Erster Karl Valentin Preis an Polt und Biermösl Blosn

Maxvorstadt · »Nichts« für Bayern-Opposition

Maxvorstadt · »Nicht, was man bekommt ist wichtig, sondern dass man überhaupt etwas bekommt«, ist einer der typischen Bonmots von Karl Valentin. Nur logisch also, dass der »Große Karl Valentin Preis«, der am vergangenen Sonntag erstmals vergeben wurde, aus »Nichts« besteht und damit nicht dotiert ist.

Und so gab es im ausverkauften Volkstheater für die ersten Preisträger, Gerhard Polt und die Biermösl Blosn, zwei antiquarische Valentin-Erstausgaben und einen herzlichen Händedruck von Valentins Enkelin, Anneliese Kühn, und Valentins Urenkelin, Rosemarie Scheitler. Nach der Idee des Münchner Schriftstellers Alfons Schweiggert würdigt die Auszeichnung, dessen »unschätzbarer Wert nicht mit Geldmengen aufzuwerten ist«, »Persönlichkeiten, die in der Nachfolge Karl Valentins herausragende künstlerische Leistungen vorweisen können oder die sich um die geniale Persönlichkeit Valentins und dessen Werk besonders verdient gemacht haben.«

So unerreichbar Karl Valentin in seinem bissig-ironischen, melancholisch-rebellischen, von alltäglichen Erfahrungen genährten Humor auch ist, so schnell fielen der Jury – Schweiggert, die Erben Valentins und Nachlassverwalter Gunter Fette – Gerhard Polt und die Biermösl Blosn ein. Oberbürgermeister Christian Ude betonte in seiner Laudatio, dass die Musik-Politik-Kabarettisten den Preis »wirklich verdient« hätten. Wer es wegen seiner Texte zum Sendeverbot beim BR und zum Einstampfen eines Schulbuchs gebracht hätte, dem fehle nur noch der Verfassungsrang zur bedeutsamen Opposition in Bayern.

Und eben der Große-Karl Valentin Preis, der den Preisträgern nicht verliehen sondern »vergeben« werde. Nur sie können diesen aus Nichts bestehenden Preis abgeben. Wann und an wen ist allein ihnen überlassen, die Jury hat sich aufgelöst. »Wichtig ist, dass wir uns einig san«, sagt Michael Well dazu und Polt grinst: »Die Wahrscheinlichkeit ist nicht so groß.«

Groß jedoch war der Erfolg des anschließenden Benefiz-Auftritts zu Gunsten des Valentin-Musäums, das derzeit umgestaltet wird. Entsprechend sinnierte Polt über das Finden und Festhalten eines ins Wohnzimmer schwebenden Gedankens mit Hilfe von alkoholischen Ködern oder über die Frage »Wo is’ er denn«. Mit einer zu lang geratenen Lesung von bissig-bitteren Briefen Valentins zusammen mit dem Schauspieler Jörg Hube, erwiesen alle Valentin Ludwig Fey alias Karl Valentin, dessen 125. Geburtstag sich heuer jährt und der am Rosenmontag, 9. Februar 1948, gestorben ist, die abschließende Referenz. Angela Boschert

Artikel vom 21.02.2007
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