Sportlich hat der EHC München in dieser Saison alles erreicht. Trotzdem bangt der Verein um seine Existenz.

Halbfinale mit Sorgenfalten

Halbfinale - daran hat niemand geglaubt beim EHC. Doch gleichzeitig droht Ungemach, weil der Sponsor aussteigen möchte. Foto: avb

Halbfinale - daran hat niemand geglaubt beim EHC. Doch gleichzeitig droht Ungemach, weil der Sponsor aussteigen möchte. Foto: avb

Vermutlich liegen sich die Spieler und die Fans des EHC München noch heute in den Armen, irgendwo rund ums Olympiaeisstadion. Denn das Team um Pat Cortina hat das erreicht, was ihm vor der Saison niemand zugetraut hatte.

Durch einen 1:0 Sieg (Gordon Borberg, 59. Minute) gegen Bremerhaven im sechsten Spiel der ersten Playoffrunde, zieht der EHC München in das Halbfinale der Asstel-Playoffs ein. Dort wartet eine harte Nuss: der Tabellenzweite Kassel Huskies freut sich schon auf die Spieler aus München. „Daran denke ich jetzt nicht“, sagte Vereinspräsident Jürgen Bochanski und konnte sich ein stolzes Lächeln nicht verkneifen. Das Erreichen des Halbfinals markiert den größten sportlichen Triumph der Vereinsgeschichte. Eigentlich, so die Meinung gestern Abend am Oberwiesenfeld, ist alles zu schön um wahr zu sein. Und dennoch sah sich EHC-Clubpräsident Jürgen Bochanski am vergangenen Montag dazu gezwungen, in einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Olympiaeisstadion, Stellung zu unangenehmeren Dingen der Vereinsagenda zu nehmen. Seit Tagen kursiert das Gerücht, die Gothaer Versicherungen wolle Ihr Engagement als Hauptsponsor nicht verlängern. Für den finanziell notorisch unterversorgten EHC wäre dies vielleicht der finale Bodycheck. „Verlieren wir die Gothaer Versicherung und dazu noch ein paar kleinere Sponsoren, so würde ein Fehlbetrag von 350.000 Euro entstehen“, skizziert Jürgen Bochanski den Worst Case, den schlimmsten anzunehmenden Fall. Doch verloren sei noch nichts, denn die Verhandlungen laufen, entgegen verschiedenster Medienberichte, weiterhin. „In den nächsten 14 Tagen wird es eine Entscheidung geben. Unsere Chance stehen bei weit mehr als 50 Prozent“, versucht Bochanski zu beruhigen. Außerdem habe man schon weitere Unterstützer gewinnen können, die das Finanzloch zum Teil stopfen. Doch sollte der Sponsor abspringen steht der EHC vor einem gewaltigen Problem. Ende April müssen die Unterlagen zur Lizenzvergabe bei der ESBG (Eishockeyspielbetriebsgesellschaft ) eingereicht werden. „Wenn wir mit einem derartigen Defizit ankommen, bekommen wir noch nicht mal eine Lizenz“, erklärt Bochanski. Er selbst will nicht persönlich für das Defizit des Vereins aufkommen. „Ich habe eine Verantwortung für die Mitarbeiter in meinem Betrieb. Wir sind Mittelständler und müssen selbst hart kalkulieren.“ Und so nutzte der Präsident die Pressekonferenz zu einem Aufruf, keinem Hilferuf, wie er später betonen sollte, an die Münchner Wirtschaft, die Fans und die Stadt München. „Jetzt ist die Zeit um Fakten zu nennen und sich zum EHC München zu bekennen. Wir brauchen Hilfe aber wir haben auch gleichzeitig eine Menge zu bieten.“ Viel Zeit bleibt dem EHC München nicht. Doch noch sind die Verantwortlichen ruhig und glauben, dass die Querelen keinen Einfluss auf die Leistung der Mannschaft haben. „Die Jungs können locker aufspielen. Sie haben alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Alles was jetzt noch kommt, ist die Zugabe“, fasst Bochanski die Saison bereits jetzt schon zusammen. Bleibt nur noch die Frage, wie lange das Theater noch geöffnet sein wird.

Daniel Köhler

Artikel vom 27.03.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...