In der Seidlvilla werden derzeit Fußball und Kultur unterhaltsam gemischt

Schwabing · Total »ding, dang, dong«

Verbale Abseitsfallen von Borussia Falckenberg, präsentiert von Philipp Grimm, Mark Solf und Johannes Flachmeyer (v.l.n.r.).	Foto: ff

Verbale Abseitsfallen von Borussia Falckenberg, präsentiert von Philipp Grimm, Mark Solf und Johannes Flachmeyer (v.l.n.r.). Foto: ff

Schwabing · Deutschland wird Fußballweltmeister, ganz klar. Sobald die Freude hierüber ein wenig abgeklungen ist, können wir in München allerdings gleich weiterjubeln: Lukas Podolski kommt zum FC Bayern! Das heißt: guter Fußball – und hoffentlich noch bessere Sprüche.

Denn Podolski hat das Zeug zum Klassiker-Generator, torschuss- wie verbalakrobatisch: »Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln. Und die Ärmel natürlich auch«, wie er meinte. Wer in so jungen Jahren schon solch edlen Stoff erzeugt, wird noch ganz andere Dinger reinsemmeln.

Genau mit solchen Dingern wird er es dieser Tage nicht nur in den Fußballolymp, sondern auch in die Seidlvilla schaffen: »Ja, äh, gut, ich sag mal...« heißt das Programm von Schülern der renommierten Otto-Falckenberg-Schauspielschule sowie Hans-Peter Renner, dem stellvertretenden Pressesprecher des FC Bayern, das hier, am Nikolaiplatz 1 b, am heutigen Mittwoch sowie am Donnerstag kommender Woche, jeweils ab 20 Uhr, aufgeführt wird. Die Schauspielschüler werden mit »O-Tönen«, rhetorischen Spitzenleistungen und Texten von Andi Möller bis Klaus Theweleit eine realistische Pressekonferenz zur Lage der Nationalelf abhalten.

Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was passieren wird, hatte die »Mannschaft« bei einer ersten »Pressekonferenz« vor der WM gegeben: Die Schauspielschüler Johannes Flachmeyer, Mark Solf und Philipp Grimm glänzten dabei in ihren Rollen als sprechende Fußballer, Bayern-Sprecher Renner führte in wunderbar ernsthaft-routinierter Manier durch den Abend. Dazu Freistil, satirische Texte und mengenweise Fußballerzitate: »Fußball ist immer ding, dang, dong!« (Giovanni Trapattoni).

Die Presse-Abende sollen Fußball übrigens nicht als Deppensport blamieren, eher gehe es um eine Ehrerweisung, so Johanna Brechtken, Leiterin der Seidlvilla. Sie entwickelte mit Schauspiellehrer Peter Ender Idee und Konzept dieser Pressekonferenzen: »Wir wollen den Fußball nicht in den Dreck ziehen. Es geht uns einfach um die Verbindung mit Kultur.« Auch Kicker-Mime Grimm legt seine Rolle nicht allzu plump an: »Ich sehe das nicht als Verarsche!«

Neben Grimm, Flachmeyer und Solf sollen bei den folgenden Abenden noch andere Ball-Künstler der Falckenbergschule das Runde ins Eckige bringen, etwa Danny Exnar, Marco Massafra, Felix Mühlen und Diego Valsecchi, ebenso Elisabeth Schlammerl, umtriebige Sportjournalistin und reich an Erfahrungen im Umgang mit echten Fußballergrößen.

»Ja, äh, gut, ich sag mal...« war schon vor der WM ein Hochgenuss. Aber die Flut an Texten, realen Konferenzen, Interviews und Weisheiten des laufenden Turniers macht bei den folgenden Satire-Abenden sicherlich so manches Freistoß-Tor möglich.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – offenbar aber nicht in der Seidlvilla: »Vor, während und nach den Spielen der deutschen Mannschaft« wird hier berichtet – das »Nach« findet hier am 29. Juni statt, einen Tag vor dem Viertelfinal-Start. Der Eintritt für die satirischen Pressekonferenzen kostet 5 Euro. Weitere Infos unter Telefon 33 31 39.

Artikel vom 20.06.2006
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