Neue Schilder und Drahtesel-Highways: Mehr Rechte für Radler

München - „Radeln ist sexy“

Neue Schilder für Fahrradfahrer: Mit ihrer „Zweirad-Offensive“ will die Stadt mehr Münchner auf den Drahtesel bringen.

Neue Schilder für Fahrradfahrer: Mit ihrer „Zweirad-Offensive“ will die Stadt mehr Münchner auf den Drahtesel bringen.

München - Christian Ude rollt auf zwei Rädern, Edmund Stoiber gelegentlich auch und im Schnitt radeln täglich rund 100.000 Münchner durch die Stadt. Verglichen mit anderen Großstädten wird somit eine Menge Blech via Muskelkraft durch München getrieben – doch davon, dass da noch mehr geht, sind die Stadtväter sowie der Fahrradbund ADFC dennoch überzeugt: Sie wollen München bis 2015 zur fahrradfreundlichsten Stadt der ganzen Republik machen.

Diesem Ziel radeln sie denn auch hurtig entgegen: Bis zur Radverkehrskonferenz „Velo City“ Mitte Juni sollen zwölf Fahrradstraßen und etliche neue Radwege ausgewiesen sein; zudem wurden die ersten Schilder des neuen, endlich einheitlichen Wegweiser-Systems installiert; damit diese ganzen Neuerungen auch ordentlich dokumentiert sind, wurde gerade ein neuer Radlstadtplan veröffentlicht.

All diese Maßnahmen sind freilich nicht umsonst: Im vergangenen Jahr ließ sich die Stadt ihre Radlfreundlichkeit satte 3,5 Millionen Euro kosten, heuer wird die Summe kaum kleiner ausfallen. Grünen-Stadtrat Jens Mühlhaus jubelt bei soviel Muskelkraft: „Das ist ein Durchbruch für alle Radfahrer!“

„Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Radfahren sexy ist“, sagt Karl von Falkenhausen, Landesvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Bayern. Die Aufgabe sei allerdings schon übererfüllt, radeln sei eh sexy – man spüre dabei schließlich die frische Luft, man kommuniziere nicht mit der Hupe, sondern mit den Augen oder durch Rufe, man fühle sich schlicht wohl. Im Grunde aber müsse nicht nur das Radl-Image, sondern auch die Sicherheit verbessert werden, meint der ADFC-Experte: daher sei es mehr als lobenswert, dass München eine Zweirad-Offensive gestartet habe.

In den kommenden vier Jahren werden die bisherigen Kraut- und-Rüben-Schilder des gesamten 1.200 Kilometer langen Münchner Radlnetzes durch neue, einheitliche Wegweiser ersetzt. In der vergangenen Woche wurden drei Radl-Hauptrouten mit den ersten, insgesamt 70.000 Euro teuren Schildern bestückt. Die neuen Wegweiser führen mit großer, grüner Schrift zum Ziel – und deuten auf Sehenswürdigkeiten entlang der Radlroute hin. Zu den drei Radl-Hauptrouten gehört der innere Radlring, der zwischen Altstadt- und Mittlerem Ring rund um das Stadtzentrum führt. Strecke Nummer zwei umfasst den Weg vom Marienplatz nach Neuperlach, der dritte Weg ist der Isarradweg. „In Summe wird die neue Beschilderung rund 700.000 Euro kosten“, wie Karl Höferle verrät, Leiter der Hauptabteilung Tiefbau des Baureferats.

Und das ist längst nicht alles: der Stadtrat hat obendrein den Weg für zwölf neue Fahrradstraßen frei gemacht, auf denen Autofahrer nichts zu hupen haben. Zum Beispiel den Würmradweg zwischen Verdi- und Dorfstraße oder die Moosacher Jakob-Hagenbucher-Straße. Andere Fahrzeugführer dürfen die Radlstraßen übrigens nur benutzen, wenn dies ausdrücklich erlaubt wird; Radler hingegen dürfen sogar nebeneinander fahren, sofern sie den Gegenverkehr nicht behindern. Allerdings gilt auf den Fahrrad-Autobahnen eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Bisher existiert übrigens nur ein derartiger Radl-Highway in der Stadt: auf der Wittelsbacher- und der Hefner-Alteneck-Straße.

Grünen-Stadtrat Mühlhaus, der sich seit Jahren für die Rechte von Radlern einsetzt, freut sich außerdem, dass zwölf weitere Radfahr- und Schutzstreifen auf diverse Münchner Straßen gepinselt werden, etwa auf die Kapuzinerstraße, auf Höhe des Baldeplatzes oder auf die Paul-Heyse-Straße. Die Radfahr- und Schutzstreifen sind Bestandteil der Fahrbahn, grenzen von dieser allerdings eine Radlzone ab, sofern an den jeweiligen Straßen kein Radweg gebaut werden kann: am Oberanger oder im Tal sieht man bereits jetzt, wie solche Warnstreifen aussehen.

Damit der Radfahrer weiß, wo diese ganzen Strecken verlaufen, gibt die Stadt seit 1989 einen speziellen Radlstadtplan heraus. Mit Blick auf die Velo City-Konferenz gibt es diesen heuer sogar in einer Auflage von 50.000 statt bisher 25.000 Exemplaren. Den Plan bekommt man kostenlos in der Stadtinformation im Rathaus, im Umweltladen am Rindermarkt oder beim ADFC in der Platenstraße 4. Online steht er auf http://www.muenchen.de/verticals/Mobilitaet/Fahrrad/Fahrradnetz/135279/index.html. Auf der Seite ist auch ein Radl-Routenplaner zu finden, der die kürzesten und schönsten Radlstrecken berechnet.

Neben all diesen Neuerungen geht es freilich auch mit längst beschlossenen Maßnahmen voran: Nach und nach werden weitere Einbahnstraßen für Radler in Gegenrichtung geöffnet. Was Mühlhaus indes noch bemängelt, sind fehlende Abstellmöglichkeiten für Drahtesel vor allem im Innenstadtbereich. Ansonsten aber geht er davon aus, dass die Radl-Offensive ein voller Erfolg wird: bis 2015 soll das Radlnetz von den bislang 1.200 auf 1.400 Kilometer ausgebaut werden, dann sollen 15 statt bisher zehn Prozent aller Münchner regelmäßig durch die Stadt radeln. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 16.05.2007
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