EHC-Präsident Jürgen Bochanski ist überzeugt, dass Eishockey zum Trendsport wird

„Die Attraktion Münchens“

Bisher lief alles glatt beim EHC München. Foto: hh

Bisher lief alles glatt beim EHC München. Foto: hh

Am vergangenen Samstag feierte der EHC München auf dem Gelände vor dem Eisstadion am Oberwiesenfeld das alljährliche Saisoneröffnungsfest. Wer wollte, konnte dabei viel über den Gemütszustand des Vereins erfahren. Wer das nicht wollte, hatte bei Bier, Apfelschorle und Musik trotzdem eine gute Zeit.

Wer diese gute Zeit verlängern will, hat gleich am morgigen Sonntag Gelegenheit dazu: ab 18.30 Uhr spielt der EHC München am Oberwiesenfeld gegen die Sinupret Ice Tigers aus Nürnberg in der ersten Runde des DEB-Pokals. Das erste Spiel der neuen Saison bestreitet der EHC knapp zwei Wochen später – am 14. September zuhause gegen den SC Riessersee. Eigentlich wollte Vereinspräsident Jürgen Bochanski beim Saisoneröffnungsfest um exakt 15.15 Uhr seine traditionelle Rede halten. Er änderte seinen Plan, denn noch saßen ihm zu wenige Anhänger des EHC auf den Bierbänken, die fleißige Helfer aufgestellt hatten. Bochanskis Eindruck allerdings täuschte, denn die meisten der Münchner Schlachtenbummler und Sympathisanten vertrieben sich die Zeit bis zu seiner Rede in den dunklen, aber auch deutlich kühleren Katakomben des Stadions. Der EHC hatte am Samstag die Türen zu seinen Innereien geöffnet, die Fans hatten das Angebot dankbar angenommen – „auch wenn es da drin teilweise unerträglich nach Schweiß riecht“, wie sich eine Dame, die namentlich nicht genannt werden möchte, amüsiert beschwerte. Aber das müsse ja so sein, schließlich werde in diesen Räumen seit 35 Jahren geschwitzt. Trainerkabine, Mannschaftsraum, Materiallager: Wer wollte, konnte den EHC von einer neuen Seite kennen lernen. Andere vertrieben sich lieber die Zeit mit Fachsimpeleien. „Ich finde, der Verein hat in der Pause großartige Arbeit geleistet“, sagt Eishockey-Fan Walter, ein Zahntechniker aus München. „Die neuen Verpflichtungen haben Potenzial, die Sponsorenseite sieht gut aus. Jetzt müssen nur noch die Zuschauer kommen.“ Sein Freund Hans, Frühpensionist, nickt und hat auch gleich eine Idee, wie man mehr Menschen ans Oberwiesenfeld locken könnte: „Wenn ich aufs Land fahre, dann sehe ich oft Plakate mit dem Spruch ‚Heute Eishockey‘. Warum macht man das in München nicht genauso? Ich finde, der Verein muss mehr Werbung machen“. Mittlerweile steht Jürgen Bochanski auf der kleinen Bühne des Festzelts und beginnt seine Ansprache. Als hätte er es gehört, kündigt er nach den obligatorischen Danksagungen an die Fans tatsächlich eine Intensivierung der Werbemaßnahmen an: „Wir haben jemanden angestellt, der sich nur um die Werbung kümmern soll“, bestätigt der Präsident auf Nachfrage. Das lohne sich, denn „in ganz naher Zukunft rechne ich mit einem Zuschauerschnitt von 2.000 Besuchern.“ Zudem richte die Olympiabewerbung der Stadt München für die Winterspiele 2018 mehr Aufmerksamkeit auf die Eissportarten: Davon wird der EHC profitieren. „Und nicht nur das: der EHC kann die Attraktion Münchens werden“, behauptet er. Ribery, Toni und Bierofka können sich demnach warm anziehen. „Die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins muss einfach besser werden“, findet auch Fanbeauftragter Oliver Wenner. „Aber wenn die Medien, wie die Münchner Wochenanzeiger, konsequent über den EHC berichten, dann bin ich guter Dinge." Es ist halb fünf geworden, die rund 250 Fans warten auf die Präsentation der Mannschaft. Als die Spieler eintrudeln, werden alle freundlich, Mike Kompon sogar euphorisch beklatscht. Optisches Highlight: Hardi Wilds modisches Selbstbewusstsein samt Croc-Schuhen und Joey Vollmers Cordmütze. Auch der Coach, Bernie Englbrecht, Spitzname Psycho und Reizfigur aus alten Tagen, erhält ehrlichen und warmen Applaus. „Das mit dem Englbrecht und der Vergangenheit sollte man wirklich vergessen“, findet Eishockey-Fan Hans, während er an seinem Bier nippt. „Jeder hat eine zweite Chance verdient. Das war einmal und damit hat sich das. Jetzt steht er für uns an der Bande und damit gehört er auch zu uns.“ Eine Meinung, die weitläufig geteilt wird, auch wenn hin und wieder kritische Töne zu vernehmen sind. „Niemand weiß, wie die Stimmung ist, wenn man mal drei oder vier Spiele hintereinander verliert“, sagt Maria, Bürokauffrau aus München. „Dann wird sich erst zeigen, wie sehr die Fans zum Trainer halten.“ Bis jetzt aber gibt es keine Probleme. Das Spiel am vergangenen Samstag gegen den Erzrivalen Augsburg ging mit 3:1 souverän an die Münchner. Knapp 1.300 Besucher haben dabei zugeschaut. Und jetzt mal sehen, wie viele Menschen den Weg am morgigen Sonntag ins Eisstadion finden: Dann spielt der EHC gegen die Sinupret Ice Tigers in der ersten Runde des DEB-Pokals. Eine weitere Möglichkeit, um zur Attraktion Münchens aufzusteigen. Von Daniel Köhler

Artikel vom 29.08.2007
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