Delegation aus Tenever besucht den Bewohnerstammtisch Hasenbergl-Nord

Hasenbergl · Spartipps aus Bremen

Station Eins der Hasenbergl-Sightseeing-Tour: Die Bremer Besucher machten sich gemeinsam mit dem Bewohnerstammtisch ein Bild vom Stadtteil. S. Suchopar

Station Eins der Hasenbergl-Sightseeing-Tour: Die Bremer Besucher machten sich gemeinsam mit dem Bewohnerstammtisch ein Bild vom Stadtteil. S. Suchopar

Hasenbergl · Sie nehmen die Dinge gern selbst in die Hand, die Hasenbergler. Seit mehr als 15 Jahren engagiert sich der Bewohnerstammtisch Hasenbergl-Nord für die Belange der Bewohner vor Ort. Und das weitgehend ohne politischen Hintergrund und völlig ohne feste Struktur. Trotzdem: Einzigartig ist das Projekt nicht, auch wenn man recht weit reisen muss, um ähnliches zu entdecken.

Dafür sind die Parallelen des Hasenbergls zu dem mehr als 700 Kilometer entfernten Bremer Stadtteil Tenever erstaunlich: Soziale Brennpunkte, hoher Ausländeranteil und ein angeknackstes Image in der Nachbarschaft. Eine Delegation des Bremer Stadtteils mit engagierten Bürgern, Lehrern, Medienvertretern und sogar Abgeordneten aus der Bremer Bürgerschaft (vergleichbar mit dem Bayerischen Landtag) war vergangene Woche zu Gast beim Bewohnerstammtisch. Stadtteilbegehung, Erfahrungsaustausch, Diskussion und »bloß kein politisch elitäres Gefasel«, wie Hans Sedlmaier, Sprecher des Bewohnerstammtisches, nicht müde wurde zu betonen. Die Neugier war auf beiden Seiten groß und nicht selten auch die Überraschungen.

Bereits beim Rundgang am Donnerstag waren sich die Bremer Besucher einig: »Das Hasenbergl sieht gut aus.« Die ersten Eindrücke waren geprägt vom »vielen Grün« und dem »überraschend guten Klima auf den Straßen«. Doch um Oberflächlichkeiten sollte es am Donnerstag und Freitag voriger Woche nicht lange gehen. Statt Liebfrauen-Dom, Olympiapark und Chinesischer Turm standen Stadtteilcafé, Montessori-Kinderhaus, das Jugendzentrum »Der Club« und das Arbeitslosen-Zentrum auf der Sightseeing-Liste. Besonderes Interesse weckten die Projekte »Mobile Werkstatt« und »Junge Arbeit«. Vor allem das Afra-Modell der Jungen Arbeit, bei dem speziell Mädchen fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht werden, kam bei den Bremern gut an.

Ob solche Initiativen bald auch im hohen Norden zu finden sein werden, lässt sich von hier aus jedoch nur schwer abschätzen. Denn auch wenn es die Bewohner beider Stadtteile nicht so gerne hören mögen, ist die Finanzierung derartiger Projekte ein komplexer politischer Vorgang. »Politik« – ein Reizwort, auf das nicht nur die Hasenbergler mitunter etwas entnervt reagieren. Da rät selbst der besonnene Bremer vehement: »Mehr Bewohnerbeteiligung und mehr Entscheidungsrechte für die Bürger, wenn es um ihr Umfeld geht!«

So haben sich die Teneveraner bei der Sanierung ihres Stadtteils auch konsequent eingemischt; vielleicht war deswegen sogar ein Vertreter der Bremer Wohnbaugesellschaft mit im Tross. Die Botschaft (»Wenn die Politik mehr auf die Bürger hört, kommt das den Staat günstiger«, Jens Görtz, SPD-Abgeordneter der Bremer Bürgerschaft) blieb leider von lokalen Volksvertretern ungehört. Zur Podiumsdiskussion am Freitag kam nicht ein einziges Mitglied des Bezirksausschusses. Dafür nahm der CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer dran teil – und der dürfte gestaunt haben: In den Bremer Stadtteilgruppen (grob vergleichbar mit dem BA) darf nur nach dem Einstimmigkeitsprinzip beschlossen werden. G. Feind

Artikel vom 06.03.2007
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