Albrecht Ackerland über Transrapid

München - „Da schau her“

Jetzt kommt sie also doch, die schwebende Magnet-S-Bahn, genannt Transrapid. Was hat sich unser Ude aufgebäumt und aufgeregt und gewettert und gezetert, aber wie es jetzt scheint, konnte unser Stadtfürst nichts damit ausrichten. Als die Nachricht über die geglückte Finanzierung kam – eben auch ohne die Stadt München – war klar: Der Transrapid, so er nun tatsächlich gebaut wird, wird Stoibers Denkmal.

Mei, was wird er damit angeben, wenn er in Brüssel in seinem neuen Job die Bürokratie bekämpft. Nur wird er auch dann brav mit der S-Bahn von Wolfratshausen nach München fahren, gleich am Münchner Hauptbahnhof einchecken und in eben jenen einsteigen und nach Brüssel davon entschweben, so wie er es in seiner längst legendär gewordenen Transrapid-Rede prophezeit hat?

Überhaupt die Transrapid-Rede: Jetzt wird sie wieder hochgespielt, rauf und runter, das ganze Internet ist voll davon. Man gewinnt die Erkenntnis: Dem lieben, traurigen Edmund, der in diesen Tagen fast wie ein Harlekin wirkt, hätte die Rede allein schon zum Denkmal gereicht. Auch wenn des Edmunds Eltern keine Bayern waren, hat der Edmund mit diesem Kunststück echten bayerischen Hochhumor bewiesen und sich eingereiht in die Liste großer bayerischer Komiker mit jenem so besonderen Hang zum Absurden. Ihm ist eine neue Kunstform geglückt, die Transrapid-Rede war etwas völlig Neues, ein Stück, mit dem sich in Jahrhunderten noch die Wissenschaft beschäftigen wird.

Man möchte fast weinen, wie gut das passt: Zum Franz-Josef-Strauß fahren wir künftig mit dem Edmund-Stoiber in zehn Minuten, nein, wir schweben! Stören zwar unterwegs ein bisserl stark die Anrainer der Trasse, für die zuvor schon ein bisserl Umwelt zerstört wurde, aber bitte: Es geht um Bayern, um seinen Ruf als Wirtschaftsparadies, als Hort der Zukunftstechnologie!

Wenn am Samstag, den 29. September, der Nachfolger unseres geliebten Landesfürsten offiziell erkoren wird, kommt freilich gleich die Frage auf: Wie soll der sich einst ein Denkmal setzen? Der Franz-Josef, der Erfinder des bayerisch-demokratischen Landesfürstentums, hat seinen Flughafen, und der Edmund, der Ziehsohn der Ziehsöhne vom FJS, hat nun seine Schwebebahn zu eben jenem, ja eigentlich in den Bauch vom FJS. Quasi eine Rückwärtsgeburt. Geht’s noch sinnbildhafter?

Nun: Was also bleibt dem nächsten Landesfürsten, so er überhaupt ein richtiger wird, also einer im Strauß’schen Sinne? Es muss wahrscheinlich ein eigener bayerischer Weltraumbahnhof sein. Mindestens.

Artikel vom 27.09.2007
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