Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche

München · Mehr Grün, mehr Rutschen

»Kinder sollen gerade bei uns mehr gehört werden«, sagt BA-Chef Miklosy bei der Versammlung der jungen Einwohner. »Schließlich haben wir bei uns im Viertel einen Babyboom.« 	Foto: js

»Kinder sollen gerade bei uns mehr gehört werden«, sagt BA-Chef Miklosy bei der Versammlung der jungen Einwohner. »Schließlich haben wir bei uns im Viertel einen Babyboom.« Foto: js

München · Schönere Pausenhöfe, mehr Grün im Viertel und langsamere Autos: Bei der ersten Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche aus der Ludwigs- und Isarvorstadt im Jugendtreff Kunterbunt am Weltkindertag, den 20. September, haben rund 30 Buben und Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren darüber abgestimmt, was sie in ihrem Stadtteil ändern wollen.

Der örtliche Bezirksausschuss wird bei seiner Sitzung am 30. Oktober über die Anträge der kleinen Mitbürger entscheiden.

»Auf unserem Schulhof gibt es gar nichts«, klagt der neunjährige Nathan Kurec. Er besucht die vierte Klasse der Grundschule an der Schwanthalerstraße. Sein Wunsch: eine Rutsche, damit die Pausen wieder mehr Spaß machen. Seine Mitschüler Maxi und Franziska Stocker teilten diese Ansicht – und beantragten auf der Versammlung Spielgeräte für die Schule. Das Ergebnis: Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

Weniger Glück hatten die Geschwister mit der Idee, das moderne Kunstwerk, das ihnen so gar nicht gefällt, vom Pausenhof zu nehmen. »Kinder sehen Kunst mit anderen Augen als Erwachsene«, erklärte BA-Chef Alexander Miklosy (Rosa Liste), der die Versammlung zusammen mit der Jugendbeauftragten Beate Bidjanbeg (SPD) moderierte. »Ihr solltet stolz darauf sein, dass ihr das Kunstwerk habt.« Auch die Mehrheit der Kinder entschied gegen den Vorschlag.

Insgesamt haben die Buben und Mädchen acht Anträge gestellt. Unter anderem wollen sie einen Skater-Park am Schrottplatz zwischen Glockenbach und Geyerstraße, Bäume an Fraunhofer- und Westermühlstraße, weniger Glasscherben am Fußballplatz des Jugendtreffs Kunterbunt und Tempo 30 rund um die Schwanthalerschule. Viele der Ideen sind im Unterricht entstanden.

»Einige Lehrer der Schwanthalerschule haben ihre Schüler auf die Versammlung vorbereitet«, berichtet Miklosy. Dennoch dürften nur wenige Wünsche in Erfüllung gehen.

Nicht möglich sei etwa, die Fraunhofer Straße in eine Allee mit Bäumen zu verwandeln. Der Grund: Die Radfahrer hätten dann keinen Platz mehr. Andere Anliegen wie die komplette Umgestaltung des Schulhofs seien zu teuer, und für das gewünschte Tempolimit sei der Bund zuständig. »Wir werden sicher nur kleinere Projekte umsetzen können«, sagte Miklosy. Wie der BA über die Vorschläge entscheidet, erfahren die kleinen Antragssteller nach der kommenden Sitzung des Gremiums per Brief. Außerdem sei geplant, die Kinder zu den Ortsbesichtigungsterminen mitzunehmen, kündigte Bidjanbeg an.

»Kinder werden politisch noch viel zu wenig gehört«, mahnte Miklosy. Gerade in der Ludwigs- und Isarvorstadt sei es wichtig, sie zu Wort kommen zu lassen, »schließlich haben wir bei uns im Viertel einen Babyboom.«

Einwohnerversammlungen für Minderjährige sind in München übrigens nichts Neues. Schon vor drei Jahren konnten die Moosacher Buben und Mädchen über die Belange ihres Viertels abstimmen. Im Münchner Süden gab es im Frühjahr 2006 sogar eine eigene BA-Sitzung für Kinder und Jugendliche. Außerdem haben unter 18-Jährige auf regulären Einwohnerversammlungen das gleiche Rede- und Stimmrecht wie Erwachsene. Julia Stark

Artikel vom 10.10.2007
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