»Junge Integration« soll in Hochbrück für ein »vernetztes Dorfleben« sorgen

Garching-Hochbrück · Das Leben der anderen

»Integration ist mein Spezialgebiet«: Ilona Hultsch lebte und studierte in Irland und Österreich. »Dort war ich die Ausländerin.« Jetzt soll sie in Garching-Hochbrück für eine bessere Vernetzung innerhalb der Bevölkerung sorgen. Foto: gf

»Integration ist mein Spezialgebiet«: Ilona Hultsch lebte und studierte in Irland und Österreich. »Dort war ich die Ausländerin.« Jetzt soll sie in Garching-Hochbrück für eine bessere Vernetzung innerhalb der Bevölkerung sorgen. Foto: gf

Garching-Hochbrück · Dass Hochbrück zu Garching gehört, erschließt sich dem flüchtigen Besucher nicht sofort. Schlimmer noch: Die meisten, die mit dem Auto oder Lastwagen durch den Garchinger Stadtteil fahren, würden wahrscheinlich nicht einmal darauf kommen, dass in Hochbrück Menschen wohnen und leben.

Kein Wunder, denn die Ortsdurchfahrt, die Schleißheimer Straße, ist zu beiden Seiten gesäumt von Industrieanlagen, Großhandelshäusern, Hotels, eine Tankstelle ist auch dabei. Es müsste also schon abbiegen, wer die Häuserzeilen hinter den Arbeitstempeln entdecken will.

»Trotzdem finde ich ist Hochbrück keine klassische Arbeitersiedlung«, meint Ilona »Ilo« Hultsch, seit Mitte März im Auftrag der Jungen Integration Hochbrück unterwegs. Ihre Mission: Aufklären, Berichten und Initiativen anstoßen. »Für mich geht es jetzt erst einmal darum, das Viertel kennen zu lernen, die Menschen zu treffen, die typischen Hochbrücker Verhältnisse zu erkunden.« Für die Kontaktfreudige »Ilo« kein ungewohnter Job. Schließlich sei »Integrationsarbeit genau mein Ding« und jetzt biete sich Gelegenheit »meine Zusatzqualifikation in der interkulturellen Jugendbildung voll auszuspielen«.

»Das Konzept der ›Jungen Integration‹ (JI) geht auf eine Anfrage des Landkreises München zurück«, erklärt Stephan Schwarz, Stellvertretender Produktgruppenleiter »Offene Jugendarbeit« des Kreisjugendrings München Land. Das Vorgängerprojekt zur JI, »Pro Junge Ausländer« (PJA), beschäftigte sich bereits mit Integrationsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche in Ober- und Unterschleißheim sowie in Hochbrück. Um der Bedarfssituation gerecht zu werden sollte der KJR ein Konzept entwickeln um die Integrationsarbeit flächendeckender zu gestalten. Schwarz: »Deshalb haben wir einen Weg gesucht, die PJA an den Jugendzentren anzusiedeln.« Letztlich sei es darum gegangen die Struktur zu straffen, »und die Ansprechpartner zu reduzieren«.

Ilo Hultsch ist jetzt der Ansprechpartner für die Hochbrücker, »denn die sind die Experten für Hochbrück«, sagt sie selbst. Der Ratsch an der Bushaltestelle, an der U-Bahn und eben auch an der Tankstelle über den Hochbrücker Alltag (»Da ist schon ein bisserl Neid auf das Garching auf der anderen Seite der Autobahn, wo es alles dreimal gibt: Supermarkt, Sparkasse, Kulturangebote«) ist dabei nur der erste Schritt. Schließlich zielt die JI direkt auf eine Vernetzung sozialer und gesellschaftlicher Einrichtungen ab. »Es geht darum, gesunde Nachbarschaftsverhältnisse untereinander zu schaffen.« Denn genau da sei Hochbrück auch wieder ganz typisch Arbeiterviertel: Hoher Migrantenanteil, ein hohes Maß an Anonymität, Multi-Kulti auf engem Raum.

Von ihrem Büro im Hochbrücker Jugendzentrum aus will Hultsch mit ihrer 20-Wochenstunden-Stelle in den nächsten Monaten also Licht ins Dunkel bringen, Kontakte knüpfen und verknüpfen. »Raus aus der Gerüchteküche und hin zu einem vernetzten Dorfleben«, lautet das große Ziel. Ganz nebenbei kann sie dann auch zwischen den Welten vermitteln gehen: Weitere 20 Stunden pro Woche ist Hultsch für den KJR im Jugendbürgerhaus »Profil« engagiert, auf der anderen Seite der Autobahn. Gerald Feind

Artikel vom 10.04.2007
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