EHC-Coach Englbrecht redet sich in einem Interview mit der Abendzeitung um Kopf, Kragen und Job

Mit faulen Eiern werfen

Erstmal freigestellt: EHC-Coach Englbrecht. Foto: hh-muc

Erstmal freigestellt: EHC-Coach Englbrecht. Foto: hh-muc

Dienstag, 12:36 Uhr. EHC-Pressesprecher Carsten Zehm drückt in seinem Büro auf den Senden-Knopf des E-Mail-Programms und verkündet das, was Eingeweihte schon seit Tagen vermuten. EHC-Coach Bernie Englbrecht wird mit sofortiger Wirkung von seinem Posten freigestellt. Die Mannschaft wird übergangsweise von Teammanager Christian Winkler und Beirat Harry Birk geführt.

Auslöser: ein Interview mit Englbrecht in der Abendzeitung vom Dienstag. Dort wütet der Trainer unkontrolliert gegen Spieler, deren Leistung und gegen „faule Eier“, die ihm ins Nest gelegt worden seien. Damit meinte er Jade Galbraith, die letzte Neuverpflichtung des EHC, den Teammanager Christian Winkler angeblich im Alleingang für den verstoßenen Justin Aikins verpflichtet hatte. Nach dem Interview war klar, was Englbrecht von Galbraith und seinen Kollegen aus dem Verein hielt. Öffentliche Kollegenschelte – das war zu viel für EHC-Präsident Jürgen Bochanski, dem Englbrechts Entgleisungen schon früher auf die Nerven gingen. Englbrecht war bekannt dafür, immer ein bisschen zu viel, zu detailliert und zu persönlich zu sprechen, wenn er gereizt war. So bezeichnete er seine Spieler indirekt als „zu dumm, die einfachsten Systeme zu laufen“, und scheute sich auch nicht, Pressevertreter vor versammelter Runde bloßzustellen. „Wir haben ihn schon früher darauf angesprochen und ihn gewarnt“, berichtet Bochanski im Gespräch mit dem Münchner Wochenanzeiger. „Aber es gibt Dinge im Leben, die gehen einfach nicht. Das, was Englbrecht getan hat, passt nicht zum Stil unseres Vereins, es ist vereinsschädigend. Ich hatte also keine andere Wahl, als ihn freizustellen. Außerdem kann es nicht sein, dass immer nur allen anderen die Schuld an der Situation in die Schuhe geschoben werden soll.“ Die Freistellung jedoch, so betont Bochanski, habe keinerlei sportliche Motive. Der Mannschaft wurde die Entlassung beim Mittagstraining bekannt gegeben. Doch warum hat Englbrecht die Warnungen des Vorstands in den Wind geschlagen und sich zu einer derartigen Brandrede hinreißen lassen? Kann er nicht anders, oder steckt ein Plan dahinter? Oliver Wenner, Fanbeirat des EHC, hat eine Theorie: „Man munkelt ja, dass Englbrecht auf den Posten des Bremerhavener Trainers Igor Pavlov spekuliert und deshalb seinen eigenen Rausschmiss provoziert hat.“ Aber das sei nur Spekulation, für genaueres müsse man den Trainer, dem Wenner keine Träne nachweint, fragen. Teammanager Winkler hat für diese Theorie nur ein Lachen übrig: „Der will überall hin, nur nicht nach Bremerhaven.“ Winkler war ebenfalls schockiert, als er den Artikel in der Abendzeitung las. „Das kann man doch auch intern lösen. Da verstehe ich seine Vorgehensweise nicht.“ Zwar habe sich Englbrecht bei ihm entschuldigt, „er habe das nicht so gemeint“, berichtet Winkler – doch das Tischtuch ist zerschnitten. Eine Liste mit neuen Trainernamen existiert bereits und wird nun abtelefoniert. „Vor nächster Woche wird es keine Entscheidung geben. Ich will, dass der kommende Trainer die Mannschaft sieht, bevor er anfängt. Nicht, dass es dann heißt, da seien nur faule Eier im Nest.“ Bernie Englbrecht war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Vielleicht war das auch besser so. Für alle Beteiligten. Daniel Köhler

Artikel vom 09.10.2007
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