufnahme. Bald wird sich auch herausstellen, welchen Anteil Doug Bradley an der Leistungssteigerung seiner Mannschaft wirklich hat. Vielleicht wird er dann ein noch größerer Glücksfall sein. Daniel Köhler

Artikel vom 29.10.2007
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