Klaus Lemke - Der König von Schwabing

Stadt-Bewohner

Klaus Lemke hat einen Film über die Fußball-WM gedreht – »ein Sexknaller«, wie er sagt.	 Foto: Privat

Klaus Lemke hat einen Film über die Fußball-WM gedreht – »ein Sexknaller«, wie er sagt. Foto: Privat

In dieser Serie stellen wir in loser Reihenfolge ungewöhnliche Nachbarn vor: · Größenwahn und Abenteuer – für den 66-jährigen Regisseur Klaus Lemke, der Stars wie Iris Berben, Cleo Kretschmer und Wolfgang Fiereck entdeckt hat, sind das immer noch die Triebfedern seines Handelns. Seinen aktuellen Streifen »Finale«, in dem es unverblümt um Drogen, Sex und die WM 2006 geht, haben die Veranstalter des Münchner Filmfests abgelehnt.

Das ZDF dagegen hat den Film am Montag, den 16. Juli, ausgestrahlt. Böse ist Lemke über die Entscheidung der Filmfest-Jury nicht: »Das war die beste Werbung, die ich bekommen konnte«, sagt er. Wie fast alle seine Werke ist auch dieser Film eine Low-Budget-Produktion, die der »König von Schwabing«, wie Lemke seit den 70ern genannt wird, selbst finanziert hat. Weiteres Markenzeichen des Regisseurs: Er arbeitet meistens mit Laiendarstellern. »Wir dachten uns, unsere Freundinnen machen das besser als die Stars«, sagt der in Düsseldorf aufgewachsene Wahl-Münchner über die Anfänge seiner Karriere. Eine dieser Freundinnen Lemkes war übrigens Cleo Kretschmer, die letztlich tatsächlich zum Star wurde.

Wie Lemke selbst zum Film kam? »Für die Uni hat es nicht gereicht«, sagt er und lacht. Sein Philosophiestudium hat er nach sechs Semestern abgebrochen und sich mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen. Anfang der Sechziger ist er als Regieassistent in den Münchner Kammerspielen gelandet und hat für die legendäre Zeitschrift »Film« geschrieben. Wenig später drehte er Kurzfilme – und schaffte 1967 mit »48 Stunden bis Acapulco« den Sprung auf die Kinoleinwand.

Was ihn am Film fasziniert hat? »Das ist ein Spiel für Jungs. Da gibt es öfter eine aufs Maul als Küsse im Dunkeln.« Traditionell gelernt hat er sein Handwerk nie. »Gott hat auch keine Ausbildung gebraucht«, tönt er großspurig. Trotzdem räumt er ein, sie seien damals größenwahnsinnig gewesen. Funktioniert hat es trotzdem. Mit Komödien wie »Amore«, »Ein komischer Heiliger« oder »Arabische Nächte«, in denen Cleo Kretschmer und Wolfgang Fiereck die Hauptrollen spielen, traf er Ende der 70er den Nerv der Zeit. Lemke wurde zur Kultfigur der Münchner Schickeria – inklusive Absturz, Krise und Comeback. Nach einem Kokain-Prozess in den 80ern verschwand er erst einmal aus dem Rampenlicht. Wieder entdeckt hat ihn die Öffentlichkeit nach seinem Film »Die Ratte« von 1992, der im Hamburger Rotlichtmilieu spielt. Sein Nimbus als »König von Schwabing« blieb ihm aber bis heute erhalten – jüngst bekam er dafür den Schwabinger Kunstpreis.

Was sein künstlerisches Schaffen angeht, kehrt er der bayerischen Landeshauptstadt jedoch seit sieben Jahren den Rücken. »Irgendwann war die Luft raus« gesteht er. Seit seinem Film »Leopoldstraße kills me« arbeitet er in Hamburg. Nach den Jahren im Exil plant er allerdings wieder einen Dreh in München. Der Grund: Die Stadt hat sich verändert, findet Lemke. »Früher war München brav und gutmeinend, jetzt ist die Stadt gerissen und selbstsüchtig.« Aus seiner Sicht das größte Kompliment, das man der oft als Millionendorf verschrieenen Metropole machen kann. Julia Stark

Artikel vom 18.07.2007
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