Eltern suchen verzweifelt Ausweichquartiere für Mittagsbetreuung und Hort

Maxvorstadt · Überfüllte Türkenschule

Voll bis auf die letzte Schulbank: Die Türkenschule bräuchte weitere Räume, um der Nachfrage an Hort und Mittagsbetreuung gerecht zu werden.	Foto: gw

Voll bis auf die letzte Schulbank: Die Türkenschule bräuchte weitere Räume, um der Nachfrage an Hort und Mittagsbetreuung gerecht zu werden. Foto: gw

Maxvorstadt · Erfreulicher Anlass, dramatische Folgen: Immer mehr Familien mit Kindern wohnen in der Innenstadt – »da hat ein Umdenken eingesetzt und wir sind froh darüber«, sagt der Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3), Klaus Bäumler (CSU). Dadurch jedoch werden die ohnehin raren Kinderbetreuungsplätze zur umkämpften Mangelware.

Paradoxe Folge: Die wachsende Zahl junger Familien verschlechtert deren Lebensbedingungen. Für die Grundschule an der Türkenstraße bedeutet dies: ein bis zwei zusätzliche Klassen ab Herbst sowie eine enorme Nachfrage an Plätzen in Hort und Mittagsbetreuung, die jetzt schon nicht befriedigt werden kann.

»Das Schulhaus stößt an seine räumlichen Grenzen«, sagt Caroline Trautmann, Vorsitzende des Hort-Elternbeirates der Türkenschule. »Von 85 Bewerbern für das nächste Schuljahr konnten nur 22 einen Hortplatz bekommen.«

63 Kinder und damit Familien stehen also nachmittags quasi auf der Straße. »Für viele Eltern bedeutet das, den Beruf aufzugeben«, erläutert Stefan Pautler, Leiter des Schul-Elternbeirats. Denn wenn die Erstklässler schon um kurz nach elf aus der Schule kommen, bleibt auch für einen Halbtagsjob keine Zeit. Zu Hause bei den Kindern bleiben, das können sich Familien in der Innenstadt aber kaum leisten, sagt Trautmann, Mutter von drei schulpflichtigen Kindern. »Die Maxvorstadt ist nun mal ein teures Pflaster!«

Dabei ist die Türkenschule gar nicht schlecht ausgestattet. Statt der ansonsten üblichen ein bis zwei Hortgruppen gibt es hier ganze fünf – 125 Kinder können somit auch nachmittags betreut werden. Rund 40 weitere Kinder finden Platz in der Mittagsbetreuung, damit sind rund die Hälfte aller Schüler bis mindestens 15.30 Uhr versorgt. Das Schulgebäude allerdings ist nur für drei Parallelklassen ausgelegt, sollten es im kommenden Schuljahr mehr werden, platzt die Türkenschule aus allen Nähten.

Schon jetzt müssen manche Gruppen der Mittagsbetreuung in normalen Klassenzimmern unterkommen. »Wenn Schüler aber an Schulbänken essen sollen, in denen andere ihre Hefte und Bücher verstauen, ist Ärger vorprogrammiert«, weiß Trautmann.

»Da ist das Schulreferat gefragt«, sagt BA-Chef Bäumler. »Wir arbeiten daran«, bestätigt Referatssprecherin Eva-Maria Volland, »aber es ist schwierig. Wir haben eine ganze Liste mit Schulen, die Bedarf angemeldet haben.« Das Schulreferat ist bereit, zumindest für die Hortgruppen neue Räume anzumieten – findet aber bislang nichts Passendes. Auch die Eltern suchen seit Monaten verzweifelt nach Räumlichkeiten in Schulnähe – bislang vergebens.

Ihre derzeit einzige konkrete Hoffnung: ein leerstehendes Straßenreinigungsdepot am Alten Nördlichen Friedhof in der Arcisstraße. Hier bietet Schwester Bernadette von St. Joseph jeden Freitag gemeinsam mit der Münchner Tafel einen Mittagstisch an, der von vielen, besonders älteren Menschen, dankbar angenommen wird. »Ich erlebe große Not in unserem Stadtteil«, berichtet sie und könnte sich viele weitere Hilfsangebote in diesen Räumen vorstellen. Eine Lösung also für junge Familien? Eine Begehung Anfang August soll klären, ob die Räume überhaupt für eine Hortnutzung in Frage kommen und die hohen Auflagen dazu erfüllen.

»Bislang weiß das niemand«, so BA-Chef Bäumler. Für Eltern der Maxvorstadt bleibt zunächst nur das Prinzip Hoffnung. Raumangebote für eine oder zwei weitere Hortgruppen nimmt der Elternbeirat dankbar an. Zu erreichen ist er über Caroline Trautmann, Tel. 34 38 74, oder per E-Mail: trautmann@muenchen-mail.de.

Artikel vom 24.07.2007
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