Polizei: Heuer bereits 14 Tote auf Münchens Straßen

München - Alle elf Minuten ein Unfall

Die Hilfe naht: Im vergangenen Jahr passierten in der Stadt 48.748 Unfälle.Foto: Archiv

Die Hilfe naht: Im vergangenen Jahr passierten in der Stadt 48.748 Unfälle.Foto: Archiv

Über einen Mangel an Beschäftigung kann nicht klagen, wer in der Verkehrsabteilung des Münchner Polizeipräsidiums arbeitet: Alle elf Minuten passierte im vergangenen Jahr ein Unfall im Zuständigkeitsbereich der Dienststelle, 48.748 insgesamt, wie aus dem Verkehrsbericht für 2006 hervorgeht. Alarmierend für die Polizei ist außerdem, dass es bis Juni 2007 bereits 14 Tote auf Münchens Straßen gab.

So viele Unfälle wie im vergangenen Jahr gab es seit 2001 nicht – im Vergleich zu damals, als es in München und Umgebung 53.578 Mal krachte, ist aber deutlich weniger passiert. In den Neunzigern war die Unfallrate bis zu besagtem Spitzenwert stetig gestiegen. Danach ist sie rapide gesunken, um sich bei etwa 48.000 einzupendeln.

Wie oft es auf Münchens Straßen kracht, hängt von verschiedensten Faktoren ab, eine große Rolle spielt das Wetter: „An den ‚Schneechaostagen‘ im Frühjahr ist die Rate im Jahr 2006 in die Höhe geschossen“, erklärt Polizeihauptkommissar Michael Reisch. Überwiegend handelte es sich dabei um Blechschäden. Menschen werden eher verletzt, wenn es wärmer ist und mehr Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Insgesamt haben sich im vergangenen Jahr 7.963 Menschen auf Münchens Straßen verletzt, etwas mehr als im Jahr zuvor (7.840). Das Erfreuliche dabei: Die Zahl der Schwerverletzten ist entgegen dieses Trends gesunken – und zwar um mehr als zehn Prozent.

Im Jahr 2006 kamen in München 28 Verkehrsteilnehmer ums Leben. Das sind sieben mehr als im Vorjahr, in dem es allerdings so wenige Todesopfer wie nie zuvor gegeben hat. „Grundsätzlich ist 28 immer noch ein guter Wert – wobei natürlich jeder Tote einer zu viel ist“, erklärt Reisch. Beunruhigt ist der Polizeihauptkommissar hingegen wegen der Zahlen aus dem laufenden Jahr: Bereits 14 Verkehrstote hat es bis Anfang Juni gegeben, 2006 waren es zum selben Zeitpunkt lediglich fünf. „Das haben wir stark im Blick“, erklärt Reisch. Bei den Opfern tödlicher Unfälle handle es sich zumeist um Fußgänger oder Radfahrer, die bei Rot oder an einer ungesicherten Stelle die Straße überqueren.

Dass es auf Münchens Straßen nicht mehr so häufig kracht wie früher und weniger Menschen verletzt werden, hat die unterschiedlichsten Gründe. ADAC-Sprecher Rudolf Vogler nennt unter anderem „verbesserte Sicherheitstechnik und effektivere Rettungsmaßnahmen“. Zudem würden erfolgreiche Präventivmaßnahmen greifen, etwa die Fahrsicherheitstrainings: „Früher haben es viele als Verletzung ihres Stolzes empfunden, ihr Fahrverhalten zu trainieren, das hat sich inzwischen geändert.“ Nach Einschätzung anderer Experten fühlen sich auch viele Autofahrer zu höherer Vorsicht gezwungen, da Unfälle in Form von Werkstattkosten und steigenden Versicherungsbeiträgen immer mehr ins Geld gehen.

Obwohl Vogler weiß, dass sich die Unfallzahlen nicht unter eine gewisse Grenze drücken lassen, glaubt er, dass „auf alle Fälle noch Luft nach unten da ist“. Man sei auf einem relativ guten Weg, „aber wir sind auch noch lange nicht am Ende angekommen“. Man könnte etwa noch stärker an die Autofahrer appellieren, Sicherheitstrainings zu absolvieren, „auch über die Verkehrslenkung kann man die Unfallzahlen noch senken.“

Genau hierfür nutzt Münchens Polizei denn auch die Unfallstatistik: Sie macht Orte aus, an denen es unnötig oft knallt – „Unfallhäufungspunkte“, wie es auf Amtsdeutsch heißt. Die Unfallkommission, in der Vertreter von Polizei, Kreisverwaltungs- und Baureferat sitzen, besichtigt diese Punkte und überlegt, wie man sie entschärfen könnte.

In den Jahren 2003 und 2004 etwa fiel auf, dass es an der Plinganserstraße ganze zwölf Unfälle gab, bei denen Linksabbieger in die Brudermühlstraße mit dem Gegenverkehr zusammengeprallt waren. Als Reaktion hierauf wurde im November 2005 eine Linksabbiegerspur mit eigener Ampel eingerichtet – 2006 passierte nichts mehr an dieser Stelle. Vergangenes Jahr hatte Münchens Polizei 35 weitere Brennpunkte untersucht, in der Hoffnung, die Unfälle dort genauso effektiv einzudämmen.

Reisch weiß aber, dass solche Maßnahmen nur begrenzten Einfluss auf die Unfallstatistik haben: „Die Ursache der meisten Unfälle ist und bleibt menschliches Fehlverhalten.“ Und das kann die Polizei nicht abstellen. Von Martin Hoffmann

Artikel vom 06.06.2007
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