Experten diskutierten über die Zukunft des EHC in München. Mehr aber auch nicht.

Warme Worte fürs Eishockey

Im Eingangsbereich des King’s Hotels in der Dachauer Straße hatte man eine große Clubflagge aufgehängt, ein Bub begrüßte die Gäste in voller Eishockey-Montur und bemühte Mitarbeiter des Hauses versuchten, die Akkreditierungen mit den tatsächlich Anwesenden in Einklang zu bringen.

Das Ambiente für den ersten großen Eishockey-Zukunftsgipfel war gut gewählt – mehr als 50 Teilnehmer, darunter Vereinsmitglieder, Sponsoren, Journalisten und Fans, wollten vergangenen Montag sehen und hören, was das Podium zur Frage des Nachmittags zu sagen hatte: „Hat professionelles Eishockey in München eine Zukunft?“. Die Diskutanten versprachen sowohl Sachverstand als auch Entscheidungskompetenz. Neben EHC-Präsident und Mäzen Jürgen Bochanski, gleichzeitig Initiator dieser „in meinen Augen überfälligen Diskussionsrunde“, konnten auch Franz Reindl (Sportdirektor des Deutschen Eishockeybunds – DEB), Peter Weidenhöfer (Geschäftsführer der Dussmann AG), Josef Schmidt (designierter CSU-OB-Kandidat), Ingrid Anker (SPD-Stadträtin) und Wilfrid Spronk (Geschäftsführer der Olympiapark GmbH) gewonnen werden. In einem Punkt waren sich alle Diskutanten schon nach ihrem Eingangs-Statement einig: Ja, Eishockey und München – das habe Zukunft. Nur wie jene konkret aussehen wird – darüber konnte man sich auch nach neunzig Minuten teils fahriger Diskussion nicht einigen. „Wir sind zu sehr an den großen, zukunftsorientierten Themen hängen geblieben“, kommentierte Jürgen Bochanski am Ende die Veranstaltung. Deren Hauptpunkte die Hallenmiete, die Hallenrenovierung, der Hallenneubau waren. Themen, die die Gemüter, besonders Wilfrid Spronks Gemüt, erhitzt hatten. Denn die Modellrechnungen Jürgen Bochanskis, die Hallenmiete betreffend, sowie die hartnäckigen Fragen des Diskussionsleiters Michael Leopold (Premiere) stießen dem Olympiapark-Chef sichtlich auf. Genervt griff er bereits nach 30 Minuten zur verbalen Keule: „Um das klar zu stellen: wir sind nicht für die Sportförderung zuständig.“ Er und die Olympiapark GmbH seien mit den Verträgen zur Hallennutzung an das rechtliche Limit gegangen. Anders formuliert: billiger wird es für den EHC in Zukunft nicht am Oberwiesenfeld. Und auch den Plänen für eine Renovierung der allzu alten Halle erteilte Spronk eine klare Absage: „Wer zuviel Geld hat, der soll sich gerne darum kümmern. Sinnvoll ist das nicht.“ Daraufhin verschränkte der Olympiapark-Chef die Arme und lehnte sich schnaubend zurück. Diskussionsleiter Leopold schmollte unterdessen ob dieser deutlichen Worte. Eine gute Gelegenheit für den designierten OB-Kandidaten Josef Schmidt, in den Ring zu treten: Er wolle sich stark machen für den Breitensport in München. „Es darf in dieser Weltstadt nicht nur Fußball geben“. Dem stimmte seine politische Konkurrentin, Ingrid Anker (SPD), zu. Für sie liegt das Hauptproblem in der mangelnden Berichterstattung der Radio- und Fernsehsender. „Es kann doch nicht sein, dass man über jede Sportart berichtet – und der EHC taucht nirgends auf“, richtete sie ihre Kritik an die Medien. Eine dankbare Vorlage für Schmidt, der das Augenmerk lieber auf die Leistungen jedes Einzelnen legte: „Ich plädiere dafür, die Einnahmen aus dem Verkauf des Grünwalder Stadions zu gewissen Anteilen auch der Eishockey-Förderung zugänglich zu machen“, lautete der erste konstruktive, wenn auch unausgegorene Vorschlag der Diskussionsrunde. Er verpuffte. Mittlerweile waren 45 Minuten vergangen. Dann meldete sich Franz Reindl (DEB) zu Wort und versuchte in Absenz eines Diskussionsleiters, der sich immer noch die Wunden vom Wettbeißen mit Spronk leckte, das Gespräch wieder in konstruktive Fahrwasser zu lenken. Man dürfe nicht vergessen, so Reindl, dass in München – was Eishockey angeht – viel verbrannte Erde hinterlassen wurde. Zwar werde in der Stadt seit einigen Jahren wieder solide und seriös gearbeitet, aber „man muss sich durch sportliche Leistungen erst wieder das Vertrauen aller Beteiligten erarbeiten.“ Dies sei ein langwieriger Prozess, den man mit Bedacht und vor allem mit Geduld verfolgen müsse. „Es sind in dieser Phase der sportlichen Entwicklung die kleinen Dinge, die man anpacken muss.“ Jürgen Bochanski versteht unter diesen kleinen Dinge vor allem die Probleme mit den städtischen Behörden und der Infrastruktur um die bestehende Halle. „Wir haben kaum Parkplätze, müssen in Sicherheitsfragen alles mit dem Kreisverwaltungsreferat absprechen und haben keinerlei Zugriff auf das Sponsorennetzwerk der Stadt München“, fasste Bochanski seine dringlichsten Probleme zusammen. Josef Schmidt und Ingrid Anker zeigten sich von diesen Aussagen überrascht. „Ich wusste nicht, dass diese Probleme mit der Stadt existieren“, diktierten beide unisono nach der Veranstaltung den Pressevertretern in die Notizblöcke. Um diese Schieflagen zu beseitigen, schlugen beide die Einrichtung eines Arbeitskreises vor, der diese Probleme weiter erörtern solle. Denn schließlich sei man sich ja einig, dass professionelles Eishockey in München eine Zukunft haben müsse. Danach entließ Diskussionsleiter Leopold die Runde – und wie heißt es im Faust, der Tragödie Erster Teil: „Da steh ich nun, ich armer Thor! Und bin so klug als wie zuvor.“ Fortsetzung folgt. Ganz bestimmt. Daniel Köhler

Artikel vom 12.02.2007
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