Am Hart · Vorsicht: Schmökervirus!

Schon infiziert: Die Vorlesegruppe der Bernaysschule hat sich vor kurzem neu formiert. Auch diese Schüler nehmen am derzeitigen Vorlesewettbewerb teil – und haben sicher auch gute Chancen, zu gewinnen. Foto: gf

Am Hart · Es war ein zartes Pflänzchen, das die Bernaysschule mit der Auswahl aus dem Bücherprogramm »Die 100 Besten« zum Welttag des Buches im vergangenen Jahr ins Leben rief. Ganze Umzugskartons voller Lach- und Sachgeschichten wanderten von der Turnhalle in den eigens dafür bereitgestellten Raum im ersten Stock.

Am vergangenen Montag, 23. April, also ein Jahr danach, konnte Hauptschulrektor Sven Friedel den Kindern der fünften und sechsten Klassen endlich verkünden: »Die Schulbibliothek wird offiziell eröffnet.« Und zwar am kommenden Freitag – als passender Schlusspunkt einer Woche voller Lesestoff. Denn derzeit dreht sich an der Bernaysschule alles um Literatur, Lesen, Erzählen und Schreiben.

Die Lesebeauftragte Sabine Müller hat für die »Lust auf Lesen«-Woche in mühevoller Kleinarbeit ein üppiges Programm zusammengestellt. »Manchmal weiß ich auch nicht, woher ich die Zeit nehme«, räumt die Lehrerin schon mal auf dem Weg vom Leseprojektraum Richtung Bastelkeller ein. So entstand auch die Bücherei, nach anfänglicher Euphorie, dann doch erst »peu à peu«: »Es ist schon ein heftiger Prozess, bis man einen ordentlichen Fundus an vernünftiger Literatur für Kinder und Jugendliche zusammengestellt und geordert hat.« Rektor Friedel runzelt bei dem Gedanken an die komplizierten Anträge und Finanzierungskonzepte die Stirn. »Wenn das geschafft ist, müssen die Bücher ja auch noch sortiert werden, ein Karteisystem angelegt werden, ein Verleihkonzept erarbeitet werden…« – viel zu tun für die Lesebeauftragte also. Die hat sich mit der »Lust auf Lesen«-Woche noch einmal richtig austoben können. Jeden Tag ist ein spezielles Programm für die Schüler der fünften und sechsten Klassen geboten. Im Mittelpunkt steht dabei das Schulprojekt »Die 100 Besten« vom Kultur & Spielraum e.V. Über 200 Jugendbücher werden dabei vorgestellt und in spielerischen Etappen erarbeitet – vom fantasievollen Schmökerstoff über »Monsterkrankheiten«, bei dem Skelette einen Bandwurm bekämpfen und Vampire Zahnschmerzen kriegen, bis hin zu Seeräubergeschichten, denn Piraten stehen derzeit hoch im Kurs.

Da wird gelesen, mit Requisiten nachgespielt, geschrieben und gebastelt, was das Zeug hält.

Ständiger Treffpunkt in der Lesewoche ist das Lesecafé in der Aula. Dort stehen vor allem aktuelle Tages- und Wochenliteratur, Zeitungen, Zeitschriften und Magazine bereit. Serviert werden fruchtige Cocktails. Im Schulkeller probieren sich die Kinder in der eigenen Papierherstellung und am morgigen Donnerstag findet die große Lesenacht statt. Noch bis Freitag tragen die Schüler untereinander einen Vorlesewettbewerb aus. Gute Chancen auf den Titel haben auf jeden Fall schon einmal die Akteure der neuen Vorlesegruppe. Erst seit wenigen Tagen sind die Schüler in dem kleinen Team aktiv und üben dort zusammen mit einer Theaterpädagogin Lesestücke für die Grundschüler ein.

»Manche haben zum ersten Mal ein normales Lesebuch in der Hand«, erzählt eine der Pädagoginnen von »Die 100 Besten«. »Doch schon nach wenigen Minuten sind die Kinder ganz in den Bann der Bücher gezogen.« Dann hat er zugeschlagen, der Schmökervirus. G. Feind

Artikel vom 24.04.2007
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