Albrecht Ackerland über Rauchverbot

München - „Da schau her“

Wie erfolgreich Rauchverbote sein können, das kann sich hier noch kaum jemand vorstellen. Der Loisl und der Beppi von der Boazn ums Eck verkünden standhaft, dass sie ein Rauchverbot kein bisserl im Rachen kratzen wird. Rauchen, so tönen sie mit dieser angenehmen Stimme, die man nur durch jahrzehntelangen Tabakkonsum hinbekommt, rauchen werden sie weiter. Das könne verbieten, wer will, und wenn’s der Papst persönlich macht.

Der Benedikt in Rom freilich hat gerade andere Sorgen, hat er doch erkannt, dass die Evangelischen überhaupt kein Recht haben, sich Kirche zu nennen, und das nicht nur, weil sie in ihren Messen kein heiliges Weihrauchfass schwenken. Der Papst ist natürlich sehr fürs Weihrauchen, damit vermutlich auch fürs Rauchen, und dazu gehören auch die Zigaretten, die zu den fünf Bier genossen werden, die jeder normale bayerische Katholik nach der Sonntagsmesse trinkt, bevor er heim zu Frau und Schweinsbraten, nun ja, geht.

Was dem Papst aber überhaupt nicht passt, sind wahrscheinlich die protestantischen Pastoren, die zwar nicht weihräuchern, dafür aber eine Ehefrau haben dürfen. Der Papst ist also gerade damit beschäftigt, das Verbot der evangelischen Kirche vorzubereiten. Zeit für ein Rauchverbot hat in Rom also erst mal keiner.

Der Loisl und der Beppi saßen am Dienstagabend in ihrer Boazn und haben gelacht: Sie haben mitbekommen, dass das Stoibersche Kabinett grünes Licht gegeben hat für das ab Januar geplante Nichtraucherschutzgesetz. Hätte jenes grüne Licht in der Loisl-Beppi-Boazn geleuchtet, keiner hätte es gesehen, schließlich ist das Lokal klein und die Zahl der jeden Abend gerauchten Zigaretten groß. Jetzt jedenfalls muss nur noch der Landtag zustimmen, und dann darf ab Januar in öffentlichen Gebäuden nicht mehr geraucht werden, und ein öffentlicher Ort ist dann auch die Loisl-Beppi-Boazn, was für sich schon lustig ist, weil die sechs Plätze am Tresen, die das ganze Lokal ausmachen, keine große Öffentlichkeit erlauben.

Die Iren übrigens dürfen seit drei Jahren schon nicht mehr in ihren Pubs rauchen, und sie halten sich auch daran. Ein erfolgreiches Rauchverbot also. Der eigentliche Erfolg aber lässt sich erst jetzt bemerken: Die Nasen der Iren werden gottlob wieder feiner, dem fehlenden Rauch sei’s gedankt. Jetzt häufen sich in den Boazn der grünen Insel die Beschwerden über andere missliebige Gerüche, egal ob der Aus-Sender nun der schweißelnde Tischnachbar ist oder die Fritteuse in der Küche.

Wird in Bayern also in ein paar Jahren der Schweinsbraten verboten, weil das Krusterl so nach Fett riecht? Oder das Bierbrauen, weil das Mälzen auch nicht gerade wohlriechend ist? Schlimmer noch: Was geschieht mit der katholischen Kirche und ihrem Weihrauch? Man muss sich ernsthafte Sorgen machen.

Artikel vom 12.07.2007
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