Albrecht Ackerland über Öko-Wetten

München - „Da schau her“

Wetten sind eine lustige Sache. Einerseits. Wetten können andererseits todernst sein, Spielschulden sind bekanntlich Ehrenschulden, und Wetten sind ja eine Art Spiel. Ich kenne zwar keinen, der wirklich ernsthaft wettkrank ist oder schon mal ein echtes Vermögen verloren hat. Doch auch solche Menschen soll es geben.

Wetten lässt sich schließlich auf alles – ging es früher noch vornehmlich um Pferderennen, andernorts vielleicht auch noch um Hahnenkämpfe, so kann man heute im Internet auf alles setzen: 1:6.000, dass Edmund Stoiber vor Amtsabtritt aus Versehen im Schlafanzug zur Kabinettssitzung kommt. 1:35.000, dass auf dem Oktoberfest 2008 mehr Spezi als Bier getrunken wird. 1:860.000, dass der TSV 1860 in der nächsten Saison Deutscher Fußballmeister wird. So absurd all das klingt: Zumindest so ähnlich laufen Wetten wirklich ab.

Auch in München läuft gerade eine Wette, und obwohl sie eigentlich für den Bau von gut gedämmten Niedrig-Energiehäusern werben soll, kommt sie genau betrachtet ganz schön zynisch daher: Ein kleines Holzhäuserl steht recht unmotiviert auf dem Rindermarkt herum. Leider kann man nicht hineingehen, was man sich an heißen Tagen sicher wünschen würde: Im Inneren ist ein Block aus 1.000 Litern gefrorenen Wassers – ein ganzer Kubikmeter pures Eis also.

Die Wette dazu lautet: „Schmilzt er oder schmilzt er nicht? Raten Sie, wie viel Liter Wasser bis zum 5. Juli abschmelzen!“ Falls nur ein paar Tropferl wegschmelzen, soll das beweisen, dass das Haus super gedämmt ist – schon klar. Nur in Zeiten von schmelzenden Pol-Kappen und Gletscherschwund einerseits und drohender Wasserverknappung andererseits, ist ein Gewette um schmelzendes Eis doch eher unfreiwillig komisch.

Aber Komik erheitert – gerade in Krisenzeiten. Freuen wir uns also auf die nächsten Wett-Aktionen: Wann können wir das Tropenhaus in Hellabrunn abreißen? Wann wird’s auf der Zugspitze nicht mehr Winter? An dieser Stelle rufe auch ich einen Wett-Bewerb aus: Raten Sie, wann der letzte Münchner kapiert hat, dass man im Juni keine südafrikanischen Äpfel und im November keine neuseeländischen Tomaten braucht, dass das meiste zur richtigen Zeit auch hier wächst – und frisch am besten schmeckt. Außer vielleicht Bananen. Ach ja: „Wachsen sie oder wachsen sie nicht? Raten Sie wie viel Kilo Bananen wir im Sommer 2035 im Münchner Stadtgebiet ernten können!“

Artikel vom 28.06.2007
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