Münchner Kabarettpreis 2007 geht an Helmut Schleich – und das zu Recht

»Schwabing ist mein Dorf«

Den Hohenzollernplatz an sich findet Kabarettist Helmut Schleich architektonisch eher unspannend, die Menschen hingegen durchaus interessant. Foto: ks

Den Hohenzollernplatz an sich findet Kabarettist Helmut Schleich architektonisch eher unspannend, die Menschen hingegen durchaus interessant. Foto: ks

Schwabing · Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. Sprach Karl Valentin und so ähnlich fühlt sich manchmal auch der Schwabinger Kabarettist Helmut Schleich, wenn er aus seinem »Dorf Schwabing« in die weite Welt auszieht, um sein Publikum zu unterhalten. »Ich gehöre nach Schwabing-West. Hier ist meine Heimat und mein Zentrum«, erklärt der 40-jährige gebürtige Schongauer, der am kommenden Montag, 18. Juni, in der Pasinger Fabrik mit dem Münchner Kabarettpreis 2007 ausgezeichnet wird.

Die Jury hat Schleich im Karl-Valentin-Jahr bewusst ausgewählt. Seine Monologe gleichen denen Valentins, ohne sie zu kopieren.

Unwohl fühle er sich nicht, wenn er mit seinen Programmen durch Deutschland, Österreich oder die Schweiz reist, aber daheim in der Nähe des Hohenzollernplatzes kennt er halt jeden: »Mit dem Gemüsehändler Willi bin ich zur Schule gegangen. Schlittenfahren im Luitpoldpark find ich grandios. Freilich wird man sentimental, wenn man nicht daheim ist. Ich bin ein Stadtmensch, wenn ich mal auf dem Dorf bin, möchte ich schnell wieder in die Stadt«, bekennt der ehemlige Schüler der Farinellischule. Das Nordbad und im Sommer die Georgenschwaige, das sind seine Lieblingsplätze. Hier kann er seine wenige Freizeit mit seiner zehnjährigen Tochter und seinem vierjährigen Sohn genießen.

Inspirierend sei das Viertel und so manche seiner Figuren mag hier ihren Ursprung gefunden haben. »Gerade rund um den Hohenzollernplatz gibt es viele lustige Leute, man muss die Augenblicke nur festhalten können«, erklärt der ehemalige Geographie-Student der LMU. Der Drang auf die Kabarett-Bretter war größer und so schmiss er 1991 nach acht Semestern das Handtuch. Der Weg bis zum Münchner Kabarettpreis war gerade in seinen Anfangsjahren nicht immer einfach: »Fast zehn Jahre haben wir im ›Fraunhofer‹ Klinken geputzt bis wir endlich einmal dort spielen durften.

Heute sinkt die Hemmschwelle und viele Junge sind davon überzeugt, dass sie Kabarett können könnten«, schmunzelt er beim Wasser im Eiscafe am Hohenzollernplatz. Er selbst sei eher ein ängstlicher Mensch, wie seine Figuren in »Mutanfall« seinem aktuellen Stück. Dabei parodiert er die »Lust an der Angst«, die den Deutschen gerne nachgesagt wird. Autobiografisch sei das Programm keineswegs, wenngleich er sich an Neues eher langsam herantasten möchte. Wenn man ihn allerdings in die bayerische Ecke drängen will, kann Schleich deutlich werden. »Folkloristisch derb-bayerische Sprüche klopfen ist nicht mein Ding, da fühl ich mich verkannt und missverstanden.«

Die Jury des Kabarettpreises, die sich aus Kollegen und Stadtratsmitgliedern zusammensetzt, habe ihn verstanden: »Die Jury ist kompetent, Publikumspreise werden oft vorschnell vergeben«, meint er. »Aber ich habe ihn auch langsam mal verdient, immerhin bin ich seit zwanzig Jahren in Sachen Kabarett in München unterwegs«, grinst Schleich. Derzeit arbeitet er an einem neuen Programm, das im April 2008 Premiere feiern soll. Verraten will er nichts, aber er verspricht, sich treu zu bleiben. »Unterhaltung, aber nicht unter Niveau.« ks

Artikel vom 12.06.2007
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