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Erstmals seit Cortinas Amtszeit beim EHC stand Christian Winkler als Verantwortlicher an der Bande. Der Mannschaft war das egal.
Wer trifft, hat Recht!
Warum durfte Florian Leitner einen Penalty schießen? Das wollte Pat Cortina wissen. Die Antwort: Weil er es konnte. Foto: Jakob Wiessner
Man wusste, dass es irgendwann so kommen würde. Eine Klausel in Pat Cortinas Vertrag mit dem EHC München erlaubt ihm, weiterhin seinem Nebenjob nachzugehen. Cortina trainiert neben den Münchnern auch die ungarische Nationalmannschaft. Cortina, und das ist der Haken an der Geschichte, würde somit nicht immer an der Bande stehen können, um seinen Spielern einzuheizen.
Düstere Szenarien wurden daher im Vorfeld gezeichnet, vom wiederkehrenden Schlendrian bis zur kompletten Auslöschung der unter Cortina erwobenen Spielintelligenz. Vergangenes Wochenende war es zum ersten Mal so weit: Co-Trainer und Manager Christian Winkler stand in Vertretung an der Bande. Und was passierte? Der EHC hat seine Spiele gegen Dresden und Bietigheim gewonnen. Zwar nicht so souverän wie die zehn Spiele zuvor – aber wer will angesichts des vierten Tabellen-Platzes meckern?
Winkler bestimmt nicht: „Es ist ja nicht so, dass ein Spieler alles vergisst, nur weil der Trainer mal nicht da ist“, doziert er nach dem Dresden-Spiel. Doch eines ist ihm anzumerken: die Freude und vor allem die Erleichterung, seine Spiele als Headcoach nicht verloren zu haben. Denn obwohl Cortina nicht persönlich vor Ort war, seine Anwesenheit war dennoch zu spüren: „Ich war kaum in der Kabine, da hat er mich schon angerufen“, sagt Winkler lachend. Natürlich habe er gratuliert, schließlich hat Kollege Winkler ja gewonnen – aber eine Frage konnte sich der Pedant Cortina doch nicht verkneifen: „Er wollte wissen, warum Florian Leitner einen Penalty schießen durfte“, erzählt Winkler ungläubig. Die Frage war berechtigt, schließlich hatte Leitner in den letzten 28 Spielen kein einziges Mal den Puck ins Netz befördert. Also warum gerade jetzt? Das hatte sich Cortina vermutlich gefragt, als er in Slowenien das Spiel per Live-Ticker am Computer verfolgt hatte. Über den Gemütszustand des Trainers währenddessen ist leider nichts überliefert. Gott sei Dank aber hatte Winkler eine Erklärung parat. Und Unterstützung aus der Mannschaft: „Wir standen zusammen und haben diskutiert, wer schießen soll. Dann kam Torhüter Harti Wild auf mich zu und meinte: ‚Lass den Leitner schießen’“, erklärt Winkler. Die Begründung Wilds war lapidar wie einleuchtend: Gegen Leitner hatte er im Training noch keinen einzigen Penalty gehalten. Leitner traf, der EHC gewann – und Winkler war aus dem Schneider. Was geschehen wäre, hätte Leitner nicht getroffen, wagte sich angesichts Cortinas Temperaments niemand ernsthaft vorzustellen. Doch diese Episode sagt viel aus über den EHC München: es stimmt in der Mannschaft, die Spieler übernehmen Verantwortung und treffen mittlerweile immer öfter die richtigen Entscheidungen. Und: Wohl und Wehe des EHC hängt nicht nur am vermeintlichen Heilsbringer Cortina. Sicher, er brachte die Wende, implantierte seinem Team Stolz und Siegeswillen und führte den EHC auf den besten Tabellenplatz der Vereinsgeschichte. Doch wichtiger ist der Fortbestand dieser Tugenden in Abwesenheit des großen Meisters. Diesem EHC, diesem Pat Cortina jedenfalls ist alles zuzutrauen. Auch ein weiteres Tor von Florian Leitner.
Daniel Köhler
Artikel vom 18.12.2006Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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