Der schwedische Indie-Songwriting-Stern Anna Ternheim in der Muffathalle

München - Ach, Weltschmerz, ich liebe dich!

So schön kann Weltschmerz aussehen: Anna Ternheim aus Schweden gilt als „die neue Björk“.Foto: VA

So schön kann Weltschmerz aussehen: Anna Ternheim aus Schweden gilt als „die neue Björk“.Foto: VA

„Ich kenne / ein Mädchen / das daliegt / es schläft“ – so belanglos beginnen ihre Songs gerne, eingebettet in eben so schwere sich zurücknehmende Klavierakkorde, um ein paar Zeilen später dann doch ihren tatsächlichen Belang zu öffnen: Anna Ternheim behandelt gerne und oft die großen Themen: Liebe und Verlassensein.

Klingt langweilig? Ja, klingt langweilig – beim ersten beiläufigen Hinhören. Hört der Hörer aber richtig, hört er wirklich zu, dann öffnet sich ihm recht schnell die Tiefe der Ternheim. Nein, das ist nicht nur mädchenhafter, akustischer, beliebiger Weltschmerz von einer, die zufällig mit ihrem liedgewordenen Liebeskummer ins Rampenlicht rutschte. Ins Licht – sie gehört dort hin.

Anna Ternheim ist das große lodernde Feuer im Indie-Segment, eine Frau, die kurz vor ihren Dreißigern steht, die bereist ist und gebildet, die sich seit Jahren unaufhaltsam mit ihrem Singer-Songwriting den Weg ins Spotlight bahnt. Mit ihrem neuen, zweiten Album „Separation Road“ ist sie nun endgültig angekommen.

Schon ihr Debüt „Somebody Outside“ feierten die Kritiker, sahen einen Stern aufgehen. Anna, die Schwedin, Anna die Skandinavierin, Anna, die Reduzierte, Anna, die Schöne. Anna: die neue Björk. Der Falle des Nachfolgers eines umjubelten Werks ist sie gekonnt entwischt und das wohlüberlegt: „Auf diesem Album wollte ich einen klareren, direkteren Klang haben, so wie ihn gute Live-Aufnahmen bieten“, erzählt Anna Ternheim. Und sie ordnet ihren veränderten Klang gleich ein: „Filmmusik hat mich schon immer fasziniert, und wir hatten schon ziemlich zu Beginn der Aufnahmen den Eindruck, dass einige Songs nach breitwandigeren Arrangements verlangten.“

Breitwandige Arrangements also. Weniger verschlüsselt könnte man die oft ein wenig aufdringlichen Streichersätze, die sich plötzlich zu ihrer Gitarre und ihrem Klavier gesellen, auch nennen: überbordender Bombast.

Zum Glück trägt sich jener aber nicht durch das ganze Album. Ternheim mit klassischem Songwriter-Setting, mit Melancholie in der Stimme – so ist sie am besten. Zu ihrem nun anstehenden Konzert wird sie ohnehin nicht mit einem Streichorchester anrücken, hoffentlich nicht. Dann steht ein großer Abend an, mit einer großen Unabhängigen, die sicherlich nicht so schnell aus dem Licht rücken wird.

Anna Ternheim kommt am 15. März ins Ampere (Muffatwerk), Zellstraße 4. Beginn: 21 Uhr

Von Florian Falterer

Artikel vom 08.03.2007
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