Der Rest vom Fest: Wo man nach elf weitertrinken kann

Oktoberfest 2007 · Nach der Wiesn ist immer Wiesn

Noch nicht genug getrunken? München feiert das Bier und sich auch nach Zeltschluss kräftig weiter – in Bars und Discos. F.: Archiv

Noch nicht genug getrunken? München feiert das Bier und sich auch nach Zeltschluss kräftig weiter – in Bars und Discos. F.: Archiv

Münchner · Der Münchner kennt das Spiel, manch Zugereister aber reibt sich verwundert das gerötete Äuglein: Was, kein Bier mehr? Nach elf Uhr geht nichts mehr in den Zelten, Schluss, aus, Feierabend. So sehr man auch die Bedienung anbettelt, Bier wird sie nicht mehr bringen. Was also tun, wenn einem die drei Maß noch nicht reichen, das Energielevel noch so hoch ist, dass an Schlaf längst nicht zu denken ist?

Der Kenner freilich versucht jetzt, noch ins Hippodrom zu kommen oder in die Käfer-Schänke – dort gibt’s noch bis um ein Uhr den gefragten Gerstensaft. Dort freilich ist es – wie in all den anderen Zelten zuvor – heillos überfüllt. Wer das Glück oder die speziellen Beziehungen hat, um doch noch reinzurutschen, darf sich freuen. Meist bleibt dem heiteren Wiesn-Gast aber nur der Abschied – aber gottlob nur von der Theresienwiese, nicht vom Feiern. Denn der Wahlspruch der Münchner »a bisserl was geht immer!« gilt auch und vor allem zur Wiesn-Zeit. Ein Nach-der-Wiesn-Klassiker ist das Substanz (Ruppertstraße).

Das gemütliche Bierlokal mit beachtlicher Punk-Vergangenheit ist täglich nach der Wiesn so rappelvoll, dass grad noch eine Lederhosen zwischen die Bierseligen passt. Mit etwas Glück schafft man’s trotzdem rein und erlebt beste Münchner Trinkkultur ohne großes Jodeltrara. Das ganz große Trara dagegen erwartet einen im quasi 13. Zelt der Wiesn: in der Schrannenhalle am Viktualienmarkt. Die wiederaufgebaute Markthalle aus der Zeit um 1850 bietet wiesntäglich ab 22 Uhr das, was es zuvor auf der Theresienwiese gab. Zumindest versucht sie das, was angesichts der Stimmung unter den Besuchern recht gut gelingt. Auf Deutsch: Hier boxt der Papst im Kettenhemd. Hölle, Hölle, Hölle. Es ist Wahnsinn.

Dazu gibt’s selbstverständlich festgetreue Deko, die Bierformate stimmen, die Musik sowieso. Wer es aushält, kann hier fast so lange durchfeiern, bis die Zelte auf der Wiesn wieder aufmachen. Ganz vorne mit dabei ist auch die Nachtgalerie (Landsberger-Straße 185) – wenn man so will das 14. Wiesnzelt. In Gehweite zur Wiesn bekommt man den Rest vom Fest serviert. Auch nett, aber doch nicht ganz so gut wie die Nachtgalerie: Der M-Park, das ehemalige 4004, ebenfalls in der Landsberger Straße. Diese Großraum-Location feiert sechs große Wiesnpartys (jeweils Freitag und Samstag). 3.000 Quadratmeter mit drei Clubs und elf Bars – dekoriert im derzeit Stadt-üblichen Wiesn-Style – locken alle Bierfreunde. Mit dabei ist Original Wiesnbier und die gesammelten Festzelthits von »Gummiboot« bis »54, 74, 90, 2010«.

Die schönste Nach-Wiesn aber erlebt man immer noch in einer der vielen hundert kleinen Bierkneipen, den sogenannten Boazn. Auch rund um die Theresienwiese finden sich viele, als herausragendes Beispiel sei das Fischerstüberl in der Lindwurmstraße genannt. Hier und überall sonst nimmt einem keiner ein kleines Rauscherl übel, man kann mitgranteln und mitlachen, mittrinken und mitsingen – jeder wie er mag. Wenn’s friedlich bleibt, manchmal sogar bis zum Morgengrauen. Und dann machen eh schon bald wieder die Zelte auf. Albrecht Ackerland

Artikel vom 20.09.2007
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