Interview mit EHC-Manager Christian Winkler

„Diese Mannschaft kann Geschichte schreiben“

"Der Sieg gegen Bremerhaven war der emotionalste Moment bei diesem Verein": EHC-Manager Winkler im Gespräch mit dem Münchner Wochenanzeiger.

"Der Sieg gegen Bremerhaven war der emotionalste Moment bei diesem Verein": EHC-Manager Winkler im Gespräch mit dem Münchner Wochenanzeiger.

Vermutlich prasselte zu Beginn der Eishockey-Saison auf niemanden so viel Kritik wie auf Christian Winkler, den Manager des EHC München. Nun steht er mit seiner Mannschaft und Trainer Pat Cortina im Halbfinale der Asstel-Bundesliga – als zufriedener Macher hinter den Kulissen. Der Münchner Wochenanzeiger sprach mit ihm über die Spiele gegen Kassel, die Zukunft des EHC und seine Freude an der Mannschaft.

Münchner Wochenanzeiger: Herr Winkler, was können wir von der Mannschaft des EHC München im Playoff-Halbfinale erwarten?

Winkler: Zumindest einen harten Kampf. Niemand wäre uns ernsthaft böse, wenn wir gegen die Top-Mannschaft der Liga ausscheiden. Vom Papier her ist Kassel das Nonplusultra. Das macht ja den Reiz aus. Vielleicht können wir den Großen ein weiteres Bein stellen.

Münchner Wochenanzeiger: Das erste Spiel allerdings ließ keinerlei Hoffnung auf ein Beinstellen aufkommen. Ihre Mannschaft hat 7:3 verloren.

Winkler: Davon lassen wir uns nicht verrückt machen. Wir haben das erste Drittel verschlafen, dann aber mitgespielt. Wir sind guter Dinge, denn zu Hause müssen die uns erst mal schlagen. Und das ist, wie man an Bremerhaven sehen konnte, nicht besonders einfach (Anmerkung der Redaktion: Das Heimspiel gegen Kassel vom 3. April fand erst nach Redaktionsschluss statt).

Münchner Wochenanzeiger: Die Saison war lang und die Playoffs laufen auch schon länger als man es sich erhoffen konnte. Gibt es erste Ermüdungstendenzen in der Mannschaft?

Winkler: Natürlich gibt es die. Es gibt, glaube ich, keinen Spieler, den es mittlerweile nicht irgendwo zwickt. Aber das ist völlig normal in den Playoffs. Aber in den Playoffs kennt man keine Schmerzen. Da muss man durch.

Münchner Wochenanzeiger: Ist es gerade jetzt, da es gegen Ligaprimus Kassel geht, besonders ärgerlich, dass Neville Rautert verletzt ist?

Winkler: Das ist immer ärgerlich, denn Neville ist Leistungsträger und Führungsspieler. Aber wir haben es dennoch bis ins Halbfinale geschafft, das macht den Erfolg noch schöner und zeigt, aus welchem Holz diese Mannschaft geschnitzt ist. Hier geht jeder für den anderen durchs Feuer.

Münchner Wochenanzeiger: Sie sind wirklich begeistert von dieser Mannschaft?

Winkler: Absolut! Wir haben in der Saison einen Selbstreinigungsprozess durchlaufen, der so schmerzhaft wie notwendig war. Wenn dieses Team noch die Zeit bekommt, sich zu entwickeln, dann kann es in München Geschichte schreiben. Sicher, Neville Rautert und Patrick Vogl gehen nach der Saison, aber den Rest wollen wir unbedingt halten.

Münchner Wochenanzeiger: Angeblich steht auch Mike Kompon vor der Rückkehr in die AHL.

Winkler: Das ist eine völlig falsche Behauptung. Ich weiß auch nicht, warum man so etwas schreibt. Mike Kompon fühlt sich wohl hier und war von den Berichten über seinen angeblichen Wechsel richtig geschockt. Es gefällt ihm in München und er möchte hier weiterspielen. Mit Felix Schneider verhält es sich ähnlich: da kann der Augsburger Trainer noch so oft vorbeikommen, wir sind der erste Ansprechpartner.

Münchner Wochenanzeiger: Was passiert eigentlich, wenn es keine neue Saison beim EHC geben sollte?

Winkler: Das wird nicht passieren, zumindest glaube ich das nicht. Die Mannschaft macht doch gerade das einzig Richtige, um neue Sponsoren zu finden: sie hat Erfolg. Außerdem wird Herr Bochanski nichts unversucht lassen, so gut kenne ich ihn mittlerweile.

Münchner Wochenanzeiger: Sie selbst sind also wieder Feuer und Flamme für den EHC. Nach dem letzten Spiel gegen Bremerhaven waren Sie lange sprachlos und wurden von denselben Fans gefeiert, die Sie im Oktober noch beschimpft und bespuckt hatten. Hatten Sie jemals Abwanderungsgedanken?

Winkler: Der letzte Sieg gegen Bremerhaven war für mich der emotionalste Moment bei diesem Verein. Mir ist danach die ganze Saison durch den Kopf gegangen, die Probleme, die Anfeindungen gegen meine Person. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht zu weinen. Es hatte sich einfach alles gelohnt, all der Stress. Und natürlich gab und gibt es Angebote aus der Asstel-Liga und der DEL. Aber momentan liegt mein Fokus einzig und allein auf dem EHC. Denn die Mannschaft und die Fans sind es einfach wert, weiter zu machen. Interview: Daniel Köhler

Artikel vom 02.04.2007
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