»Dr. Sommer« besucht jüngste Sitzung des Bezirksausschusses Maxvorstadt

Maxvorstadt · Bienchen und Blümchen

Die Ärztin Elisabeth Raith-Paula (Bildmitte) als Dr. Sommer: Sie will Schülern aus der Maxvorstadt helfen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. F.: MFM

Die Ärztin Elisabeth Raith-Paula (Bildmitte) als Dr. Sommer: Sie will Schülern aus der Maxvorstadt helfen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. F.: MFM

Maxvorstadt · Aufklärungsstunde im Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3): Die Stadtteilpolitiker haben auf ihrer jüngsten Sitzung mit hochroten Köpfen über Bienchen und Blümchen diskutiert – und über die sinnvolle Verwendung von BA-Geldern. Die Elternbeiräte des Wittelsbacher Gymnasiums und der Grundschule an der Dachauer Straße wollen für Fünft- und Sechstklässler gemeinsam mit der Münchner Ärztin Elisabeth Raith-Paula einen Projekttag für Sexualkunde veranstalten.

Bei der Finanzierung hoffen sie auf den BA. Dieser stimmte der Kostenübernahme nach langer Diskussion denn auch zu.

»Wie Mädchen und Jungen ihren eigenen Körper erleben und bewerten hat großen Einfluss auf ihr Selbstbild und ihr Lebensgefühl«, klärte die Ärztin Raith-Paula die Stadtteilpolitiker auf der BA-Sitzung auf. »Sich als Frau oder als Mann zu bejahen, ist eine ihrer entscheidenden Entwicklungsaufgaben. Dabei wollen wir die jungen Menschen unterstützen.« Das sei auch schön und gut, fanden einige der BA-Mitglieder – doch: »Sexualkundeunterricht ist nicht unsere Sache, sondern Aufgabe der Schule«, wie Dietrich Kaldewei (SPD) kritisierte. Thomas Graf (Grüne) befürwortete das Vorhaben hingegen: »Aufklärung ist ein heikles Thema«, sagte er – und Lehrer seien in diesen Fragen nicht die richtigen Ansprechpartner, »sie geben den Schülern Noten, das schafft eine peinliche Situation«.

Deshalb würde er es begrüßen, wenn jemand von außen diese Aufgabe übernimmt. Oskar Holl (CSU) stimmte zu: »Die Schulimpfung macht ja auch der Arzt und nicht der Lehrer.« Trotzdem sei die Stadtteil-Politik nicht für die Finanzierung zuständig: »Für kommende Klassen können wir das jedenfalls nicht bezahlen«, betonte Holl. Und selbst der »Aufklärungs-Ärztin« Raith-Paula wäre es lieber, wenn die Krankenkassen oder ein pädagogisches Institut für die Kosten aufkommen würden – doch diese hatten abgewinkt. Unter der Voraussetzung, dass der Zuschuss eine Ausnahme bleibt und nicht regelmäßig gewährt wird, genehmigten die BA 3-Mitglieder den Antrag.

Selbst finanzieren wollten die Elternbeiräte den Sexualkundetag übrigens nicht: Projekte, die allen Schülern zugute kommen, hätten Priorität. »Das aber ist hier nicht der Fall, der Sexualkundeunterricht betrifft nur bestimmte Klassen«, erklärt Ingeborg Wiedemann, stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats des Wittelsbacher Gymnasiums. Beantragt hatten die Elternbeiräte die Fördermittel bereits zu Beginn des Schuljahres. Auf der September-Sitzung hatte der BA den Zuschuss in Höhe von 1.675 Euro mit der Begründung abgelehnt, die Antragsteller hätten ihr Anliegen nicht ausreichend erklärt.

Deshalb hatte Raith-Paula ihre Arbeit auf der jüngsten Versammlung des Gremiums vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der Erzdiözese München-Freising und der Bayerischen Aidsstiftung veranstaltet sie seit 1999 Sexualkundetage, bei denen Kinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren jeweils nach Geschlechtern getrennt auf spielerische Art mit dem weiblichen Zyklus und den körperlichen Vorgängen in der Pubertät vertraut gemacht werden.

Bekannt ist das Aufklärungsprojekt unter dem Namen »MFM«, was bei Mädchen für »Mädchen, Frauen, meine Tage« und bei Buben für »Männer für Männer« steht. Julia Stark

Artikel vom 16.10.2007
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