Albrecht Ackerland über den Papstbesuch

„Da schau her“

Papst Ratzinger kommt und mit ihm das große Pillepalle. Die Gullideckel werden verplombt, die Passauer Autobahn bis Riem gesperrt, der U-Bahnhof Marienplatz geschlossen. Kann einem ja eigentlich egal sein, aber wer weiß: Muss man tatsächlich mal am Marienplatz aussteigen oder nach Passau fahren oder in die Kanalisation runtersteigen, dann schaut’s schlecht aus.

Eigentlich ist mir der Papstbesuch herzlich egal – aber wenn ein paar Mutterln ein schöneres, vielleicht gar ein bisserl längeres Leben haben, weil der Papst nach München kommt, dann finde ich das wirklich schön.

Besonders schön finde ich auch, dass diese unnützen, den Weg versperrenden, albernen, kitschigen Plastiklöwen aus der Innenstadt verschwinden. Das geschieht aber nicht, weil Papst Ratzinger einen so guten Geschmack hat und dieser Schund sein stilsicheres Auge stört. Es geschieht auch nicht, weil diese Folklorefiguren in Tierform für manche Touristen den Status von Götzen haben, und Götzen bekanntlich verboten sind im christlichen Glauben.

Fragen Sie mich jetzt aber bitte nicht, wie das zu den unzähligen Heiligenfiguren in jeder besseren Bauernstube passt. Dass die Löwen zumindest für ein paar Tage wegkommen, die Vorstellung jedenfalls lässt mein Herz zwar jauchzen, trotzdem aber muss ich verreisen, wenn der Papst anreist. Das liegt gar nicht an der Tatsache, dass er kommt, sondern weil mein Flug seit Monaten gebucht ist, und ich da noch gar nicht wusste, dass seine Heiligkeit das Bayernland beglückt. Wahrscheinlich wäre ich sonst schon aus reiner Sensationslust geblieben, zumal ich ja noch immer die Hoffnung hege, dass im Hofbräuzelt eine Überraschungsaudienz mit Stehmassen stattfindet.

In Regensburg, wo die hoffnungsvolle Papsterwartung angeblich noch größer als in München ist, wollen übrigens ein paar erzgläubige Frauen in hoffnungsvoller Erwartung die Niederkunft ihres Nachwuchses auf einer Wiese während der Papstmesse vollziehen. Zum Glück bin ich momentan nicht schwanger, ich würde mir glatt überlegen, nach Regensburg zu fahren. Verhütungsverbot? Pillepalle!

Artikel vom 31.08.2006
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