Abiturjahrgang von 1957 trifft sich im Gisela-Gymnasium – samt Klassenlehrer

Schwabing · Der Duft von 50 Jahren

Dort wo sie Handball gespielt haben, im Hof des Gisela-Gymnasiums, überreichte der Abiturjahrgang 1957 seinem Klassenlehrer Heribert Moser (2.v.li.) ein Foto vom gemeinsamen dreitägigen Radlausflug nach Rottenbuch. Foto: ms

Dort wo sie Handball gespielt haben, im Hof des Gisela-Gymnasiums, überreichte der Abiturjahrgang 1957 seinem Klassenlehrer Heribert Moser (2.v.li.) ein Foto vom gemeinsamen dreitägigen Radlausflug nach Rottenbuch. Foto: ms

Schwabing · Wenn es am Freitag im Gisela-Gymnasium am Elisabethplatz die Abiturzeugnisse gibt, wird das für die glücklichen Absolventen wahrscheinlich der vorerst letzte Besuch sein. Doch mit den Jahren wird die Hemmschwelle geringer, an den Ort zurückzukehren, in dem man so viel Zeit verbracht hat.

Und oft reicht ein bestimmter Duft, der einem in die Nase steigt und um Jahrzehnte zurückversetzt: zu Oma an den Küchentisch oder eben in seine Schulzeit – und schon sind alle Erinnerungen wieder lebendig. Auch für die rüstigen Herren um die 70, die im Gisela-Gymnasium vergangenen Freitagnachmittag den alten Zeiten nachgespürt haben. »Der Geruch ändert sich nie«, fanden sie bereits im Treppenhaus. Und diese spezielle olfaktorische Mischung rief bei den Ehemaligen anscheinend nur gute Erinnerungen wach: mit roten Wangen, scherzend wie Pennäler und sich Anekdoten zuwerfend, erkundeten sie das Haus vom Turn-Keller bis zum luftigen Panoramablick vom Turm.

Vor genau 50 Jahren haben sie am »Gisela«, damals Jungs vorbehalten, als eine von zwei Klassen Abitur gemacht und damit nach dem Krieg als erste am »Gisela« die vollen neun Jahre absolviert. Statt heute rund 850 gab es dort 1957 1.200 Schüler, die in drei Schichten unterrichtet wurden. Mit 19 von insgesamt 30 Schülern ist die damalige 9b nach 50 Jahren in das »Gisela« zurückgekehrt – samt Klassenlehrer Professor Heribert Moser. Der heute 85-Jährige hat nach seiner Zeit am »Gisela« ab 1967 Karriere am Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit und als Honorarprofessor am geowissenschaftlichen Institut der LMU gemacht.

»Das ist sehr selten, dass noch ein Lehrer dabei ist und dass der Kontakt mit ihm und untereinander über 50 Jahre gehalten hat«, sagt Lehrer Ulrich Geyer, der seit dem Schuljubiläum 2004 diverse Ehemalige durch die Schule geführt hat. Die 9b, heute wie früher wohl eine besondere Klasse: »Wir haben immer Initiative gezeigt«, etwa im Abiturjahr den ersten Faschingsball der Schule organisiert, waren Ski fahren, sorgten mit der Band »Schwabing Honky Tonkers« für Stimmung. Mittlerweile sehen sich die meisten, darunter Juristen, Lehrer oder Unternehmer, wieder einmal im Jahr, erzählt Manfred Wenzel, »Klassensprecher auf Lebenszeit«. Mit einem Mitschüler hat der 69-Jährige jetzt das große Klassentreffen organisiert, bei dem ein Klassenkamerad das erste Mal nach 50 Jahren wieder seine Schule und seine Mitschüler gesehen hat.

Die staunen über die Bergwerksatmosphäre im »Gisela«: wegen »Bröckelgefahr« sind seit zwei Jahren sämtliche Räume mit Stützen versehen. Das 103-jährige Schulhaus wird ab kommenden August für zwei Jahre generalsaniert und um einen vierstöckigen Anbau ergänzt, der in einem Jahr fertig sein soll, erklärt Ulrich Geyer. 21 Millionen Euro kommen dafür von der Stadt, vier vom Freistaat. 20 Klassen werden deswegen ab kommendem Schuljahr in Container ausgelagert. Die Fundamente können die Ehemaligen schon im Hof sehen.

Neben dem »Muff« von vor 50 Jahren habe sich aber sonst gar nicht viel verändert, so ohne Schüler und Unterricht, findet der 57er-Jahrgang, jedenfalls äußerlich: ob Direktoratszimmer, Schulhof oder Treppenhaus. Nur das Herunterrutschen auf dem runden Holzgeländer verhindern jetzt Messingnoppen – auch die Vorlieben der Schüler scheinen sich nicht grundlegend zu wandeln. M. Schmid

Artikel vom 26.06.2007
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