Von der U-Bahn am Marienplatz bis zum heiligen Rasen ist alles im grünen Bereich

München - Reif für die WM

München ist fit für den Anpfiff: Hiesige U-Bahnen können ab Montag durch die rundum erneuerte U-Bahn-Station Marienplatz düsen, die Allianz-Arena kann – sofern alle Logos abmontiert sind – WM-Gäste empfangen. Foto: Pixelquelle

München ist fit für den Anpfiff: Hiesige U-Bahnen können ab Montag durch die rundum erneuerte U-Bahn-Station Marienplatz düsen, die Allianz-Arena kann – sofern alle Logos abmontiert sind – WM-Gäste empfangen. Foto: Pixelquelle

Henriette Wägerle ist eigentlich keine Fußballfanatikerin. Doch in ihrem jetzigen Job muss sie gezwungenermaßen eine werden: Die 49-Jährige ist Chefin des städtischen WM-Büros und damit Münchens Haupt-Organisatorin des großen Fußballfestes. In ihrem Büro laufen die Vorbereitungen für das Mega-Ereignis auf Hochtouren – wie überall in der Landeshauptstadt.

Wägerles sechsköpfiges Team koordiniert und organisiert sämtliche WM-Aktivitäten der Stadt. Das Büro ist zum Beispiel zuständig für den Aufbau der Servicezentrale am Marienhof, die eine wichtige Anlaufstelle für Touristen und Medienvertreter sein wird. Auch das große Fanfest im Olympiapark, der Treffpunkt für all die Fußballfreunde, die keine Karte ergattert haben, ist im WM-Büro konzipiert worden. Im Park werden 56 Spiele auf Großleinwand übertragen, dazu gibt es ein Veranstaltungsprogramm mit Musik aus vielen Teilnehmerländern. So haben sich etwa aus Finnland die „Leningrad Cowboys“, aus Mexiko „Panteon Rococo“ und aus Good Old Germany unter anderem die „Waikiki Beach Bombers“ angekündigt.

Und damit nicht genug: Wägerle ist auch erste Ansprechpartnerin für die Vertreter aus den Gastnationen: „Wir helfen bei der Unterkunftssuche, klären ab, welche Bedeutungsträger sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen, und sorgen dafür, dass sich die fremden Länder den Münchner Gastgebern präsentieren können.“ Deutschlands Erstrundengegner Costa Rica etwa stellt sich den Einheimischen im Deutschen Museum vor. Besonders am Herzen liegt Wägerle ihre Idee, ganz München mit Fähnchen einzudecken: Die ein Euro teuren Mini-Flaggen mit dem Logo der Image-Kampagne „München mag dich“ sollen die Gäste aus aller Welt willkommen heißen. Vom Verkauf jeder Fahne gehen 50 Cent an das Deutsche Herzzentrum.

Wägerle selbst beschreibt sich als „eher moderaten Fan“. Als Kind hatte sie zwar auf der Straße gekickt, beruflich hatte sie jedoch lange Zeit rein gar nichts mit dem runden Leder zu tun: Von 1990 an arbeitete sie im Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft, wo sie zur Leiterin der Abteilung Beschäftigungspolitik aufstieg. Zwischenzeitlich hatte sie bei der Bundesregierung in Berlin einen ähnlichen Posten inne, ehe sie vor zwei Jahren an die Spitze des im Wirtschaftsreferat angesiedelten WM-Büros berufen wurde: „Das ist schon ein unheimlich spannender Karriereabschnitt – auch wenn es viel Arbeit ist!“

Über mangelnde Beschäftigung in Bezug auf die WM können sich auch die Kollegen aus den anderen Referaten nicht beklagen. „Ich könnte ihnen jetzt eine 30-Seiten-Schilderung schicken“, meint Christopher Habl, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats (KVR). Die Behörde sieht sich jedenfalls gut gerüstet für das Turnier: „Das Verkehrs-, das Katastrophenschutzkonzept und das Parkleitsystem stehen“, berichtet der Sprecher. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Derzeit klärt die Behörde vorrangig noch Detailfragen im Veranstaltungsbereich, „also wer noch wann was belegt“.

