München - „Da schau her“

Sie haben’s ja letzte Woche gelesen. Das mit dem bayerisch-berliner Gammelfleisch. Das hatte ich sogar hier in Amerika mitbekommen – die Verwandtschaft in Wien hatte es im ORF gesehen und mir dann per Kurzmitteilung mitgeteilt. Moderne Welt – und trotzdem gammlig. Naja, jetzt, zum Abschluss meiner Amerikareise meld ich mich noch mal.

Langsam kommt das Heimweh, obwohl ich mich eigentlich ganz gut eingelebt habe in Chicago. Es schadet ja nun wirklich nicht, sein Münchner Nest einmal zu verlassen, allein schon des Weitblicks wegen (auch wegen dem Gammelfleisch). Und Weitblick bekommt man hier am Michigan-See ganz ordentlich: Das andere Ufer des Wassers bekommt man nicht zu sehen, man fühlt sich wie am Meer – nur das Salz fehlt in der Luft. Auch nicht unbedingt langweilig ist das Bier, das man in dreihundert Meter Höhe im John-Hancock-Gebäude serviert bekommt. Gut, das Bier ist, um ehrlich zu sein, eher sehr langweilig. Der Blick über die endlose Stadt kommt dafür der Würze des Münchner Bieres gleich: großartig.

Nun, Heimweh habe ich trotzdem. Mir fehlt der Schweinsbraten und der sonntägliche Ausflug ins Oberland. Zwar habe ich am vergangenen Wochenende eine kleine Reise zu den berühmten Niagarafällen auf mich genommen. Das klingt jetzt nach Natur, aber viel beeindruckender war zu sehen, wie schamlos überall in den Staaten Quadratkilometer um Quadratkilometer versiegelt, zugeteert und mit Beton abgedichtet werden.

So unglaublich es klingt: Der Amerikaner liebt sein Auto noch mehr als der Deutsche, und er will überall und immer die Auswahl aus zweieinhalbtausend Parkplätzen haben. Wären die bayerischen Touristenorte ähnlich nutzerfreundlich – wir hätten keine einzige grüne Wiese mehr zwischen Chiemsee und Ammersee. Genau wegen dieser hinterwäldlerischen Verkehrsphilosophie gepaart mit Lederhosen-Hollereidullijöh fahren sie dann auch so gern nach Neuschwanstein, glaub ich inzwischen. – Und ich übrigens auch: Zeit wird’s, dass ich nach Hause komme, liebe Leut’. Wir sehen uns nächste Woche wieder in München.

Artikel vom 13.09.2007
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