Albrecht Ackerland über Radlfreundlichkeit

München - „Da schau her“

Die rot-grüne Münchner Stadtregierung dauert nun schon Jahrhunderte, und so manche Idee und Tat der Koalition im Rathaus kann man sicher auch als „unglücklich“ betrachten. Es gibt aber auch Dinge, die die Herren Ude und Monatzeder sicherlich als Erfolg verbuchen können. Zum Beispiel den fortschreitenden Ausbau der Stadt zu einem Radlerparadies.

Die vielen Radwege sind es, die unser München für Radfahrer so attraktiv werden lassen. Vor allem: für Schnellradfahrer. Der Radweg an der Ludwig- und Leopoldstraße etwa gleicht mehr einer Rennbahn denn einer Spur für gemütliches Radeln. Vom Odeonsplatz zur Münchner Freiheit schafft es der radelnde Raser manchmal in einem Drittel der Zeit, die der staugeplagte Autofahrer für die Strecke braucht. Für den Radler ist das schön – für den Fußgänger oft gefährlich, egal, ob er nun flaniert, wie es das Klischee aus Reiseführern von ihm verlangt, oder ob er tatsächlich einfach nur geht, um von A nach B zu kommen. Sogar anderen Radlern, die ihre Zeit zwar auch nicht gestohlen haben, sie sich aber dennoch nehmen, werden von den Rasern mitunter beschimpft, schließlich sei der Radweg zum Radeln und nicht zum Rammdösen da.

Wer müde sei, soll in den Englischen Garten – oder gleich zuhause bleiben. Der Zweirad-Zwist ist also mitten unter uns. Neuerdings übrigens sind bei Menschen, die gerne auffallen, sogenannte „Cruiser“ beliebt. Das sind Fahrräder, die wie eine Harley Davidson aussehen, mit breiten Reifen, tiefem Sitz und einem weit nach vorne gestellten Vorderrad mit einer sehr schräg gestellten Gabel. Ein vollkommener Unsinn, der Rückenschäden produziert. Wer cool sein will, muss leiden, denken sich allerdings die Fahrer jener Gefährte – vollkommen verblendet, denn mit einem Cruiser kommt man einfach nur lächerlich daher. Nun gut, jeder wie er’s mag. Nur kann man eben mit diesen Dingern baubedingt nur sehr, sehr langsam fahren, „cruisen“ eben – eine Art Flanieren mit Fahrzeug. Das freilich kann der normale Leopoldstraßenradwegnutzer nicht verstehen, will er doch für die Wegstrecke A bis D möglichst überhaupt keine Zeit benötigen.

Den Typ Verkehrsteilnehmer „Fahrradfahrer“ gibt es also längst nicht mehr, vielmehr gibt es mittlerweile unterschiedlichere Typen, als es sie bei Autofahrern oder Fußgängern gibt. Die Politik muss darauf reagieren. So wird im Kampf um die Kommunalwahlen 2008 bestimmt folgende Forderung laut: „Wir brauchen nicht nur mehr Radwege, sondern mehr Radwegspuren!“ Auf dass die Leopoldstraße ein Fahrrad-Highway wird – ohne Autofahrer.

Artikel vom 16.05.2007
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