Unter neuer sportlicher Leitung gewinnt der EHC das Heimspiel gegen Ravensburg

Erster Kredit für Bradley

Bradley hat sich bei den Vorbereitungen zum Freitagsspiel heiser geschrien. Es hat sich gelohnt. Foto: hh-muc

Bradley hat sich bei den Vorbereitungen zum Freitagsspiel heiser geschrien. Es hat sich gelohnt. Foto: hh-muc

Für Doug Bradley war es ein Einstand wie gemalt: gekommen für den unbeliebten und zuletzt notorisch erfolglosen Vorgänger Bernie Englbrecht, konnte der ehemalige Co-Trainer der München Barons bei seinem ersten Heimspiel als offizieller Coach gleich eine Duftmarke setzen.

Am Freitag spielte der EHC, den er bis dato nur wenige Male trainieren konnte, den überforderten Aufsteiger Ravensburg mit 6:3 an die Wand. Besonders die Leistung des von Englbrecht über Gebühr gescholtenen Jade Galbraith überraschte: Galbraith schoss die Schwaben mit drei Treffern beinahe im Alleingang ab und spielte wie aufgedreht. „Ich habe mit Jade in den letzten Tagen mehr gesprochen als mit meiner Frau“, sagt Teammanager Christian Winkler im Anschluss an die Pressekonferenz. „Scheinbar hat es etwas gebracht.“ Ebenfalls herausragend: der immens lauf- und einsatzfreudige Chris Bahen, der strategisch grandios aufspielende Mike Kompon und der sichere Rückhalt namens Joey Vollmer, der vor Spielbeginn minutenlang gefeiert wurde: Mit 264 Spielen im Dress des EHC ist er der Rekordspieler des Vereins. „Dieses Team ist smart, hat Charakter und arbeitet hart“, lobte Coach Bradley beinahe stimmlos die Leistung der Seinen. Die Trainingseinheiten hatten seine ungeübten Stimmbänder hart beansprucht. Er freue sich, wieder in München zu sein, und auf die neue Aufgabe sowieso. Bradley agiert weitaus besonnener als Englbrecht und war sich trotz der Stimmprobleme nicht zu schade, interessierten Journalisten ein paar Tipps aus seiner Taktikschatulle zu verraten. Ein neuer Geist jedenfalls herrschte während der Pressekonferenz: Offizielle, Sponsoren und viele mehr ließen sich blicken, um Spalier zu stehen und Schultern zu klopfen. In den letzten Wochen war das anders. Doch die letzten Wochen sind, zumindest offiziell, vergessen. „Die Saison fängt jetzt wieder bei null an“, meint Christian Winkler und gibt zu, dass die Verpflichtung Englbrechts ein Fehler war. „Ich habe einfach unterschätzt, wie wenig Kredit er bei den Fans hat. Das nehme ich auf meine Kappe.“ Winkler, der angespannt wirkte, dürfte es sehr gelegen gekommen sein, dass sich Englbrecht mit einem Interview (wir berichteten) selbst ins Aus geschossen hatte. Sonst hätte auch er unangenehme Fragen beantworten müssen. „In diesem Job musst du einfach hart sein. Wenn du das nicht bist, kannst du dir gleich einen Strick holen. Ich bin von mir überzeugt und ich hoffe, dass der Vorstand und die Fans das auch sind“, so Winkler abschließend. Bradley nun soll die notorisch kriselnde Lizenzabteilung des EHC endlich in ruhigere Fahrwasser lenken. „Die Spieler arbeiten sich gerade aus ihrem Loch“, analysiert er die Stimmung in der Mannschaft. „Da tun solche Siege natürlich gut. Aber wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Doch die Qualität des Kaders ist gut.“ Von Vorschusslorbeeren nach diesem Abend der Versöhnung will Bradley nichts wissen: „Der Kredit von heute gilt nur bis zum nächsten Heimspiel. Ich weiß doch, wie es läuft“, sagt er. Und lächelt. Der Kredit allerdings dürfte inzwischen noch größer geworden sein: Schließlich erarbeitete sich der EHC am Sonntag nach einem Rückstand von zwei Toren noch einen Punkt in Schwenningen. Zwar ging das Spiel mit 5:4 nach Verlängerung und Penaltyschießen verloren, doch die Leistung stimmte. Die Versöhnung geht weiter.

Daniel Köhler

Artikel vom 22.10.2007
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