Hip-Hop aus Hamburg heizt das Tollwood

Wer mag „Fettes Brot“?

Sie haben ihr Comeback einer Frau zu verdanken: Mit ihrem Hit „Emanuela“ meldete sich „Fettes Brot“ in deutschen Musiksendern zurück.	 Foto: VA

Sie haben ihr Comeback einer Frau zu verdanken: Mit ihrem Hit „Emanuela“ meldete sich „Fettes Brot“ in deutschen Musiksendern zurück. Foto: VA

Man muss „Fettes Brot“ mögen. Die Hamburger König Boris, Schiffmeister und Doktor Renz sind sympathische Burschen. Und meist tiefsinniger, als ihr notorisch gut gelauntes Fischkopp-Image vermuten lässt. Mit viel Charme und melodiösen, wortwitzigen Ohrwürmern haben sie Hamburg zu einer bedeutenden Hip-Hop-Hauptstadt gemacht.

Mitschuld daran trug vor allem ihr Hit „Nordisch by nature“. Den sogar wir Bayern gerne mitsingen.

Man muss „Fettes Brot“ nicht mögen. Teilweise waren sie so pubertär albern, dass sie hundert Mal „Solche Blödheiten sollten wir nicht von uns geben“ schreiben sollten. Und der „echten“ Hip-Hop-Szene waren sie stets zu kommerziell. Was vor allem an ihrem Album „Außen Top Hits, innen Geschmack“ aus dem Jahr 1996 lag – mit den Nummern „Jein“ und „Silberfische in meinem Bett“. Die Stücke hörten sich an, als wären sie einem Lehrbuch für Hip-Hop-Produzenten entnommen. Das Resultat: „Fettes Brot“ verkaufte sich wie warme Semmeln. Das war den echten Szenefans zu viel des Guten.

Irgendwann Anfang dieses Jahrtausends schließlich konnten die triumphieren, denen „Fettes Brot“ nicht schmeckte: Boris, Renz und Schiffmeister schienen weg vom Fenster zu sein, ersetzt durch Gangster-Rapper aus dem deutschen Underground wie Sido und Kool Savas – man hörte keinen Mucks mehr von den Hamburgern.

Und dann kam „Emanuela“, 2005. Eine Dame, die den drei Hamburgern, inzwischen gute 30 Jahre alt, zu einem ordentlichen Comeback verhalf – und heuer sogar zum „Echo“-Preis.

Das Album „Am Wasser gebaut“, auf dem „Emanuela“ zu finden ist, behandelt untypischerweise für „Fettes Brot“ viele „Seelenthemen“: Erste Liebe – und sogar Not, Elend, Krieg. Letzteren veranstalten sie auch selbst – indem sie in einem Song gegen ihren Lieblingsfeind Kool Savas schießen. Was „echten“ Hip-Hoppern gefällt: Savas ist Lieblingsfeind von vielen.

Wer „Fettes Brot“ nun wieder/immer noch/endlich mag, kann das Trio auf dem Tollwood anschauen: Dort laden sie am Donnerstag, den 22. Juni, ab 19 Uhr, zur hamburgischen Hip-Hop-Party.

Artikel vom 14.06.2006
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