Albrecht Ackerland über U-Bahn

„Da schau her"

Immer größer wird das U-Bahn-Netz. Ab morgen kann man mit der Unterirdischen sogar zum OEZ fahren. Ist das gut? Naja. Praktisch ist sie ja schon, die U-Bahn – in einer Viertelstunde schafft man es vom Giesinger Bahnhof zum Westfriedhof. Das soll mal einer mit dem Radl nachmachen. Oder noch besser: mit dem Auto.

Allerhöchstens nachts um halb vier schafft man das dann vielleicht – theoretisch, denn praktisch wird man um diese Uhrzeit fast zwangsläufig von der Polizei aufgehalten. Sicherheit – Sie verstehen! Und so braucht man dann doch wieder eine Dreiviertelstunde.

Sie werden jetzt fragen, was ich nachts um halb vier am Westfriedhof will? Weiß ich auch nicht. Gar nix. Erstens hab’ ich in Giesing einen Ostfriedhof, und zweitens wüsste ich nicht, was ich mitten in der Nacht auf einem Gräberacker soll. Drittens fährt so spät (oder: so früh, wie man will) keine U-Bahn, und viertens fahr’ ich ohnehin nur ganz selten U-Bahn.

Ich steige nicht gern hinab, das kommt noch früh genug, denke ich mir immer – dann, wenn ich auf den Ostfriedhof muss. Oder von mir aus auch auf den Westfriedhof. Ist ja dann ziemlich wurscht, weil’s ja nur noch um meinen Körper geht. Mein Geist ist dann längst im ewigen Schweben.

Transrapid – fragen Sie jetzt? Will der Geist des Ackerlands sein ewiges Leben in der geplanten Magnetschwebebahn zum Franz-Josef-Flughafen und zurück in die Stadt verbringen? Nein, ich bitte Sie, das wäre ja ein Fegefeuer, wie es im Lehrbuch steht.

Als Verstorbener habe ich schließlich Zeit. Da darf’s auch die S-Bahn sein, von mir aus auch mit Bahnstreik. Am liebsten allerdings wäre mir bei einer solchen Fegefeuerfahrt die Tram, und zwar eine alte, eine, in die man noch hinaufsteigen muss, das Gegenteil also von einer U-Bahn. Denn kein Fortbewegungsmittel der Welt ist schöner als die alten Münchner Trams. So eine Fahrt wäre dann der Himmel für mich.

Artikel vom 25.10.2007
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