Forstamts-Chef Fritz Wimmer hört nach 27 Jahren auf

München · Waldmeister in Ruhestand

Der ehemalige Forstverwaltungs-Chef Fritz Wimmer. Foto: js

Der ehemalige Forstverwaltungs-Chef Fritz Wimmer. Foto: js

München · »Sieht aus wie Wald, ist es aber nicht«, sagte der berühmte Waldbauprofessor Karl Gayer schon im 19. Jahrhundert über reine Nadelholzkulturen. Fritz Wimmer, ehemaliger Leiter der städtischen Forstverwaltung im Kommunalreferat, kann das bestätigen: Und daher hat er, der Anfang Juli nach 27 Jahren im Amt in Rente gegangen ist, während seines Berufslebens die Fichtenbestände in und um München in Mischwälder verwandelt.

Jetzt zeichneten ihn der Bund Naturschutz und die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Bayern für sein Engagement für Mutter Natur mit der Karl Gayer-Medaille aus.

Wimmer kannte Karl Gayer schon aus seiner Studienzeit: Im Innenhof des ehemaligen Instituts für Forstwirtschaft in der Amalienstraße steht eine Statue des Begründers der Mischwaldkultur. »Daran bin ich täglich vorbei gegangen«, erinnert sich der 60-Jährige. »Mit der Karl Gayer-Medaille am Ende meiner Laufbahn schließt sich nun der Kreis.«

Von jeher war auch Wimmer ein überzeugter Verfechter von Mischwäldern. »Sie sorgen für hohe Wasserqualität«, erklärt er. Und daher liegt auch ein Drittel der insgesamt 5.000 Hektar Münchner Stadtwald im Trinkwassergebiet. Ein weiterer Pluspunkt von Mischwäldern sei ihre Widerstandsfähigkeit: »Das spielt auch für die bevorstehenden Klimaveränderungen eine Rolle«, sagt Wimmer. Mischwälder seien gegen Stürme und Insektenbefall wesentlich besser gewappnet als Nadelhölzer. Einen natürlichen Wald zu schaffen, sei jedoch keine leichte Aufgabe, denn Bäume wachsen langsam und leben lange.

»Das ist nicht wie bei einem Feld, auf dem man jedes Jahr etwas anderes anpflanzen kann«, sagt Wimmer. Bis ein gesunder Mischwald entsteht, vergehen rund 60 Jahre. Dass das langfristige Vorhaben in München so gut gelungen ist, hat die Stadt einem besonderen Umstand zu verdanken: Fritz Wimmers Vorgänger war sein eigener Vater. »Das war großes Glück«, sagt der Sohn. Denn Hans Wimmer habe in den 50ern begonnen, die Fichten allmählich durch Laubbäume zu ersetzen, »und ich habe weiter gemacht«.

Dabei wollte der gebürtige Schlierseer eigentlich Sportlehrer werden. »Aber die Ignoranz der Schüler gegenüber dem Schulsport hat mich davon abgebracht«. Als Förster stieß Wimmer dagegen keineswegs auf Desinteresse. »Als ich in den 80ern angefangen habe, war das Waldsterben ein großes Thema« erinnert er sich. Den Münchnern sei ihr Wald immer sehr wichtig gewesen, »das war einer der schönsten Aspekte meines Berufslebens.«

Als letzte Aufgabe wird er im August seinen Nachfolger, den 34-jährigen Jan Linder, einarbeiten – der den Mischwald weiter aufbauen will. »Ich bin froh, dass wir so jemanden gefunden haben«, sagt Wimmer.

Noch mehr freut sich der Forstamtsleiter allerdings auf seinen Ruhestand: »Jetzt kann ich mich mehr den kulturellen Dingen widmen, die meine Frau so sehr interessieren.« Viel in der Natur aufhalten wolle er sich weiterhin, »aber in Form von Bergwanderungen und Fahrradtouren.«

Artikel vom 24.07.2007
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