Christian Krug wanderte fünf Monate lang durch Indien

München - 1.700 Kilometer zu Fuß auf dem fremden Planeten

Christian Krug hat es besser als Christoph Kolumbus: Er kann auf seinen langen Fußmärschen via Handy mit seiner Frau in Kontakt bleiben. Foto: Privat

Christian Krug hat es besser als Christoph Kolumbus: Er kann auf seinen langen Fußmärschen via Handy mit seiner Frau in Kontakt bleiben. Foto: Privat

Schritt für Schritt wanderte Christian Krug 1.700 Kilometer durch Indien. Fünf Monate lang, von der Küste unterhalb Goas über Mumbai ins Landesinnere, immer weiter gen Norden, bis auf 4.000 Meter Höhe an die Quelle des Ganges. Jetzt hat der 38-jährige Wahl-Münchner die Reisereportage „Auf heiligen Spuren“ veröffentlicht – zeitgleich mit seinem Roman „Philomela und der Vogel des Paradieses“, dessen Geschichte ebenfalls in exotischer Ferne angesiedelt ist: im Dschungel Papua-Neuguineas.

Zeit, Werbung für seine Bücher zu machen, hat Krug jetzt allerdings nicht: er ist schon wieder auf dem Sprung nach Indien, um seine Wanderung fortzusetzen.

Vorher aber noch ein Besuch. In Krugs Küche in seiner Sendlinger Wohnung hängt ein Poster mit Alpen-Panorama, es riecht nach frisch gebrühtem Tee. Vor drei Jahren erst ist er von seiner Heimatstadt Augsburg nach München gezogen – „das war nach dem Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören, die beste Entscheidung meines Lebens.“ Denn hier könne man besser arbeiten – und die geliebten Berge seien schneller zu erreichen als von Augsburg aus. Die sind dem Wandersmann Krug wichtig: Er ist überzeugt, dass sich Landschaften und Länder viel intensiver zu Fuß erkunden lassen als per Rad oder gar per Auto.

Selbst für das riesige Indien sei diese Art der Fortbewegung die beste, zwölf Mal hat Krug das Land – „es ist der fremde Planet“ – schon durchschritten. Begeistert ist er von der Präsenz des Spirituellen dort, vor allem aber sei Indien „ein Schlaraffenland der Menschlichkeit“: „Die Offenheit und Fürsorge, mit der die Menschen vor allem auf Reisende zugehen, sind unbeschreiblich, das bewegt mich“, sagt er. Schmerzhaft sei es hingegen, seine Frau Karin oft zuhause in München lassen zu müssen. „Aber es ist leichter als früher, Abenteurer zu sein: Christoph Kolumbus hatte kein Handy dabei. Ich und meine Frau, wir können jederzeit in Kontakt sein.“

Viele Menschen würden sich wundern, wie es sich jemand leisten könne, so oft so lange zu verreisen. „Ich kann dann nur sagen, dass ich dafür halt auf vieles verzichte: auf eine Festanstellung mit Weihnachts- und Krankengeld“, meint Krug dazu, „außerdem habe ich einen bescheidenen Lebenswandel.“ Und ein wenig Kapital schlägt er auch aus seiner Reise-Leidenschaft: An der Augsburger Volkshochschule hält er Indien-Vorträge und er schreibt eben Reiseberichte.

So kommt es, dass Krug, wenn er nicht unterwegs ist, fast täglich am Schreibtisch sitzt und im Einfinger-System Kurzgeschichten, aber auch ganze Bücher tippt. Wenn er von seiner gerade begonnenen Indienreise zurückgekommen ist, wird er erstmal Werbung für seine beiden Bücher machen. Und eine neue Reise planen: „Papua-Neuguinea zu durchwandern, den vielleicht letzten weißen Fleck auf der Landkarte – das würde mich wahnsinnig reizen.“

Christian Krug: Auf heiligen Spuren. 1.700 Kilometer zu Fuß durch Indien, Reise Know-How, Markgröningen 2006 17,50 Euro.

Christian Krug: Philomela und der Vogel des Paradieses, Allitera Verlag, München 2006 15,90 Euro.

Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 30.11.2006
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