Großreinemachen: OB Ude findet München zu dreckig

München - 500 Euro Strafe für einen Hundehaufen

Kippen zwischen Blumenbeeten, Hundehaufen auf der Straße. Die Münchner sollen mehr auf Sauberkeit achten. Foto: Archiv

Kippen zwischen Blumenbeeten, Hundehaufen auf der Straße. Die Münchner sollen mehr auf Sauberkeit achten. Foto: Archiv

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Oberbürgermeister Christan Ude (SPD) findet „sein“ München, das im übrigen Deutschland und im Rest der Welt als Metropole der Saubermänner gilt, zu dreckig. Und fordert daher von den Bürgern, dass die Stadt bis zur 850-Jahr-Feier im kommenden Jahr „fein herausgeputzt“ sein muss und „nirgendwo ein schmutziges Bild abgeben“ darf.

Die Münchner sollten der Stadt zum Geburtstag das „kostenlose Geschenk machen, mehr auf Sauberkeit und Rücksichtnahme zu achten“. Dem Rathaus ist es, wie in dieser Woche beschlossen wurde, zusätzliche 258.000 Euro pro Jahr wert, die Bürger beim Großreinemachen zu unterstützen.

Eine gute Idee – findet die städtische CSU, die dennoch etwas angesäuert ist. „Seit vielen Jahren“ habe man so eine Saubermann-Aktion gefordert. Rot-Grün hatte aber bisher alle CSU-Anträge ignoriert, schimpft CSU-Stadtrat und OB-Kandidat Josef Schmid im Gespräch mit dem SamstagsBlatt: „Daher kommt es mir absurd vor, dass Ude die Sauberkeitskampagne plötzlich als seine Idee verkauft. Das ist reiner Aktionismus angesichts der 850-Jahr-Feier.“ Eigentlich müsse es doch darum gehen, sich kontinuierlich um ein gepflegtes Stadtbild zu kümmern.

Grünen-Stadtrat Boris Schwartz indes versteht die Heftigkeit, mit der diese Diskussion geführt wird, nicht: „München ist im internationalen Vergleich eine der saubersten Städte überhaupt. Derzeit aber entsteht der Eindruck, als wären die Straßen hier vollgemüllt wie die in Mexico City – das hat doch nichts mit der Realität zu tun“, findet er. „Natürlich hat die Stadt vermüllte Problembereiche wie die öffentlichen Grillzonen oder beliebte Hunde-Wiesen: hier sollte freilich etwas gegen den Dreck unternommen werden. Das heißt aber lange nicht, dass München unsauber ist.“

„Leider ist das nicht ganz richtig“, bekräftigt CSU-Mann Schmid dagegen. „Egal, ob in den Parks, in der Fußgängerzone oder auch in Klassenzimmern: in München ist es nicht mehr so sauber wie früher. Viele Bürger haben sich deshalb bei uns beschwert. Die Stadtverwaltung ist gefordert, etwas zu unternehmen.“

Das sieht Ude wieder anders. „Es ist nicht die Stadtverwaltung, die Einwegdosen auf Straßen oder Gehwegen einfach fallen lässt, es sind die Bürgerinnen und Bürger, die dies tun“, schimpfte er vorige Woche auf einer Saubermann-Pressekonferenz. Und Schüler-Eltern bräuchten sich nicht darüber beschweren, dass Klassenzimmer nicht ordentlich seien: Es seien ja deren Zöglinge, die Apfelbutzen in die Ecke würfen. „Und Damen der feinen Gesellschaft, die sich über Kaugummiflecken auf Gehwegen beklagen, lassen ihr Hündchen einen Haufen daneben setzen.“ All das zu unterlassen, habe laut Ude nichts mit einem Sauberkeitsfimmel zu tun, „sondern nur mit einem Mindestmaß an menschlichem Anstand.“ Schmid hingegen findet, Ude solle sich erst mal an der eigenen Nase packen, bevor er die Bürger als Schmutzfinken beschimpft – und überlegen, in welchen Bereichen sich die Stadt für mehr Sauberkeit engagieren könnte: „Dass die SPD unsere Anträge zur Sauberkeit jedenfalls jahrelang ignoriert hat, deutet nicht gerade darauf hin, dass Ude das Thema sehr wichtig nimmt“, ist er überzeugt.

Wie dem auch sei: Jetzt hat die Stadt beschlossen, die Bürger beim Großreinemachen zu unterstützen. Die 400 Beschäftigten der Straßenreinigung kehren, fegen und schrubben Tag für Tag 1.200 Kilometer Straße, 900 Kilometer Radwege, 800 Kilometer Gehwege und 104.000 Quadratmeter Fußgängerzone. Insgesamt 25 Tonnen Müll sammeln sie täglich zusammen, allein in der Fußgängerzone drei Tonnen jeden Tag.

Ein Müllberg, der die Stadt pro Jahr 40 Millionen Euro kostet, für die Reinigung von U- und Trambahnen sowie Bussen kommen nochmals 6,5 Millionen Euro hinzu, plus zwei Millionen für Vandalismusschäden. Am Dienstag beschloss der Bauausschuss der Stadt, einem sauberen München weitere 258.000 Euro im Jahr zu spendieren – plus einmaligen 100.000 Euro für eine Öffentlichkeitskampagne, die die Bürger zu mehr Sauberkeit erziehen soll.

Im Zuge dieser Aktion „Sauberes München“ sollen weitere 200 Hundehaufen-Tütenspender in der Stadt aufgestellt werden, etwa im Luitpoldpark, auf dem Bordeauxplatz und im Bavariapark. Ferner werden auf öffentlichen Grillplätzen weitere Restabfallcontainer installiert, und die bestehenden Mülleimer werden an Wochenenden häufiger geleert werden. Auch sollen rund 90 besonders beliebte Grünanlagen während der Sommermonate zusätzlich gereinigt werden. Ferner wird das Baureferat ein Servicetelefon einrichten: dort können sich Bürger zum Thema Müll zu Wort melden.

Über eine Umerziehung der Bürger via Bußgelder wurde übrigens nicht gesprochen im Bauausschuss – trotz der Forderung der CSU nach spürbaren Strafen. „Es ist ja nicht so, wie Stadtrat Schmid suggeriert, dass es bislang keine Strafen für Müllsünder gebe“, klärt Jürgen Marek, Sprecher des Baureferats, auf. „20-Mal mussten im vergangenen Jahr Hundehalter Strafe zahlen, weil sie die Haufen ihrer Tiere nicht weggemacht hatten, in einem extremen Fall war sogar eine Strafe von 500 Euro fällig.“

Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 29.03.2007
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