Die EHC-Fans kämpfen mit kreativen Mitteln gegen den Untergang ihres Vereins

Noch ist nichts verloren

Die EHC-Fans trommeln für ihren Verein, um genügend Geld zusammen zu bekommen. Foto: jw

Die EHC-Fans trommeln für ihren Verein, um genügend Geld zusammen zu bekommen. Foto: jw

Der Schock sitzt allen Beteiligten noch tief in den Knochen. Vergangene Woche hatte der EHC München bekannt gegeben, dass knapp 400.000 Euro in der Vereinskasse fehlen. Eine neue Saison sei so nicht möglich, das Ende des Vereins unausweichlich, sofern sich nicht schnellstens Sponsoren finden. „Wir haben gute Gespräche mit der Olympiapark GmbH, der Stadt München, mit Sponsoren und Privatpersonen geführt“, erklärt Teammanager Christian Winkler. „Doch noch gibt es lediglich Lippenbekenntnisse und keine festen Zusagen.“

Nägel mit Köpfen machen indes die Fans des EHC München. Auch wenn sie anfangs nicht glauben konnten, wie dünn das Eis für ihren Verein sein soll. „Ich war so perplex, ich konnte nicht mehr weiterarbeiten“, erinnert sich Oliver Wenner, Fanbetreuer des EHC an den Tag, an dem die Bombe platzte. „Zuerst war ich sauer. Ich dachte, die Vereinsführung hat wieder Mist gebaut, so wie damals bei Hedos oder den Barons.“ Doch Wenner hat sich informiert und dann die Initiative ergriffen. „Wir werden mit allen Mitteln für unseren EHC kämpfen.“ Gesagt, getan. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, die unterschiedlichsten Firmen angeschrieben, Aktionen geplant – und vieles versteigert. „Viele Fans kramen ihre alten und raren Trikots aus dem Schrank und spenden den Erlös des Verkaufs an den Verein. Andere wiederum bieten ihre Dienste für die unterschiedlichsten Dinge an. Wir sind sehr kreativ und vor allem leidenschaftlich“, erzählt Wenner begeistert vom Engagement seiner Mitstreiter. So kann man unter www.nordkurve-muenchen.de/rettung.php eine Massage der Teamphysiotherapeuten (100 Euro), ein Picknick mit Christian Winkler und drei EHC-Spielern (155 Euro) oder eine Autoreinigung durch Fans (75 Euro) ersteigern. In weniger als einer Woche sind so mehr als 3.000 Euro eingegangen. Weitere Aktionen, wie Retter-T-Shirts, ein Flohmarkt und vieles mehr sind bereits in Planung. So soll zum Beispiel die Eisfläche am Oberwiesenfeld digital verkauft werden. Die User können sich gegen einen Geldbetrag eine gewisse Fläche „sichern“, das Geld landet auf dem Spendenkonto. „Wenn das gut funktionieren sollte, sind 100.000 Euro rein rechnerisch möglich.“ Doch bei allem Aktionismus bleibt Wenner Realist: „Wir wissen, dass wir nicht alleine die benötigten Gelder aufbringen können. Aber wir setzen ein klares Signal, zeigen, dass es in München ein Interesse für Eishockey gibt.“ Eine fünfstellige Summe, das wäre laut Wenner ein gutes und vor allem ein realistisches Ziel. Teammanager Christian Winkler ist von derartigem Engagement überwältigt: „Das sind die Aktionen, die uns wieder Kraft geben. Allein die Fans sind die Arbeit wert. Ich muss mich bei ihnen schon jetzt bedanken, im Namen aller.“ Wenner allerdings will von Dank nichts hören: „Das können sie machen, wenn wir es alle gemeinsam geschafft haben.“ Bis dahin arbeiten er und seine Mitstreiter im Akkord. „Dieser Verein ist mir und sehr vielen anderen ans Herz gewachsen. Das lässt man nicht einfach so sterben.“ Spricht’s und setzt sich wieder an den Computer. Es sind neue Versteigerungen eingegangen. Noch ist nichts verloren. Daniel Köhler

Artikel vom 30.04.2007
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