Wie weltoffen ist Schwabing? Situation von ausländischen Menschen im Viertel

Schwabing · »Mit statt für Migranten«

Im Jugendtreff in der Gohrenstraße 6 wird Integration gelebt. Foto: P. Herzog

Im Jugendtreff in der Gohrenstraße 6 wird Integration gelebt. Foto: P. Herzog

Schwabing · Migration ist Teil unserer Realität, ob man will oder nicht. Auch in Schwabing. Mit einem Ausländeranteil von 21 Prozent liegt der zwölfte Stadtbezirk im städtischen Mittelfeld. Laut den aktuellen Zahlen der Stadt sind 34 Prozent der Münchner Ausländer aus 180 Nationen. Davon sind 24 Prozent Ausländer und 10 Prozent Deutsche mit Migrationshintergrund.

Integration ist deshalb einer der Herausforderungen der Zukunft und »eines der brennendsten Themen der Stadtgesellschaft«, wie Uschi Sorg von der Stelle für interkulturelle Arbeit im Sozialreferat bei einem Podiumsgespräch in der Seidlvilla vergangenen Donnerstag betonte. Dort diskutierten Vertreter der Stadt, der Seidlvilla und des Bezirksausschusses unter dem Titel »Wie weltoffen ist Schwabing« die aktuelle Situation im Viertel.

Ethno-Festivals zu besuchen oder »beim Türken« zu speisen fördert halt nur vordergründig den »langfristigen Prozess der Eingliederung von Zuwanderern, geprägt von Chancengleichheit, beiderseitiger Verantwortung und Anerkennung der Vielfalt«, wie das im Herbst 2006 vom Stadtrat beschlossene Integrationskonzept »Integration« in der Theorie beschreibt. In der Praxis gibt es noch einiges zu tun. Wie Ausgrenzung ganz unterschwellig funktioniert, davon berichtete Janne Weinzierl vom Bezirksausschuss Schwabing-Freimann (BA 12) aus »30 Jahren Erfahrung in der Schulpolitik«: »Das Oskar(-von-Miller-Gymnasium) und das Max(imiliansgymnasium) halten durch Latein als erste Fremdsprache bewusst begabte ausländische Kinder ab.«

Außerdem würden »Schwabinger Mittelschichtseltern« dafür sorgen, »dass ihre Kinder trotz Schulsprengel in die Haimhauserschule gehen mit einem nicht existenten Ausländeranteil statt in die Simmernschule mit einem relativ hohen Ausländeranteil.« Ganz pragmatisch sieht Dieter Bolzani vom Sozialnetz Regsam die Bedeutung von Integration: um den Wohlstand und sozialen Frieden zu sichern. »Wir sind wegen der wenigen deutschen Kinder und dem dadurch drohenden Fachkräftemangel doch darauf angewiesen, dass Migrantenkinder zu einer guten Ausbildung kommen.« Elternarbeit und der Zugang zu höherer Bildung machten die Diskussionsteilnehmer als eine der wichtigsten Voraussetzungen für gelungene Integration aus.

»Integration muss bereits im Kindergarten anfangen«, betonte die Integrationsbeauftragte Bärbel Häfele vom BA 12. »Schwabing ist im Mittelfeld was die Probleme angeht, das heißt, es könnte besser sein«, konstatierte Bolzani. »Erste Erfolge« gebe es jetzt nach zwei Jahren bei der Nachbarschaftshilfe am Ackermannbogen, wo ausländische Kinder und ihre Eltern an die Schule herangeführt werden.

Die Senioren mit Migrationshintergrund nicht zu übersehen, darauf wies Margarethe Götz vom Alten- und Service-Zentrum Schwabing-Ost in der Siegesstraße hin. Dort treffen sich seit einem Jahr russische und spanische Senioren. »Nicht nur für, sondern mit Migranten was machen«, forderte Dorothee Fichter von der Nachbarschaftshilfe der Seidlvilla, wo Bürger wöchentlich Deutschübungskurse und Deutsch-Konversation anbieten (Infos unter Tel. 39 82 99). »Viele Migranten bleiben unter sich, aber da ist ein großer Wunsch nach Austausch«, weiß Fichter aus ihrer Arbeit, »der persönliche Kontakt ist ausschlaggebend.« ms

Artikel vom 15.05.2007
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