Der EHC München verliert durch einen Doppelschlag im zweiten Drittel das zweite Spiel des Playoffhalbfinals.

80 Sekunden Tristesse

Frustriert: EHC-Kapitän Gordon Borberg nach der Niederlage gegen die Kassel Huskies.

Frustriert: EHC-Kapitän Gordon Borberg nach der Niederlage gegen die Kassel Huskies.

Abhaken. So die Losung des EHC München nach dem verkorksten Auftaktspiel der Halbfinalserie gegen die Kassel Huskies. Mit 7:3 wurden die in allen Belangen unterlegene Münchner Mannschaft nach Hause geschickt.

„Das war eine Leistung, wie ich sie von meiner Mannschaft in den Playoffs nicht mehr sehen möchte“, grantelte Cheftrainer Pat Cortina nach dem Spiel und nahm sich jeden einzelnen Spieler zur Brust. Per Telefon, denn Cortina weilt in diesen Tagen in Polen, um die ungarische Nationalmannschaft zu betreuen. Mit zwei weinenden Augen habe er sein Team allein gelassen, beteuert er. „Aber Christian Winkler hat die Mannschaft ebenfalls sehr gut im Griff.“ Fans und Mannschaft waren zu Beginn der zweiten Partie des Halbfinales optimistisch, dass die Festung München auch in dieser Begegnung hält. Die Rahmenbedingungen stimmten: zwei Fahnenträger und ein neu angeschaffter Projektor, der das Vereinslogo überlebensgroß auf die Eisfläche projizierte, sorgten für einen stimmungsvollen Beginn. Angefeuert von 2140 begeisterten Fans, zeigte der EHC im ersten Drittel eine couragierte Leistung, auch wenn sie sich eher im Verhindern von Torchancen des Gastes offenbarte. Joey Vollmer, der anstelle des verunsichert wirkenden Harti Wild das Tor hütete, zeichnete sich mit sehenswerten Paraden aus und bewahrte seine Mannschaft vor einem frühen Rückstand. Das 0:0 zum ersten Drittel war eine Leistungssteigerung im Vergleich zum vergangenen Sonntag. Zu diesem Zeitpunkt lag Kassel schon mit 5:1 in Front. Im zweiten Drittel erhöhte der EHC München die Schlagzahl und kam bereits in den ersten Minuten zu guten Chancen, allein die letzte Konsequenz vor dem Tor fehlte. Das Spiel wurde offener und vom vermeintlichen Klassenunterschied zwischen den Teams war nichts zu spüren. So entwickelte sich ein leidenschaftliches, teils giftig geführtes Match, dessen Spannungswert die fehlende spielerische Klasse wettmachte. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. In der 32. Minute stocherte Wayne Hynes den Puck am verdutzt wirkenden Joey Vollmer vorbei. Kein schönes und kein verdientes Tor. Aber in der Machart das einzig passende Tor zum Spielverlauf. München rannte und Kassel vollstreckte. Der EHC wirkte daraufhin kurz geschockt, die Huskies witterten die Chance und nutzten sie eiskalt. Shawn McNeil nutze die Löcher in der noch unsortierten Hintermannschaft und besorgte beinahe ungestört das 0:2. Erst 80 Sekunden waren nach dem Führungstreffer gespielt. Es war der Knackpunkt des Spiels. Kassel nahm daraufhin das Tempo aus dem Spiel, während sich die Münchner noch einmal aufrafften und zumindest kämpferisch alles in die Waagschale warfen. Doch es nutzte nichts mehr, zu routiniert verteidigte die bärenstarke Defensive der Kasselaner gegen die ungestüm und oftmals ohne Konzept vorpreschenden Münchner. Doch die Fans würdigten die Leistung ihrer Jungs auf dem Eis. Selbst beim 0:3 in der 52. Minute durch Ryan Craft gab es keine bösen Worte. Im Gegenteil: die Fans feierten sich und ihre Mannschaft und skandierten: „Wir sind stolz auf unser Team.“ Es war vermutlich das letzte Heimspiel in dieser Saison. Denn die Huskies trennt nur noch ein Sieg vom Einzug in die Finalserie der Playoffs. Bereits am kommenden Donnerstag könnte die Eishockeysaison 06/07 für den EHC beendet sein. Auf der Website des EHC München prangte auch nach dem Spiel noch ein großes Bild. Zu sehen sind neun Huskies und der Spruch: „Wir werden mit Euch Schlitten fahren.“ Ein schöner Gedanke, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass es am kommenden Donnerstag in Kassel schneien wird. Daniel Köhler

Artikel vom 04.04.2007
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