Das Tourismusamt ist derweil vorrangig damit beschäftig, den Ansturm der globalen Medien in geordnete Bahnen zu lenken. Die Behörde erteilt Drehgenehmigungen, organisiert Stellplätze für Übertragungswägen und gibt Tipps für Drehorte und Themen: „Wir achten schon darauf, dass sich nicht alles um Fußball dreht, sondern auch gezeigt wird, was München sonst zu bieten hat“, erklärt Amtssprecherin Hedda Manhard.

Das Baureferat hatte die meiste Arbeit mit der Bahnsteigerweiterung der U-Bahn-Station Marienplatz. Bei den aufwendigen Umbauarbeiten wird die Fläche der Bahnsteige verdoppelt, um das auch ohne die WM schon ständig steigende Fahrgastaufkommen zu bewältigen. Wegen des Termindrucks aufgrund des unerbittlich näher rückenden Turniers war man gezwungen, die Arbeiten bei laufendem Betrieb durchzuführen. Am Montag jedoch ist der Stress vorbei – der runderneuerte U-Bahnbereich wird in Betrieb gehen.

Der Marienplatz ist aber bei weitem nicht die einzige Baustelle, die dieser Tage geschlossen wird: Die Gleisarbeiten am Karlsplatz und in der Orleansstraße, die Straßenbaumaßnahmen an der Ecke Prälat-Zistl-/ Corneliusstraße sowie in der Heinrich-Wieland-Straße, dazu die Arbeiten an den Fernwärmeleitungen in der Ackermannstraße und der Ingolstädter Straße sollen allesamt zum Monatsende abgehakt sein. Keine einzige Baustelle soll zur WM den Blick auf die Innenstadt und die Umgebung des Olympiaparks sowie der Allianz-Arena trüben.

Die Arena selbst ist zwar der neueste und modernste Fußballtempel aller WM-Standorte, doch auch an ihr werden unter Federführung der FIFA noch diverse Schönheitskorrekturen vorgenommen, um sie fit für die WM zu machen. So musste etwa der gesamte Rasen ausgetauscht werden, da die Spielfläche in allen Stadien dieselbe sein soll. Um alle Medienvertreter unterzubringen, muss ferner die Pressetribüne ausgebaut werden. Für Fernsehteams werden alle erdenklichen Übertragungspositionen eingerichtet, dazu entsteht vor der Arena ein Hospitality-Bereich für die V.I.P.s unter den WM-Gästen.

Bekanntermaßen werden außerdem die Werbeschriftzüge sämtlicher Firmen entfernt, die nicht zum Sponsorenkreis der WM zählen – unter anderem auch der der Allianz. „Wir liegen mit unseren Vorbereitungen im Zeitplan“, versichert OK-Sprecher Stefan Eiermann: „Am 9. Juni, um 18 Uhr, wird die Arena neu erstrahlen – hoffentlich im Sonnenlicht.“ Dafür, dass die WM nicht von finsteren Elementen ruiniert wird, ist die Münchner Polizei zuständig: Seit über zwei Jahren präpariert sie sich, um für Hooligans, potenzielle Terroristen, aber auch die erfahrungsgemäß ansteigende Kleinkriminalität gewappnet zu sein.

Man nutzte die Champions-League-Partien des FC Bayern als Probelauf, nahm an mehreren Großübungen zum Katastrophenschutz teil und organisierte zahllose Seminare und Infoveranstaltungen – wobei besonders auf die Schulung der jüngeren Polizisten geachtet wurde. Schließlich muss nicht nur für die Sicherheit der sechs Spiele gesorgt werden – auch beim Fanfest im Olympiapark, diversen Großübertragungen, dem Medienzentrum in Riem, den Trainingsstätten und Unterkünften der Teams und der „kritischen Achse“ zwischen Hauptbahnhof und Marienplatz, ist die Präsenz der Ordnungshüter gefragt.

Speziell die vergangenen Wochen seien besonders stressig gewesen, berichtet Polizeisprecher Martin Winkler. Nun aber sei eine „Zeit des Durchschnaufens“ gekommen: „Von uns aus könnte es jetzt losgehen.“ Mit der Meinung steht er sicher nicht alleine da. Von Martin Hoffmann

Artikel vom 24.05.2006
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