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Edel-Satiriker liest im Audimax
München - Max Goldt, der Migrant
„Schön ist es, wenn jemand endlich schweigt“: Max Goldt liest am heutigen Samstag im Audimax der LMU. Foto: VA
Endlich traut sich das mal einer schreiben: „Nicht schön ist es, wenn Kinder nichtdeutscher Eltern, bloß weil man sie nicht Ausländer nennen möchte, als ,Jugendliche mit Migrationshintergrund‘ bezeichnet werden. Meine Eltern flohen 1945 aus Schlesien. Bin ich deswegen ein ‚Mensch mit Vertreibungshintergrund‘?“ Schonungslos deckt Edelfeder Max Goldt in seinem Kolumnenbuch „QQ“ (Rowohlt, 2007) Bürokratenphrasen, Floskelscheusale und weitere Absurditäten des Lebens auf.
Und treibt sie auf die Spitze: Wieso wird die alteingesessene Bevölkerung nicht zu „migrationshintergrundsfernen Personen“ gemacht?, fragt er. Es wäre nur logisch.
Goldt, 1958 in Göttingen geboren, lebt in Berlin und hat viele Preise für seine Schreiberei gewonnen, darunter den Kasseler Literaturpreis für groteske und den Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire. Dass er diese Auszeichnungen höchst verdient hat, wissen etwa die Leser des Satire-Magazins Titanic, in dem er regelmäßig veröffentlicht.
Weil Goldt ebenso wunderbar lesen wie schreiben kann, strömt sein Publikum zu Hunderten zu seinen Vorträgen. Goldt kann daher nicht in der kleinen Buchhandlung an der Ecke lesen, er braucht Säle wie das Audimax der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, in dem er am Samstag, 10. Mai, ab 20.30 Uhr sein aktuelles Buch „QQ“ vorstellt. Freilich wäre es schön, wenn sich dann auch ein paar Germanistik-Professoren ins Auditorium setzen würden: um sich ein Beispiel an Goldt zu nehmen, der die hohe Kunst des Vortrags aufs Höchste kultiviert hat, der kunstvoll Satz an Satz fügt und auf diese Weise die Schönheit seiner Sprache zelebriert.
„QQ“ steht übrigens für „quiet quality“, stille Güte. Für alles also, das laut Goldt „nicht schreit und spritzt“. Allerdings würde er selbst jene „QQ“ erst in ein paar Jahren praktizieren können: „Da ich mir einmal eine schöne Wohnung in einem dieser Altersheime für gutsituierte Leute mit ein bisschen Hirn leisten möchte, habe ich mir ausgerechnet, dass ich noch fünf Jahre schreien und spritzen muss, und dann kann’s losgehen mit QQ.“ Sein Buch endet jedenfalls schon mal mit einem feinsinnigen Vorgeschmack auf diese Zeiten: „Immer schön ist es“, schreibt er, „wenn jemand endlich schweigt.“ Von Nadine Nöhmaier
Artikel vom 06.06.2007Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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