Bisher acht Bäume gefällt: Sicherheitsrisiko im nördlichen Englischen Garten?

Schwabing · Problem-Biber im Park

Der Biber ist am Werkeln.  Foto: Gerhard Schwab

Der Biber ist am Werkeln. Foto: Gerhard Schwab

Schwabing · Seit 13 Jahren ist Thomas Köster nun der »Park-Ranger« im Englischen Garten. Doch mit so einem Problem musste sich der Verwaltungsleiter bisher noch nicht herumschlagen: seit ein paar Wochen nagt ein Biber Bäume im nördlichen Teil des Parks an. Acht Bäume habe das nachtaktive Tier richtig gefällt, »der Rest steht noch«, sagt Köster.

Zehn massiv beschädigte Bäume hat Köster bislang zwischen Aumeister und Ernst-Penzoldt-Weg entdeckt, meist Weiden, aber auch zwei Buchen seien darunter, »unsere edelsten Bäume«. Der Biber habe sich von Norden Richtung Stadt vorgearbeitet. »Ich vermute, dass es sich um ein einzelnes Tier handelt, das aus Garching gekommen ist. Ein Spaziergänger hat mir über Schäden im Oberföhringer Teil des Parks berichtet.«

Bislang hätten Biber im Englischen Garten pro Jahr mal einen Baum umgelegt, »aber das heuer geht zu weit«, findet Köster, wegen des ökologischen Schadens und auch wegen der Sicherheit. Über das weitere Schicksal des Nagers entscheidet am 23. Januar die Schlösserverwaltung als Parkverwalter. Auch Gerhard Schwab, Bayerns Biberberater, so der offizielle Titel, ist dabei. »Das Verhalten des Bibers ist ganz normal«, erklärt Experte Schwab. »So wie wir zum Einkaufen in den Supermarkt gehen, um Essen zu holen.« Ob das ein Problem sei, läge am Menschen. »Wie viel Natur wir tolerieren. Und wo wir in der weitverbreiteten Vollschutz- und Vollkaskomentalität die Grenzen zwischen Verkehrssicherungspflicht der Kommune und Eigenverantwortung legen.

Um das, und um die Grenzen für Biber in einem öffentlichen Park geht es bei dem Treffen.« Seit Januar 1998 gibt es in Bayern einen amtlichen Biberberater, der Schäden begutachtet und um Verständnis für das mit bis zu 1,40 Meter größte einheimische Nagetier wirbt. »Kleine Weiden bis zehn Zentimeter Durchmesser schafft er in einer halben Stunde, mit dickeren kann er sich mehrere Tage beschäftigen«, sagt Schwab. »Da der Biber nicht klettern kann, fällt er die Bäume, um an Baustoff für sein Quartier und an seine Winternahrung zu kommen: frische Rinde von dünnen Ästen und Zweigen. Aber nur die oberen, denn die Stammrinde ist schwer zu verdauen.« Über ein Jahrhundert war der Biber in Bayern ausgerottet. Schuld war die Jagd. Sein Fleisch und sein dichter Pelz galten als wertvoll. Von 1966 bis Ende der Siebziger wurden dann 120 Biber wieder angesiedelt. Heute leben in Bayern etwa 8.000 Tiere an 2.000 Orten. Die Aktion wird vom Naturschutz als Erfolg gesehen, hat aber auch Schattenseiten, wo Biber der menschlichen Nutzung in die Quere kommen.

Heute darf das Tier aber nicht mehr gejagt werden, weshalb es in der Regel auch keinen Schadensersatz gibt. »Problem«-Biber werden umgesiedelt, etwa in Naturreservate, auch in Spanien, Schottland oder Rumänien. Bayern ist bei Biberexporten die Nummer Eins in Europa. Soweit muss es beim Nager im Englischen Garten ja nicht kommen. Vielleicht löst sich das Problem auf natürlichem Wege und der Biber sucht sich einen anderen Platz, hofft Köster. Am Deutschen Museum etwa lebt seit Jahren ein Artgenosse, ohne zu stören. Köster, sonst scharfer Kritiker freilaufender Hunde im Park, setzt darauf, dass bei trockenem, warmen Wetter mehr Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs sind. »Denen steigt der intensive Geruch des Bibers in die Nase und macht sie verrückt. Folge: die Hunde rennen rum und dem Biber wird es zu ungemütlich.« Michaela Schmid

Artikel vom 16.01.2007
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