Zankapfel Orleansplatz: Selbstreinigende WC-Anlage wird nun doch installiert

Haidhausen · Litfaßsäule mit Funktion

Beschlossene Sache: So soll es aussehen, das neue WC-Häuschen auf dem Orleansplatz.Foto: em

Beschlossene Sache: So soll es aussehen, das neue WC-Häuschen auf dem Orleansplatz.Foto: em

Haidhausen · So richtig gemütlich ist er nicht, der Orleansplatz gegenüber dem Ostbahnhof. Eine Verbesserung wird es aber ab Ende Juli geben: Wenn man mal muss, kann man in Zukunft auch am Orleansplatz – in einem vollautomatischen WC-Häuschen, das sich nach jeder Benutzung selbst reinigt. Eine integrierte Litfaßsäule soll die Toilette harmonisch als Teil des Platzes darstellen, ohne »Schmuddellook«.

Dennoch war die Anlage bis zuletzt ein Zankapfel zwischen dem Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5), unter seiner Vorsitzenden Adelheid Dietz-Will (SPD), und dem Polizeipräsidium München. Der Grund war die Bevölkerung des Orleansplatzes durch Alkohol- und Drogenabhängige.

Anfang April nannte die Polizei das Aufstellen eines Toilettenhäuschens dort »problematisch«, da es den Platz »für Milieuangehörige attraktiver« mache und dadurch mehr »Sicherheits- und Ordnungsstörungen« zu erwarten seien.

Dem widersprach Dietz-Will und wies darauf hin, dass die Haidhauser seit Jahren eine Aufwertung des Orleansplatzes forderten, besonders auch im Hinblick auf öffentliche Toiletten. Außerdem habe sich die Drogensituation dort seit dem verstärkten Durchgreifen der Polizei entschärft, und die Münchner eroberten sich den Platz wieder zurück. Das sieht der zuständige Polizeihauptkommissar Gerhard Stern inzwischen ähnlich. Zwar sei der Orleansplatz noch ein potenzieller Brennpunkt, doch nach den verstärkten Personenkontrollen der letzten Monate und seit der Kameraüberwachung sei »die Situation weitgehend bereinigt«. Außerdem seien weiterhin viele Streifenwagen in dem Gebiet unterwegs. Sollte sie sich allerdings wieder verschärfen, müsse man die WCs möglicherweise vorübergehend sperren.

Im Gespräch mit dem Haidhausener Anzeiger gab Stern zu, mit diesen Maßnahmen das Drogenproblem eher zu verlagern als zu lösen. Dennoch sei es wichtig, solche Brennpunkte aufzulösen, da dort regelmäßig Passanten belästigt würden und auch Körperverletzungen und Diebstähle zunähmen. Auf die Frage nach Anlaufstellen und Hilfsangeboten für Drogenabhängige verweist Stern auf sogenannte »Kontaktläden« wie in der Rosenheimer Straße 124. Dort könnten Drogenabhängige nicht nur Beratung und Hilfe zu Wegen aus der Sucht bekommen, sondern zum Beispiel auch saubere Spritzen.

Und was meinen die Münchner zum Orleansplatz und den neuen WCs? »Ich find’s super – gemütlich ist der Orleansplatz ja sowieso nicht, aber ein Toilettenhäuschen fehlt hier auf jeden Fall«, meint spontan die Haidhauserin Bettina Schmidt, die nach Feierabend gerne eine Pause am Brunnen einlegt. Ihrem Kollegen ist die Optik besonders wichtig: »Oft verschandeln Toilettenhäuschen nur die Landschaft. Aber so auf alt getrimmt finde ich super.« Durch Alkoholiker oder andere Drogenabhängige fühlen sich die beiden jedoch in keinster Weise belästigt.

Der ehemalige »Schandfleck« vorm Ostbahnhof ist keiner mehr – doch damit er wirklich zum Verweilen einlädt, muss er weiter gestaltet werden. Das »Häusl« ist da hoffentlich nur der erste Schritt. Eva Mäkler

Artikel vom 12.06.2007
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