Der neue EHC-Coach Bernie Englbrecht im Gespräch mit dem Münchner Wochenanzeiger

Der Chef bin ich

Bernie Englbrecht. Foto: www.private-press.de

Bernie Englbrecht. Foto: www.private-press.de

EHC-Chef Christian Winkler hat Bernie Englbrecht, den neuen Trainer des Münchner Eishockey-Vereins, als „Sechser im Lotto“ bezeichnet. Was Englbrecht wiederum über amerikanische Stürmer, Fitness, Psychologie und Harley Davidsons denkt, erzählt er im Interview mit dem Münchner Wochenanzeiger.

Münchner Wochenanzeiger: Herr Englbrecht, das Training für die kommende Saison beginnt erst im August. Was haben Sie bis dahin zu tun?

Englbrecht: Eine ganze Menge. Momentan kümmere ich mich um den Kader, spreche mit Leuten, die bei uns Verträge haben, die Verträge haben wollen und die sie für uns aushandeln. Außerdem sitze ich über dem Trainingsplan für den Sommer.

Münchner Wochenanzeiger: Der Kader nimmt immer mehr Formen an. Die Zugänge Markus Wieland, Erich Goldmann, Chris Bahan sind fix, gerade hat auch Felix Schneider um ein Jahr verlängert. Zufrieden mit der Entwicklung?

Englbrecht: Im Großen und Ganzen ja. Wir brauchen noch ein oder zwei Verteidiger, weil es ja immer wieder Verletzungen gibt. Eigentlich können es nie genug sein. Aber soweit steht die Verteidigung, und sie ist alles andere als schlecht.

Münchner Wochenanzeiger: Und was ist mit dem Sturm? Mike Kompon ist gesetzt, aber wer soll noch kommen?

Englbrecht: Wir sind in Verhandlungen mit drei Spielern. Sicher ist, dass wir vorne mit vier Ausländern antreten werden. Genaueres werden wir in drei bis vier Wochen wissen.

Münchner Wochenanzeiger: Der ausländische Sturm soll hauptsächlich aus amerikanischen Spielern bestehen. Woher kommt diese Vorliebe für Amerikaner?

Englbrecht: Das liegt am Spieltyp. Amerikanische Stürmer spielen einfach und geradlinig und sind auch sonst im Handling unkompliziert. Außerdem kämpfen sie mehr als andere Spieler, weil sie es von klein auf gewohnt sind.

Münchner Wochenanzeiger: Haben Sie mittlerweile schon mit der gesamten Mannschaft gesprochen?

Englbrecht: Ja, ich bin mit allen durch. Mit einigen habe ich ja früher auch schon zusammengespielt – mit Erich Goldmann, Gordon Borberg, Mario Jann; und manche kenne ich von der U20-Nationalmannschaft – Hardi Wild, Stefan Schröder. Es ist zwar ein neues Team für mich, aber mit vielen altbekannten Gesichtern.

Münchner Wochenanzeiger: Sie haben im Vorfeld des Sommertrainings schon einige Duftmarken gesetzt, Fastfood-Verbot und harte Trainingseinheiten angekündigt. Wie hart ist Bernie Englbrecht als Trainer?

Englbrecht: Hart, aber fair. Ich habe meine Prinzipien. Fitness und Disziplin stehen bei mir einfach an oberster Stelle, nur so kann ein Spieler die ganze Saison gut spielen, dem Verein helfen und sich auch selbst vor Verletzungen schützen. Ich gehe da auch gerne mit gutem Beispiel voran, schließlich trainiere auch ich regelmäßig im Kraftraum und gehe laufen. Dann kann ich das auch von meinen Spielern erwarten.

Münchner Wochenanzeiger: Neben der Fitness muss bei Profispielern auch die Psyche passen. Wie gehen sie mit den Problemen um, die man nicht im Kraftraum lösen kann?

Englbrecht: Natürlich muss man auch mit den Spielern sprechen, sich ihre Wehwehchen anhören und gegebenenfalls darauf reagieren. Es ist bei einem Kader von 22 Leuten aber nicht einfach, jeden mit derselben Aufmerksamkeit zu versehen. Aber ich bin da optimistisch, schließlich sind das alles gestandene Kerle und dazu noch Profis. Wir brauchen keine Mimosen oder Jammerer. Wir brauchen Männer, die sich durchbeißen wollen.

Münchner Wochenanzeiger: Widerrede ist den Spielern also nicht gestattet?

Englbrecht: Nein, zumindest nicht öffentlich. Weder im Training - und schon gar nicht in der Presse wird dagegen geredet. Da wird getan, was ich als Trainer und Coach ihnen sage. Schließlich sind die Spieler Profis und ich bin ihr Chef. Wenn es einem aber tatsächlich nicht passt, dann kann er jederzeit zu mir kommen und unter vier Augen alles mit mir besprechen.

Münchner Wochenanzeiger: Bei welchen Dingen wird der Mensch Bernie Englbrecht eigentlich weich?

Englbrecht: Ach, privat bin ich natürlich anders als auf der Bank. Da bin ich ein eher besonnener Typ, ehrlich und geradeaus. Und weich werde ich bei meiner Familie und wenn es um meine Hobbys geht.

Münchner Wochenanzeiger: Die da wären?

Englbrecht: Ich hatte früher meine eigene, selbst zusammengebaute Harley Davidson, die ich mittlerweile aber wieder verkauft habe. Ich habe einfach keine Zeit mehr, sie richtig auszufahren. Schade, aber nicht mehr zu ändern.

Münchner Wochenanzeiger: Zum Abschluss noch ein paar Entscheidungsfragen. Ich bitte um schnelle Antworten. Weißbier oder Helles?

Englbrecht: Helles.

Münchner Wochenanzeiger: Fahrrad oder Auto?

Englbrecht: Wenn es geht, dann Fahrrad.

Münchner Wochenanzeiger: TSV 1860 oder FC Bayern München?

Englbrecht: Das ist schwierig. Ich war lange ein Sechzger, fühle mich mittlerweile aber mehr zum FC Bayern hingezogen. Aber eigentlich... ach, das kann man so auch nicht sagen (lacht). Nächste Frage, bitte.

Münchner Wochenanzeiger: Feierabend machen oder doch noch mal den Computer hochfahren?

Englbrecht: Letzteres. Ich nehme meinen Beruf sehr ernst. Deshalb wird abends schon noch einmal der Computer angemacht. Interview: Daniel Köhler

Artikel vom 11.06.2007
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