Albrecht Ackerland über Museumsbesuche

München - „Da schau her“

Zu welcher Gattung der Museumsbesucher gehören Sie? Wenn Sie an einem wolkenverhangenen Sonntag in die wunderbare Alte Pinakothek gehen, wie verhalten Sie sich dann? Es ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt, der Riegel Leo von Klenzes an der Barer Straße. Es gibt nichts Schöneres, als an einem wolkenverhangenen Sonntag nach einem ausgedehnten Frühstück in die Alte Pinakothek zu gehen – zu dem fantastischen Eintrittspreis von einem ganzen Euro.

Wenn man schon öfter dort war und den Bestand langsam wirklich kennt – dann wird die Frage nach der Art des Besuchs berechtigt. Der Kenner freilich setzt sich vor ein Bild, gerne auch bei jedem Besuch immer vor dasselbe. Und schaut. Schaut. Schaut. Minuten-, nein, stundenlang. Das Motiv als Ganzes wird weniger und weniger wichtig. Jetzt interessieren oft nur noch kleinste Details. Irgendwann kann man behaupten, das Bild zu kennen. Bis man das erreicht hat, vergehen manchmal Jahre.

Leider gehöre ich nicht zu diesem muse- wie ruhevollen Typus. Zum Glück aber gehöre ich auch nicht zu den Gschaftlern, die in dieser typischen Museumslautstärke – also noch laut genug, dass es, wer will, auch mitbekommt – ihr zusammengeklaubtes Wissen verkünden: „Wusstest du, dass XY schon früh und dann später trotz schwerer Erkrankung und, ach ja, das hier hat er gemalt als, siehst du: links oben das...“ Unfassbar. Kaum auszuhalten. Eher noch gehöre ich zu den Freibierlätschen, die sich klammheimlich an Führungen heften, und so tun, als stünden sie immer zufällig gerade da, wo eine Kunsthistorikerin im Seidenschal gerade einer schwer interessiert dreinblickenden Gruppe von Deutschlehrerinnen im Ruhestand ihr Wissen verkündet: „XY hatte schon früh und dann später trotz schwerer Erkrankung...“ Oft hat das eine unfreiwillige Komik. Schön eigentlich, denn Komik findet sich nur selten in Museen.

Meistens aber gehöre ich zu der von Kennern nur mit heftigem, stärkstes Unverständnis ausdrückendem Kopfschütteln bedachten Gruppe der Museumsraser: Im Stechschritt durch Saal um Saal, vorbeihastend, alles im Gehen betrachtend. Hauptsache kurz. Gerne wird das ganze Museum auch zwei-, dreimal pro Besuch „gemacht“. Ja, ich gebe es zu: Eine nicht gerade sinnige Gattung. Ich hoffe für Sie, dass Sie interessierter an die Sache rangehen.

Oder wohnen Sie am Schliersee? Dann könnte ich Sie bald fragen, zu welcher Gattung des Museums-Bewohners Sie zählen: Markus Wasmeier, ja der sympathische Berufsbayer und frühere Skistar, baut dort gerade ein Bauernhofmuseum auf. Mit bewohnten alten Höfen. Vielleicht sollte ich dort ja einziehen: Ich müsste nie mehr joggen gehen.

Artikel vom 22.03.2007
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