Der Freistaat verbietet das Festival »Music Kick« im Museumsviertel

Maxvorstadt · Rote Karte für WM-Fest

Die Idee, dass vor der Alten Pinakothek Stars wie die »Fantastischen Vier« auftreten, ist dem BA 3 zuwider. Foto: ras/VA

Die Idee, dass vor der Alten Pinakothek Stars wie die »Fantastischen Vier« auftreten, ist dem BA 3 zuwider. Foto: ras/VA

Maxvorstadt · Ballermann 6 statt Musentempel? Abzocke statt Atmosphäre? Ein Veranstalter hatte es für eine gute Idee gehalten, auf der Wiese südlich der Alten Pinakothek parallel zur FIFA WM 2006TM das vierwöchige Festival »Music Kick« abzuhalten – zum Ärger des örtlichen Bezirksausschusses, der sogleich lautstark dagegen protestierte. Mit Erfolg: Der Freistaat hat den Antrag des Party-Veranstalters zu Beginn dieser Woche abgelehnt.

Alljährliche Uni-Feten, Roller-Blade-Events und Streetlife-Festivals mit hunderttausenden Besuchern rauben manchen Bewohnern der Maxvorstadt den letzten Nerv. Dass nun ein Veranstalter vor wenigen Wochen beantragte, die Grünanlage vor der Alten Pinakothek vier Wochen lang für ein Festival zu nutzen, ist jetzt definitiv zu viel des Guten – finden zumindest die Mitglieder des Bezirksausschusses Maxvorstadt (BA 3). Und so appellierten sie ans Kreisverwaltungsreferat (KVR), diesem Plan die rote Karte zu zeigen: »Es ist in vieler Hinsicht unzumutbar, wenn ein Projekt derart kurzfristig in das behördliche Prüfungsverfahren gegeben wird«, schimpft BA-Chef Klaus Bäumler (CSU).

Flugs berief er eine Sondersitzung zum Thema ein, auf der ein zweiseitiges Schreiben an Kultusminister Thomas Goppel (CSU) verfasst wurde, mit der Bitte, »die im Eigentum des Freistaates Bayern stehende Grünanlage nicht für diese Veranstaltung zur Verfügung zu stellen«. Dies begründeten die Gremiumsmitglieder mit ihrer Befürchtung, das Viertel, das man in der Stadt als Herzstück in Sachen Kunst und Kultur kennt, könnte nun im Fußball-Gegröle untergehen.

Saufen statt Sinnieren? Jedenfalls werde das Grün vor der Alten Pinakothek durch Toilettencontainer, Absperrzäune und »Gastronomie-Installationen aller Art« verunstaltet, wenn das Festival genehmigt würde, wie Bäumler überzeugt ist. Und auch der Veranstalter selbst erwarte rund 14.000 Besucher pro Tag, zumal Superstars wie die »Fantastischen Vier« bei »Music Kick« auftreten würden. »Touristen sollen während der WM aber das traditionsreiche Bild der Alten Pinakothek mit der markanten Südfassade von Döllgast ohne derart verunstaltende Einrichtungen genießen können«, klagt Bäumler.

Ferner befürchtet der BA-Chef einen »Domino-Effekt«: Wenn einmal ein solches Ereignis erlaubt wird, sei anzunehmen, dass sich die Grünanlage künftig als »zweiter Königsplatz« etabliere: »Als ein weiterer dauerhaft installierter Ort also, auf dem es regelmäßig zu lärmenden Großereignissen kommt.«

Dieser Fall allerdings wird nun nicht eintreten, denn der Protest des Bezirksausschusses war erfolgreich: Der Freistaat teilte die Bedenken und kippte das Vorhaben. Dies ist übrigens der zweite Rückschlag für eine private WM-Initiative im Viertel: Auch das Projekt, am 9. Juni die »längste Biertafel der Welt« in der Ludwigsstraße zu errichten, wurde abgeblasen. Rafael Sala

Artikel vom 30.05.2006
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