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»Katman« Aufführung in der Whitebox in Berg am Laim
Berg am Laim · »Wir sind im falschen Stück«
Das bekannte Märchen des gestiefelten Katers wurde in die Jetztzeit versetzt. Foto: VA
Berg am Laim · Keine Angst: die Zuschauer waren in der Whitebox schon richtig. Eine ausgesprochen spielfreudige kleine Truppe präsentierte bei der Premiere vor vollem und begeistertem Haus »Katman«. Jo Vossenkuhl hat das bekannte Märchen vom gestiefelten Kater in die Jetztzeit versetzt – aus dem König wurde ein Magnat, der böse Zauberer ist ein Spieler mit virtuellen Welten.
Darüber hinaus nutzte der Regisseur auch die in den Vorlagen enthaltenen Stilmittel virtuos, sodass die Kommunikation unserer Zeit nicht nur komödiantisch sondern auch böse satirisch unter die Lupe genommen wurde.
Und so kam es, dass in einer Szene graue maskierte Gestalten die Bühne bevölkerten, unverständliches Zeug wie aus dem Off plapperten und nur noch der Schlusssatz zunächst die Zuschauer gewollt ratlos zurückließ. Besser jedoch – und dies dämmerte mit zunehmendem Tempo des Stückes jedem – konnte Sprach- und Kommunikationslosigkeit nicht dokumentiert werden.
Theater im Theater – die Zuschauer werden durch direkte Ansprache in das Stück hineingezogen, ausgerechnet der überhaupt nicht realistisch sondern eher surrealistisch spielende Hans Wurst kasperte sich aus dem Theater heraus und in die Zuschauer hinein. Dass die Magnatstochter (im Märchen wäre sie die Prinzessin gewesen) ebenfalls in ihm den einzigen Menschen sah, »mit dem man normal sprechen kann«, unterstrich die Bedeutung. Zur Verkehrung der Realität trug auch bei, dass nicht der Kasperl den Bösen verhaute sondern der Böse den Kasperl, veralberte der doch »sein« Stück.
Katman, der Kater, wurde geheimnisvoll und mit viel Geschwindigkeit dargestellt, auch als Schlagerstar machte er eine gute Figur. Beeindruckend die Tochter des Magnaten, die mit einer gekonnten Rap-Szene ihre Welt darstellte. Gottlieb, der naive Katman-Besitzer und schlussendlich Glückspilz der Geschichte, verlieh seiner Rolle ebenso Authentizität wie der Industrie-Magnat, der anders als der König im Märchen, eigentlich pleite war und nur durch die Heirat seiner Tochter gerettet werden konnte.
Jo Vossenkuhl hat versucht, in dieses Stück Jugend mit einzubeziehen. Am Beispiel der Magnatstochter ist dies eindrucksvoll gelungen, weist aber auch darauf hin, dass Theater mit öffentlicher Aufführung nicht jedermanns Sache ist. Von einer weiteren Truppe ist die Hälfte im Laufe der Zeit abgesprungen und nur der Rest wird an den Aufführungen mitwirken.
Etwas anderes dagegen gelang sehr gut. Martina Pape bot bei den Kulti-Kids Mitmachmöglichkeiten bei der Gestaltung des Bühnenbildes an. Auch hier gab es einen zähen Beginn, ehe sich eine ganze Gruppe von Jugendlichen einfand, um schlussendlich auf großen Leinwänden Graffiti-Kunst zu präsentieren. Mit diesen Bildern wird der Zuschauerraum bewusst als Außenbereich in das Bühnenbild integriert. Das Malprojekt hat den Straßen-Kids so gut gefallen, dass sie es unbedingt fortsetzen wollen.
Artikel vom 20.12.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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