Die WM wird am Freitag mit 150 Kuhglocken eingeläutet

München - Ge(fuß)ballte Emotionen im Anmarsch

Bislang wird ein großes Geheimnis um die Eröffnungszeremonie im Stadion gemacht – aber so viel steht (vermutlich) fest: 150 Kuhglocken werden vor dem Anpfiff läuten.	 Foto: Archiv

Bislang wird ein großes Geheimnis um die Eröffnungszeremonie im Stadion gemacht – aber so viel steht (vermutlich) fest: 150 Kuhglocken werden vor dem Anpfiff läuten. Foto: Archiv

Die Angelegenheit ist geheim. So geheim, dass selbst besten Freunden nur äußerst kryptisch Auskunft gegeben wird. Es geht um die Eröffnungsfeier der Fußball-WM, die am Freitag, den 9. Juni, unmittelbar vor dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Costa Rica im hiesigen Stadion stattfinden soll. Rund 2.000 Menschen, vor allem Laiendarsteller, sollen daran mitwirken, die Show soll rund 20 Minuten dauern und eine Brücke schlagen zwischen bayerischem Brauchtum und moderner Kunst. So viel ist offiziell bekannt.

Außerdem weiß man, dass das Ganze vom Münchner Volkstheater-Intendanten Christian Stückl inszeniert wird, der als Leiter der Oberammergauer Passionsspiele durchaus Erfahrung mit Massenszenen und Laienspielern gesammelt hat, ansonsten aber äußerst unsportlich „mit Fußball nix am Hut“ hat und zudem leidenschaftlicher Kettenraucher ist.

Aller vertraglich zugesicherter Schweigepflicht zum Trotz sind nun einige Gerüchte über das Aussehen der Eröffnungsgala zu uns durchgesickert.

Etwa, dass 150 Männer aus Rinchnach (Landkreis Regen) mit 150 riesigen Kuhglocken Musik machen sollen, es, auch wenn das im Vorfeld für einige Belustigung im Ausland gesorgt hat, einige Plattler geben soll und einige der Münchner Freiwilligen mit Pelikankostümen auf den „heiligen“ Rasen laufen werden. Wieso das so ist und wie das Ganze am Ende wirklich aussieht, wird vor Freitag kaum mehr bekannt werden. Dann aber wird ein Milliardenpublikum aus der ganzen Welt vor dem Fernseher sitzen und die Augen auf München und die Allianz Arena richten, die während der WM bekanntlich nicht so heißen darf.

Auch sonst wird in der A.-Arena einiges anders sein, als bei den Heimspielen des FC Bayern und der Löwen. Den treuen Fußballfans wird im Stadion nicht das gewohnte bayerische Bier ausgeschenkt. Statt Paulaner und Hacker-Pschorr heißen die Biermarken während der WM nämlich Bitburger und Budweiser. Preußen-Pils und Ami-Plörre also statt Münchner Helles. Außerdem wird das WM-Bier richtig teuer: Vier Euro wird ein Plastikbecher mit 0,4 Liter Gerstensaft kosten. Happige zehn Euro also für eine Maß – da wird selbst die Wiesn zum Preisbrecher. Dort wird die Maß heuer übrigens höchstens 7,50 Euro kosten.

A propos Wiesn: Wer glaubt, dass die WM das touristische Großereignis Münchens werden wird in diesem Jahr, der täuscht sich. Die Welt mag zwar vielleicht in den nächsten vier Wochen zu Gast bei Freunden sein, wie der WM-Slogan verkündet, aber mit dem Touristenstrom zur Wiesnzeit wird das Menschenaufkommen während der WM nicht zu vergleichen sein. Sechs Spiele werden in der Münchner Arena stattfinden. Darunter auch touristisch vielleicht weniger interessante Matches wie Tunesien gegen Saudi-Arabien am 14. Juni oder Elfenbeinküste gegen Serbien am 21. Juni.

Ein Kracher wird allerdings bestimmt das Spiel der Brasilianer gegen Australien am 18. Juni werden. Für alle, die schon immer wissen wollten, wie Brasilianer feiern (oder, was zwar unwahrscheinlich ist, aber beim Fußball immer passieren kann: wie Brasilianer trauern), ist die Occamstraße an diesem Tag die beste Adresse. Auch falls die Brasilianer die WM gewinnen sollten, wird dort die Hölle los sein und Carnival do Rio gefeiert werden.

Heikel könnte es werden, falls Deutschland Gruppensieger wird und die Engländer in ihrer Gruppe Zweiter werden. Dann würde dieser Fußball-Klassiker am 24. Juni in München angepfiffen werden. Für Fußballfans sicher eine schöne Sache, leider aber auch für Hooligans. Sowohl Engländer, als auch Deutsche verfügen nämlich über sehr aktive und vor allem auch gewaltbereite Hooligan-Szenen. Vor Bildern vom verwüsteten Marienplatz hat in München nicht nur die örtliche Polizei Angst. Wollen wir hoffen, dass das bereits bei Champions-League-Spielen getestete und für gut befundene Sicherheitskonzept hält, was es verspricht.

Die Stadt München ihrerseits hat ihre Versprechen indes bereits eingehalten: Keine größere Baustelle sollte den WM-Besuchern das Fest verderben. Und siehe da – eine Woche vor der WM ist der neue Durchgangstunnel an der U-Bahnhaltestelle Marienplatz tatsächlich fertig geworden. Auch die Straßen- und Gleisarbeiten am Stachus, an der Orleansstraße und an der Corneliusstraße sind abgeschlossen.

Autofahrer, die es eilig haben, sollten während der WM allerdings nach den Spielen die Leopoldstraße meiden. Vor allem die Fans Italiens, Brasiliens, Kroatiens, Serbiens, Spaniens oder Portugals nutzen die Flaniermeile gerne für spontane Autokorsi und Straßenfeste. Doch eigentlich sollte ohnehin jeder, der sich ein bisschen für Fußball interessiert, die WM so ausführlich wie möglich verfolgen. Entweder im Stadion oder zu Hause. Oder in allen größeren Cafés und Kneipen so gut wie überall in der Stadt. Oder beim Fanfest im Olympiapark: Da gibt es nicht nur eine riesige Großbildleinwand, sondern auch günstigeres Bier als im Stadion. Die halbe Helles, zudem aus Münchner Produktion, kostet dort 3,50 Euro. Und vielleicht trifft man da ja auch auf jemanden, der einem ganz genau erklären kann, wie es so war auf dem Rasen mit dem Pelikankostüm. Von Filippo Cataldo

Artikel vom 01.06.2006
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