Fritz Müller warnt vor den Megastaus am kommenden Wochenende

Haidhausen · Der Haidhauser Stauengel

Mit seinem neuen Motorrad ist der Haidhauser Stauberater Fritz Müller auf den Autobahnen rund um München unterwegs: Er hilft mit Getränken aus, gibt Auskunft über Stauursache und -länge oder verteilt Kartenmaterial.	 Foto: ADAC

Mit seinem neuen Motorrad ist der Haidhauser Stauberater Fritz Müller auf den Autobahnen rund um München unterwegs: Er hilft mit Getränken aus, gibt Auskunft über Stauursache und -länge oder verteilt Kartenmaterial. Foto: ADAC

Haidhausen · Es ist Freitagnachmittag und Fritz Müller verabschiedet seinen letzten Kunden. Der Bankkaufmann aus Haidhausen hängt Sakko und Krawatte an den Haken und schält sich in seine Motorradmontur. Soweit noch nicht ungewöhnlich, doch Fritz Müller macht sich nicht auf den Heimweg, sondern düst mit seinem Motorrad auf die Autobahn.

Denn der 48-Jährige ist als Stauberater das ganze Wochenende für den ADAC unterwegs. Seit nunmehr 20 Jahren verbringt der Haidhauser von Mitte Juli bis Anfang September seine Freizeit nicht mit Frau und Kindern, sondern an den Staufallen rund um München. Ein Nebenjob »nicht um des Geldes wegen, sondern aus Überzeugung und Leidenschaft«, wie Müller versichert. 

Sein Revier ist die Münchner Ostumfahrung A 99 – gerade zur Hauptreisezeit Nadelöhr Nummer eins auf dem Weg in Richtung Süden. »Passiert dann im Stop-and-Go-Verkehr noch ein Unfall, sind Megastaus vorprogrammiert«, schildert Müller das Problem. Vor allem an Samstagvormittagen, wenn der Einkaufsverkehr, Urlauber und Wochenendausflügler zusammentreffen, sei oft über Stunden alles dicht.

Mit seinem nagelneuen, 110 PS starken Motorrad, schlängelt er sich dann durch den Verkehr, gibt Auskunft über Stauursache, Länge, Umfahrungsmöglichkeiten und hat Kartenmaterial, Getränke oder Spielsachen für Kinder in seinen Motorradkoffern. Denn Müller weiß, dass nichts »nerviger« ist, als »stundenlange im Stau zu stehen und nicht zu wissen, warum«.

Insgesamt 21 südbayerische Stauberater, darunter vier Frauen, teilen sich die Wochenenden zwischen dem 15. Juli und dem 10. September. Mit 5.000 Reise- und Verkehrsinformationen halfen sie alleine im vergangenen Jahr den Urlaubern, verteilten 200 Straßenkarten, halfen bei rund 200 Pannen und legten insgesamt 21.437 Kilometer zurück. 

Eine enorme Leistung, auf die auch Fritz Müller stolz ist: »Unsere Hilfe wird gerne angenommen. Gerade bei einer Panne fällt bei den meisten der lang ersehnte Traum nach den schönsten Wochen des Jahres wie ein Kartenhaus zusammen. Viele denken dann: Das war’s. Ein Gespräch bewirkt dann schon Wunder«, erzählt er zufrieden.

Doch der Job hat auch seine Schattenseiten. Dass er bisweilen regelrecht »Blitzableiter« für genervte Autofahrer ist, daran hat er sich längst gewöhnt. »Ach, seid ihr auch schon da?«, wird er hin und wieder höhnisch empfangen. Solchen und anderen provozierenden Sprüchen begegnet er gelassen und freundlich – und verblüfft damit regelmäßig die erregten Gemüter.

Welche Motivation dahinter steckt, sein Wochenende als Familienvater im Staustress zu verbringen? Fritz Müller bringt es auf den Punkt: »Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer und verbinde mein Hobby mit einer sinnvollen Tätigkeit. Aber es ist auch das Team. Wir Stauberater machen diesen Job nebenberuflich. Von der Hausfrau und Mutter über den Informatiker bis hin zum Rechtsanwalt sind alle Berufe vertreten.«

Welchen Tipp hat der Stauprofi für alle Urlaubsreisenden? »Genug zu Essen und zu Trinken mitnehmen, sich lustige Spiele für die Kinder einfallen lassen und versuchen Ruhe zu bewahren. Wer kann sollte außerdem auf die Nachmittags- und Abendstunden beziehungsweise Dienstag und Mittwoch ausweichen – da ist erfahrungsgemäß am wenigsten los.«

Artikel vom 01.08.2006
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