...muss zur Filiale an der Agnesstraße ein Paket voll Zeit mitbringen

München - Wer ein Post-Päckchen abholen will...

Bitte warten! Wer an der Agnesstraße Postgeschäfte erledigen will, muss Zeit mitbringen. Foto: nan

Bitte warten! Wer an der Agnesstraße Postgeschäfte erledigen will, muss Zeit mitbringen. Foto: nan

Erneut hat die Post aussortiert. Diesmal: Mitarbeiter. Das empfindet zumindest Mina Kindl so, langjährige Kundin der Postfiliale an der Agnesstraße, welche vor einigen Monaten zu einem so genannten Postbank-Center umgewandelt wurde. Seit der Umbenennung stünden statt bislang fünf Mitarbeitern nur mehr zwei bis drei hinter den Schaltern.

Dafür sei die gesamte Filiale mit Werbung tapeziert: „Man kann nirgendwo hinsehen, ohne von den immergleichen Angeboten genervt zu werden“, schimpft die Schwabingerin.

Und das eine geschlagene halbe Stunde lang: So lange muss Kindl immer warten, will sie in der Mittagspause „schnell mal zur Post“. „Und samstags stehen die Leute oft bis auf die Straße raus an.“ Oft eine Stunde lang. Für Kindl hängt die Umbenennung zum Postbank-Center mit sinkender Kundenfreundlichkeit zusammen. Gert Hilger, Sprecher der Post in München, erklärt hingegen, dass die erfolgte Namensänderung für den Kunden keine Konsequenzen habe: „Der merkt das nicht“, sagt er. „Der Eindruck Kindls erscheint mir sehr subjektiv zu sein.“

Es stimme ferner nicht, dass die Mitarbeiterzahl von fünf auf drei dezimiert wurde. Die Mitarbeiterzahl passe sich vielmehr an den saisonalen Bedarf an: vor Weihnachten etwa würden in der Agnesstraße fünf Leute hinterm Schalter stehen. Alternativ könne es natürlich auch vorkommen, dass von den zurzeit vier Angestellten einer krank würde – da könne oft nicht „von einen Tag auf den anderen“ Ersatz geholt werden. Dass die Agnesstraßen-Post stets stark frequentiert sei, räumte Hilger indes ein: überdurchschnittlich viele „benachrichtigte Sendungen“ müssten dort ausgegeben werden, weil der Postbote die vielen Berufstätigen im Viertel selten zu Hause antreffe.

Aus diesem Grund wurde in der Nähe der Post eine Packstation eröffnet; dort könnten die Berufstätigen Tag und Nacht ohne Wartezeit ihr Packerl abholen. Für diesen Dienst müssten sie sich zuvor anmelden. Wenn viele Berufstätige diese Station nutzen würden, wären die Angestellten in der Agnesstraße vielleicht auch weniger überlastet, wie Kindl glaubt: „Die werden von der Konzernleitung mit dem Riesenandrang allein gelassen“, ist sie überzeugt. Und bedauert, dass die Gewinnmaximierung des Bonner Konzerns auf dem Rücken der Kunden und der Angestellten ausgetragen zu werden scheint. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 28.09.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...