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Wie Schwabinger Kinder über Weihnachten denken und wie sie feiern
Schwabing · Länger wach als Mama
Leonhard und Lucia Kempinger basteln Weihnachtsgeschenke. Foto: ms
Schwabing · Für knapp 77 Prozent der Deutschen ist Weihnachten laut einer aktuellen Umfrage vor allem ein Fest für die Kinder. Die können sich noch so richtig freuen, haben ein bisschen Bammel vorm Nikolaus (»Warst du auch schön brav?«) und fiebern dem Heiligen Abend entgegen. Da bringt das Christkind endlich die Geschenke.
Doch glauben die heutigen Nintendo-Kids noch daran? »Manchmal«, gesteht die siebenjährige Lucia aus Schwabing. »Aber an den Osterhasen überhaupt nicht«, betont sie und zwirbelt Alufolie zusammen. Aus der wird später mittels Gips und Farbe ein Pinguin entstehen – oder vielleicht ein Weihnachtsmann-Kerzenhalter oder ein Schlitten? Das weiß Lucia noch nicht so genau, die sogar einen adventlichen Namen trägt. Der Namenstag der Heiligen Lucia am 13. Dezember spielt eine große Rolle im vorweihnachtlichen Brauchtum Schwedens.
Die Schwabinger Lucia braucht jedenfalls noch Geschenke für die Familie und ist deshalb mit ihrem Bruder Leonhard zur Bastelstube »1.000 Sachen selber machen« in die Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, gekommen. Die findet dort seit 1991 jeden Freitag unter der Leitung der Künstlerin Sabine Marx statt: von 14.30 bis 18 Uhr, ohne Anmeldung und kostenlos, und immer zu einem anderen Thema. Kurz vor dem Fest geht es natürlich um Weihnachten. Was mag Lucia daran besonders? »Dass ich so lang aufbleiben darf, wie ich will«, sagt sie, sogar manchmal länger als Mama. Das Blödste ist: »Dass man immer sein Zimmer aufräumen muss vor dem Weihnachtsabend.«
Für Lucia dürfte der heurige Weihnachtsabend besonders aufregend werden, da ist auch das lästige Warten auf die Bescherung nicht so lang: Sie spielt am Nachmittag das erste Mal im Krippenspiel von St. Ursula mit. »Einen Engel, aber leider nicht den Verkündigungsengel Gabriel.« Ihr Bruder sieht dem Ganzen gelassener entgegen, ist er doch fast schon ein alter Hase. Zum zweiten Mal darf er mitmachen. Dabei hat er sogar eine der Hauptrollen ergattert: den Josef.
Wenn praktisch-pragmatische Erwachsene meist froh sind über das ungewöhnlich milde Winter-Wetter, wegen frühmorgendlichem Schneeschippen, hohen Heizkosten oder nervigen Autofahrten, findet Lucias Freundin Kathrin: »Sonne ist langweilig. Ich will endlich in Omas Garten einen Schneemann bauen«, ruft die Siebenjährige. Und Leonhard setzt auf gewaltige Dachlawinen, die nachts geräuschvoll herunterrutschen. »Und am Morgen kann ich dann Gänge bauen.« Warum Weihnachten gefeiert wird, das wissen die kleinen Schwabinger genau: »Weil Jesus geboren wurde«, sagt Lucia. »Eigentlich müssten wir ja dem was schenken, zum Geburtstag«, fällt Leonhard ein.
Wenn Plätzchen auf einem Teller angeknabbert sind, dann weiß Kathrin, die Geschenke liegen unterm Baum. Bei Lucia und Leonhard klingelt klassisch ein Glöckchen. Der Neunjährige hofft auf CD-Player, Lego und einen Globus zum Puzzeln. Lucia vertraut dem guten Geschmack von Mama und Papa und lässt sich überraschen. Sie weiß gar nicht mehr, was sie auf den Wunschzettel geschrieben hat. Da fällt Kathrin ein: »Ui, den hab ich noch gar nicht abgegeben.« M. Schmid
Artikel vom 19.12.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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