Videoüberwachung wird noch diesen Monat an drei Stellen installiert

Haidhausen · Tatort Orleansplatz

Am Orleansplatz werden noch diesen Monat drei Überwachungskameras installiert: Der Bezirksausschuss zweifelt an der Sinnhaftigkeit der Aktion und fordert eine Umgestaltung des »Schandflecks«. Fotos: ef, nan

Am Orleansplatz werden noch diesen Monat drei Überwachungskameras installiert: Der Bezirksausschuss zweifelt an der Sinnhaftigkeit der Aktion und fordert eine Umgestaltung des »Schandflecks«. Fotos: ef, nan

Haidhausen · »Wir haben die Nase gestrichen voll«, ärgert sich Adelheid Dietz-Will, Vorsitzende des Bezirksausschusses Au/ Haidhausen (BA 5). Grund: Die seit Jahren diskutierten und stets vom Bezirksausschuss abgelehnten Videokameras werden noch diesen Monat am Orleansplatz installiert. Mehr Sicherheit sollen die drei Kameras, die den ganzen Platz kontrollieren sollen, bringen.

Doch genau das bezweifelt die Vorsitzende des BA 5: »Ich glaube nicht, dass sich Drogenkriminelle tatsächlich von einer derartigen Überwachung abschrecken lassen.«

Vielmehr sei zu befürchten, dass die illegalen Geschäfte dann verstärkt in nicht überwachten und weniger öffentlichen Bereichen Haidhausens abgewickelt werden, während auf dem Orleansplatz jeder Passant unter Dauerbeobachtung steht. »Anstelle der vielen Beamten, die zur ständigen Überwachung der Monitore nötig sind, sollte man lieber mehr Zivilstreifen einsetzen«, argumentiert Dietz-Will.

Doch nun hat die jahrelange Diskussion ein recht unspektakuläres Ende genommen – von hitzigen Debatten keine Spur. Denn im Dezember stimmte der Stadtrat einstimmig für die Installation der Kameras. Sogar über die Finanzierung war man sich einig. Die Stadt übernimmt die Hälfte aller anfallenden Kosten (80.000 Euro), da sie sich laut einer Stadtratsvorlage vom Dezember sowohl »sicherheitsrechtlich« als auch »sozialunterstützend« engagieren will. Nur so sei den dort herrschenden, »untragbaren Zuständen« entgegen zu wirken. Und damit die Gewalt- und Betäubungsmitteldelikte (50/51 im Jahr 2005) sowie Ladendiebstähle (291 im Jahr 2005) am Orleansplatz dieses Jahr deutlich zurückgehen, setzt die Polizei nun auf eine lückenlose Beobachtung des Platzes, um »das Sicherheitsempfinden von Anwohnern, Gewerbetreibenden und Passanten« zu erhöhen. Denn selbst Streetworker könnten aufgrund des massiven Drogen- und Alkoholkonsums von Betroffenen und der daraus resultierenden Aggressivität bereits schon ab Mittag keine Deeskalation mehr betreiben.

»Diese Argumente klingen alle sehr beeindruckend, doch zur Bekämpfung der Drogenkriminalität hat sich ein Überwachungssystem bereits am Stachus nicht bewährt«, entgegnet Dietz-Will. Aber man habe eben leider keine Möglichkeiten gegen die Installation der Videokameras vorzugehen. Stattdessen plant Dietz-Will, sich nun erneut für die Umgestaltung des Orleansplatzes stark zu machen: »Denn spätestens mit der flächendeckenden Überwachung wird überhaupt niemand mehr über den ohnehin unbeliebten, hässlichen Platz laufen. An diesem Zustand muss dringend etwas geändert werden.« Andrea Koller

Artikel vom 16.01.2007
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